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Von Pandit Rajmani Tigunait

Ein Blick auf unsere gewalttätigen Tendenzen

Wenn gewaltfreie Instinkte von negativen, gewalttätigen Kräften überlagert werden, wird ein Mensch noch weitaus gefährlicher als alle Kreaturen in der Wildnis. Glücklicherweise kommt so etwas relativ selten vor – nur ein Bruchteil der Menschheit verkrüppelt die eigenen menschlichen Tugenden, indem es die gewalttätigen Tendenzen des inneren Tieres nährt. Gewalt ist eine Anomalie, und alle Gesellschaften haben Methoden, um offenkundig gewalttätige Individuen vom Rest von uns zu isolieren.

Der Mensch ist im Normalfall nicht gewalttätig. Selbst das Verletzen oder Töten unserer Feinde vermeiden wir üblicherweise. Und doch treffen andere diese Entscheidungen in unserem Namen. Die Frage ist: Wer sind diese anderen? Sind sie wirklich so anders als wir? Sind sie nicht unsere Vertreter? Als unsere Vertreter müssen sie in gewisser Weise das vertreten, was wir fühlen. In gewisser Weise sind wir alle in Gewalt verwickelt. In gewisser Weise suchen wir sie und haben Freude an ihr, sonst wären Krieg und Blutvergießen nicht so weit verbreitet.

Gewalt kann nicht abgeschafft werden, indem man jemand anderem die Schuld zuschreibt. Wir können sie nur beenden, indem wir unsere eigenen Gedanken und Gefühle durchleuchten. Wir Menschen sind Meister der Selbsttäuschung. Um nicht auf die Stimme unseres eigenen Herzens zu hören, um die Last der Schuld zu verringern und um unsere unmenschlichen Taten zu rechtfertigen, finden wir großartige und distanzierende Worte, um unser Handeln zu beschreiben. So verwenden wir beispielsweise das Wort „Opfer“, um einen verstümmelten oder getöteten Menschen zu bezeichnen. Psychologen zufolge erlauben uns solche Worte, uns mit Beschreibungen von Gewalt zu arrangieren. Die Begriffe „Kollateralschaden“ und “ Bombenteppich“ sind weitere Beispiele. Diese Begriffe werden verwendet, um die Fakten zu beschönigen, damit die Zivilbevölkerung nicht in Panik gerät und ein Ende der Gewalt fordert. Weiterlesen

Lesedauer 6 Minuten

Von Swami Rama

Auszug einer Rede anlässlich von Guru Purnima, dem jährlichen Tag zu Ehren des Lehrers,
dokumentiert in seiner Biographie „Zur elften Stunde: Swami Rama

Heute werde ich euch anlässlich von Guru Purnima erzählen, was ein ›Guru‹ ist. Die Menschen haben dazu viele falsche Ansichten. Das Wort Guru ist ein heiliges Wort. Tatsächlich verwenden wir dieses Wort nicht allein für sich. Es wird immer ergänzt durch Deva. Wir sagen immer Gurudeva. Das Wort Guru bezeichnet ›einen, der das Dunkel der Unwissenheit vertreibt‹. Gurudeva bedeutet ›göttliches Wesen, das leuchtende Sein, welches das Dunkel der Unwissenheit vertreibt‹. Gurudeva ist der eine, der in der innersten Kammer des Herzens wohnt und uns in allen Situationen und unter allen Umständen des Lebens führt. Er ist das innere Licht.

Viele Leute meinen, dass der Guru ein bestimmter Mensch sei. Das ist ein großer Fehler. Genauso wie ihr, ich und jedermann wird dieser menschliche Guru geboren und stirbt irgendwann, wogegen der ›Gurudeva‹ unsterblich ist. Er ist ungeboren und weder Tod noch Verfall oder Zerstörung unterworfen. Vom Beginn der Geschichte an haben die Menschen versucht, Führung zu erhalten von diesem Guru, von jenem Lehrer, Priester oder Swami. Doch bis heute hatten sie damit keinen Erfolg. Egal wie viele Bücher ihr lest und bei wie vielen Lehrern oder Priestern ihr lernt, nie werdet ihr vollkommen frei sein von euren Zweifeln und Ängsten. Solange ihr nicht frei seid von Zweifeln und Ängsten, könnt ihr euch nicht von ganzem Herzen euren Übungen zuwenden. Solange ihr nicht mit ganzem Herzen übt, könnt ihr keine direkte Erfahrung erlangen. Ohne direkte Erfahrung könnt ihr keine wirkliche Tröstung finden. Weiterlesen