Weltfrieden beginnt bei uns selbst – der Schlüssel dazu ist Selbsttransformation durch Prinzipien des Yoga
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Von Michael Nickel
Die Menschheit führt seit Tausenden von Jahren Krieg – ohne Unterlass. Im Jahr 2020, in dem wir uns in Deutschland kollektiv an der Corona-Pandemie gerieben haben und von Kriegen in den Medien kaum etwas zu hören war, tobte dennoch weltweit die Kriegsmaschinerie. Laut letzter Erhebung des Heidelberg Institute for International Conflict Research (HIIK, siehe Conflict Barometer 2020, Heidelberg Institute for International Conflict Research) bestanden 2020 insgesamt 359 größere Konflikte, von denen 220, also rund 60 Prozent gewaltsam ausgetragen wurden. Das HIIK stuft alle Konflikte auf einer Skala von 1 (Streitigkeit) bis 5 (Krieg) ein. Im Jahr 2020 wurde 21 Konflikte in Stufe 5 geführt – ausgewachsene Kriege – und 16 Konflikte in Stufe 4 – begrenzte Kriege.
Obwohl einer dieser begrenzten Kriege der Stufe 4 – der Konflikt im Donbas in der Ukraine – in den letzten Jahren mitten vor unserer Haustüre in Europa schwelte, war dies oft nur wenig mehr als eine Randnotiz in den Nachrichten und noch weniger als das, in den Köpfen vieler Menschen im deutschsprachigen Raum. Doch im Frühjahr 2022 hat sich dieser Konflikt zu einem ausgewachsenen Stufe-5-Konflikt entwickelt. Der Krieg ist nach einer langen Phase des subjektiv empfundenen Friedens vor unserer Haustüre angekommen. Im Gepäck hat dieser Krieg aufwühlende Bilder von Toten, Verletzten, von menschlichen Tragödien, Traumatisierungen, Flüchtlingsströmen. Wo man auch hinblickt, nimmt man dieser Tage Ängste, Ratlosigkeit, Wut und Hilflosigkeit war, die mit voller Wucht in unsere immer noch relativ heile Welt in Europa einfällt.
Antworten auf existenzielle Fragen, die Krieg aufwirft
Viele Menschen im deutschsprachigen Raum haben in dieser intensiven, fordernden Zeit die Erfahrung gemacht, dass ihnen die mediale Omnipräsenz des Krieges nicht guttut. Dennoch können viele nicht anders als sich in jeder freien Minute über den Verlauf des Krieges zu informieren – trotz des Wissens, dass es nichts am Weltgeschehen ändert und dass es lediglich den Krieg in unser Inneres trägt.
Natürlich ist es wichtig, sich ein Bild des Weltgeschehens zu machen, und natürlich ist es wichtig, sich mit dem Thema Krieg generell auseinanderzusetzen und seinen Standpunkt zu finden. Doch ändert dies die Welt? Führt dies dazu, dass weniger Konflikte bestehen? – Angesichts der Dimension, die der Informationskrieg im Ukraine-Konflikt angenommen hat, bleibt uns wohl nur das Eingeständnis, dass unsere persönliche Beschäftigung mit Information zum aktuellen Geschehen nur wenig dazu beiträgt, einen grausamen Krieg zu beenden und Frieden zu finden. Anstelle dessen breiten sich in immer stärkerem Maße Polarisierungen aus – Konzepte in unseren Köpfen von Gut und Böse, die unsere eigene Urteilskraft schwächen, anstatt Frieden in die Welt zu bringen. Die Frage lautet also vielmehr: Wie kommt der Frieden unter uns Menschen? Wo fängt Weltfrieden an? Was habe ich damit zu tun?
Das inspirierende Buch Warum wir kämpfen – Yoga-Weisheit zu Krieg und Frieden: Inspirationen und achtsame Übungen für Gewaltlosigkeit, Mitgefühl und anhaltenden Frieden in deinem Umfeld und der Welt aus der Feder des Yoga-Philosophen Pandit Rajmani Tigunait bietet Antworten. Der Autor ist ein Mensch, den ich persönlich als einen sanftmütigen Meister kennengelernt habe, und als Menschen, der schon sein ganzes Leben lang das praktiziert, was er lehrt. In diesem Buch beschäftigt er sich mit den oben genannten existenziellen Fragen nach dem Zusammenhang zwischen uns selbst und dem Weltfrieden. Er bietet uns Antworten und Erklärungen aus der Yoga-Weisheitslehre der Upanishaden, des Yoga Sutra und der Bhagavad Gita. Der Tenor all dieser Weisheitslehren bringt klar zum Ausdruck, dass Weltfrieden bei uns beginnt – bei jedem Einzelnen von uns.
