Schlagwortarchiv für: Sankhya

Lesedauer 5 Minuten

Von Wolfgang Bischoff

Liebe Menschen,

Am 9. Oktober 2022 erstrahlt der Herbstvollmond am azurblauen Himmel. Lasst uns gemeinsam von 21 bis 22 Uhr still werden, jede an ihrem Platz und das Phänomen der spirituellen Schulung kontemplieren.

Wir sollten beim Üben der Konzentration, Kontemplation und Meditation immer daran denken, dass, wenn wir einen Fortschritt in diesen Übungen erlangen wollen, wir drei Fortschritte im Erüben der Yamas und Niyamas, der Verhaltensvorschläge im Umgang mit Anderen und mit mir selbst machen sollten.

Das Pflegen des Wohlgefühls durch all unsere Übungen sollte immer gleichzeitig eine soziale Ausrichtung zum Wohle der Menschheit beinhalten. Jedoch beginnt dann – sobald wir uns von der Gewalt im Inneren sowie auch im Äußeren, die alle Menschen bindet, befreien, indem wir sie überwinden lernen – eine vitale Auseinandersetzung mit unserem eigenen Ego und den Neigungen, Phänomene gut oder schlecht zu finden. Wir erkennen, dass wir uns bisher immer mit unseren Handlungen und deren Früchten identifiziert haben, uns als Objekte empfunden haben und das Subjekt des gesamten Prozesses aus den Augen verloren haben. Weiterlesen

Lesedauer 10 Minuten

Von Rolf Sovik

Als ich ein Kind war, versammelte sich unsere Familie jedes Jahr zur Weihnachtszeit im Haus einer Großtante. Tante Anna, eine Frau mit einem warmen Herzen, liebte es, an den Weihnachtsfeiertagen die Freuden ihrer Küche mit uns zu teilen, doch für uns Kinder war der Höhepunkt des Abends die Angelpartie im Haus. Nachdem der Nachtisch serviert und genug Kaffee verteilt worden war, um den norwegischen Heißhunger zu stillen, stocherte jedes Kind abwechselnd mit einer Angelrute aus Bambus in einer Decke, die in einem Türrahmen hing. An der Angelrute war eine Schnur befestigt und am Ende der Schnur eine Sicherheitsnadel. Ein Kind nach dem anderen hielt die Angelrute, während die Nadel an einem speziell ausgewählten Geschenk befestigt wurde – ein Preis, der erst nach einigem spielerischen Heben und Ziehen an der Schnur zum Vorschein kam.

Das Bemühen um Frieden ist eine Notwendigkeit im Leben.

Wenn es an der Zeit war, sich zum Angeln zu versammeln, liefen die Emotionen oft aus dem Ruder. Alle Kinder rannten, um einen Platz in der Nähe der Tür zu ergattern. Die Kleinen weinten, weil sie aus dem Weg gestoßen wurden, und die älteren Jungen versuchten spielerisch, einen Blick hinter den Vorhang zu werfen – und verkündeten der aufgeregten Gruppe lautstark ihre Entdeckungen. In diesem Moment schritten die Erwachsenen ein, um Frieden zu stiften und verletzte Gefühle zu besänftigen: Ein Onkel mit einer klangvollen Stimme rief den Raum wieder zur Ordnung; kleine Kinder bekamen einen Platz in der ersten Reihe, und die größeren Kinder wurden nach hinten gestellt. Wir wurden alle daran erinnert, uns ruhig zu verhalten, um die Fische nicht zu erschrecken – ein Ratschlag, der die Aufregung immer wieder beruhigte. Nach einer auffallend lauten Ansage des Namens des ersten Anglers (wegen des schlechten Gehörs hatte der Teich gelegentlich das falsche Geschenk hervorgebracht, was zu einigen heiklen Verhandlungen führte), begann das Angeln.

Shanti Patha

Das Bemühen um Frieden ist eine Notwendigkeit im Leben – nicht nur, um eine lärmende Versammlung zu beruhigen, sondern auch, um uns selbst zu beruhigen, auf einer subtileren Ebene. Ein von Herzen kommender Ruf nach Frieden ist ein mächtiges Mittel, um Ordnung und Sinn wiederherzustellen. Er beruhigt die Aufregung, stärkt unsere innere Entschlossenheit und fördert das Gefühl der Leichtigkeit, das es uns ermöglicht, unsere Handlungen gekonnt auszuführen. Um sinnvoll zu sein, benötigt der Ruf nach Frieden jedoch ein gewisses Maß an innerer Stärke und Autorität. Wenn wir nicht erkennen, wie es sich anfühlt, wenn uns der Frieden entgleitet – und dann wieder angemahnt wird – wird die Bitte um Frieden zu einem leeren Ritual. Weiterlesen

Lesedauer 6 Minuten

Von Rolf Sovik

Wie wir in vorigen Beiträgen der Serie „Yoga als Heilkunst“ gesehen haben, hat das Kämpfen mit Schmerzen Nebenwirkungen. Es erhöht den Stresslevel, vergrößert die schmerzhaften Symptome und führt zu Angst und Entmutigung. Es liegt in der Natur des Schmerzes, dass er eskaliert, wenn wir gegen ihn kämpfen. Wie kann unsere Beziehung zu Schmerz und Leiden weniger zu einem Kampf werden?

Der erste Schritt ist es, zu verstehen, was Schmerz wirklich ist, und der zweite Schritt ist es, unsere Einstellung zum Schmerz zu ändern. Es ist nicht so, dass der Schmerz selbst notwendigerweise aufhören wird – vielmehr wird sich unsere Erfahrung des Schmerzes ändern. Der Schmerz lässt nach, sobald wir in der Lage sind, unseren eigenen Griff zu lockern und aufhören, uns an ihn zu klammern. Das ist befreiend: Es erlaubt uns, mehr von unserer Zeit und Anstrengung in unser spirituelles Streben zu investieren, anstatt von körperlichem, geistigem und emotionalem Leiden belastet zu werden. Dann können wir beginnen, die Wege des Yoga und der Heilung neu zu beschreiten. Weiterlesen