Der Mensch ist ein Tier, das sich doch von den übrigen Tieren unterscheidet. Die Philosophien der Menschheitsgeschichte werden nicht müde, dies zu betonen, unter Bezug auf unseren großartigen Intellekt. In der Tat ist der menschliche Intellekt (von lateinisch intellectus - Erkenntnisvermögen, Einsicht, Verstand) ein großes Geschenk, was uns das Universum im Laufe unserer Evolution zuteil werden ließ. Eines der faszinierendsten Kinder unseres Intellekts ist die schiere, grenzenlose Kreativität, die der menschliche Geist an den Tag legen kann. Sei es, um rein mentale Konstrukte aufzubauen - wie etwa komplexe Geschichten und Theorien. Oder noch viel augenfälliger, in der Art und Weise, wie der Mensch immer ausgefallenere physische und zunehmend auch virtuelle Objekte erschafft, zu seinem eigenen Nutzen und zu seinem Amüsement oder seiner ästhetischen Befriedigung - oder allem zusammen.
Ganz gleich, ob wir als Mensch persönlich an der Erschaffung all dieser mentalen, physischen und virtuellen Konstrukte beteiligt waren oder auch nicht, unser Intellekt, egal wie groß oder klein, nutzt diese Auswürfe der kollektiven Kreativität allzu gerne und oft auch ziemlich unreflektiert. Der Intellekt fühlt sich dadurch in sich selbst bestätigt und verfestigt immer mehr seinen Glauben, alleiniger Herrscher "im Hause" zu sein. Unser als "tierisch" gebrandmarkter Instinkt dagegen, wird dabei vom Intellekt nur zu oft gnadenlos in die Ecke gedrängt. Stattdessen installiert der Intellekt dann einen Ableger von sich selbst, den er - wie der sprichwörtliche Wolf im Schafpelz - als "höheren Instinkt" ansieht, der in Wahrheit jedoch oft lediglich das Resultat einer lange antrainierten Weltsicht ist. Je nach Training dieser Weltsicht, die von vielen äußeren Faktoren unserer Sozialisation und unserem mehr oder weniger selbst gewählten Umfeld abhängen, mag dieser intellektualisierte Instinkt mehr oder weniger konstruktiv für unser Leben sein. Er kann uns zu einem als positiv empfundenen Leben führen oder uns immer tiefer in den Strudel von Irrungen und Wirrungen des ewigen Leidens - auch bekannt als "Hölle auf Erden" - hineinziehen.