Der Schlüssel dazu ist die Veränderung unserer Sicht- und Handlungsweisen. Die Yoga-Weisheitslehren bieten uns alle Mittel an, um eine solche Selbsttransformation zu erreichen. Selbsttransformation? – Das hört sich furchtbar anstrengend an! – Ist es jedoch nicht! Genau das Gegenteil ist der Fall! Folgen wir den alten Weisheitslehren, so erfahren wir Schritt für Schritt, wie unser Geist – und damit auch unser Herz – befreit wird von Identifikationen, die wenig bis gar nichts Konstruktives zu unserem Leben beitragen.
Wir müssen menschlich werden
Und genau jene fehlgeleiteten Identifikation sind es, die uns dazu verleiten, uns abzugrenzen, immer und immer wieder, auf allen Ebenen, von unserer Selbstwahrnehmung als Individuum, über Gemeinschaften, den wir uns zugehörig fühlen, bis hin zur Ebene politischer Nationen. Yoga erinnert uns dagegen immer wieder an das, was uns alle gleich macht – das Prinzip der Essenz des Lebendigen. Eine Essenz, die nicht wertet, eine Essenz, die uns unser Leben schenkt, damit wir mit unserer nahezu grenzenlosen menschlichen Kreativität so umgehen, dass nichts anderes, in dem diese Essenz des Lebendigen steckt, zu schaden kommt. Stichwort Gewaltlosigkeit. Dabei müssen wir weder göttlich, noch heilig werden, sondern schlicht und ergreifend menschlich.
In diesem Sinne geht das Thema weit über die oberflächliche Semantik von „Krieg“ und „Frieden“ hinaus. Die in diesem Buch vermittelten Prinzipien und Kontemplationen helfen uns also nicht nur dabei, Krieg und Frieden und unseren eigenen Bezug dazu besser zu verstehen und selbst zu einem Menschen zu werden, der im eigenen Umfeld nach besten Möglichkeiten Freundlichkeit und Frieden verbreitet. Es erlaubt uns auch, über die Prinzipien der Gewaltlosigkeit Wege zu finden, mit unserer gesamten globalen Natur und Umwelt in Frieden zu existieren. In Zeiten des globalen Klimawandels ein Muss für die Menschheit. Wenn nicht um der Natur selbst willen, dann doch um das Wohl der Menschheit willen: Schon jetzt lässt sich vorhersehen, dass die Kombination aus geopolitischem Geschehen in der Ukraine, Welternährungslage und Klimawandel zu einer globalen Krise führen wird, die in realen Konflikten und weiteren Kriegen um Ressourcen münden wird, wenn die Menschheit nicht die Abbiegespur findet.
Ein Weckruf an uns Menschen
Dasselbe gilt auch für das große Thema Wasserversorgung der Menschheit. Aufgrund des nationalen Egoismus weltweit – ein Egoismus, der aberkennt, dass der Zugang zu Wasser ein Grundrecht jedes Menschen sein sollte – zählt das Pacific Institute in seiner Water Conflict Chronology (siehe The World’s Water: Information on the World’s Freshwater Resources – Water Conflict, Pacific Institute) bereits 926 schwerwiegende Konflikte um Wasser weltweit während der gesamten dokumentierten Geschichte der Menschheit. Davon 466 im Zeitraum zwischen 2010 und 2021, also beinahe 50%. Dies weist auf einen fatalen Trend hin, der so weitergehen wird.
All diese angerissenen Konflikte und Konfliktpotentiale stellen einen deutlichen Weckruf an uns dar: Mensch wach auf! Finde Frieden in dir und werde so zu einem Keim des Friedens in deiner Familie, deiner Gesellschaft, deinem Land und schließlich der ganzen Menschheit in der Überwindung der unheilvollen Abgrenzung von „mein“ und „dein“.
Den Weg dahin weist uns die althergebrachte, aber ewig beständige Weisheit der spirituellen Traditionen der Welt. Dies dokumentiert eindrücklich der letzte Teil dieses Buches. Wir richten im Hauptteil des Buches unseren Blick jedoch auf die Yoga-Weisheit, insbesondere die der Upanishaden, des Yoga Sutra und der Bhagavad Gita und lassen uns von diesen tiefergehend inspirieren.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Vorwort zum Buch Warum wir kämpfen – Yoga-Weisheit zu Krieg und Frieden: Inspirationen und achtsame Übungen für Gewaltlosigkeit, Mitgefühl und anhaltenden Frieden in deinem Umfeld und der Welt von Pandit Rajmani Tigunait. Das Buch erschien im April 2022 als deutsche Erstausgabe als Softcover im Agni Verlag. Du erhältst das Buch im Online-Shop des Agni Verlags, über unseren Amazon Verlagsshop oder im gutsortierten örtlichen Buchhandel. Die PDF Flipbook-Vorschau zu „Warum wir kämpfen“ findest Du auf der Buchseite im Agni Verlag Webshop.