Agni-Magazin
Frühjahr 2021
Deines Lebens!
Worüber hast Du Dich heute schon gefreut?
Heute habe ich mich erfreut, dass ich genügend gelbe Farbe kaufen konnte, weil wir gerade im Studio die Wand sprayen. Unser Logo kommt ganz groß an die Wand, ich möchte gerne, dass es schön leuchtet und Freude bringt.
Was bedeutet »Lebensfreude« für Dich?
Ehrlich gesagt, ist es ein Grundbedürfnis, und für mich der Grund gewesen, überhaupt mit Yoga anzufangen. Mein erster Kontakt mit Yoga war ganz klar: Ey Mann, es ist erlaubt, glücklich zu sein! Es ist eigentlich unser Normalzustand, so wie wir geboren werden. Insofern bedeutet es mir alles, weil es die Basis ist für alles, was man macht. Nur dann hast du die Möglichkeit mit viel Vertrauen etwas anzugehen, dich etwas zu stellen, was vielleicht schwierig wird. Oder etwas zu tun, auch wenn es vielleicht nicht viel Freude macht und trotzdem etwas zu finden, was dich inspiriert. Also ein absolutes Grundbedürfnis. …
In der ersten Folge dieser Serie „Yoga als Heilkunst“ haben wir uns angesehen, was die Bhagavad Gita als die vier Ziele des Yoga identifiziert: Heilung, persönliches Wachstum, Selbstentfaltung und schließlich Erleuchtung. Diese vier Ziele liegen im Herzen der Yoga-Praxis. Auch wenn wir insgeheim oder offen nach persönlichem Wachstum streben und die letzten beiden Ziele uns als spirituell Suchende ansprechen, werden die meisten Menschen zuerst durch den Wunsch nach Heilung auf körperlicher, emotionaler oder spiritueller Ebene zum Yoga hingezogen. Es ist wichtig, frei von Schmerz und Leiden zu sein, damit wir alles erfahren können, was Yoga zu bieten hat. Dies ist also der erste Schritt. Schauen wir uns an, was die Bhagavad Gita über die intrinsische Natur des Yoga als heilende Kraft sagt.
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Frühjahr 2021 –
ZeitpunktHeilung finden und aufblühen mit Yoga
Lesedauer 11 Minuten
Von Michael Nickel
Freust Du Dich auch so sehr über die Blüten, die uns die Natur im Frühjahr schenkt? – Das Frühjahr ist die Zeit des Aufblühens und des Neuanfangs, nachdem sich im Spätherbst und Winter der überwiegende Teil der Natur zurückgezogen hat und in die Ruhe gegangen ist. Bildlich gesprochen möchten wir Menschen wohl alle gerne das Gefühl des Aufblühens und des dauerhaften Blühens in unserem Leben haben. Doch nicht immer ist das der Fall. Nicht immer gelingt es uns, die Rahmenbedingungen dafür zu finden oder zu schaffen. Oft scheinen äußere Umstände dagegen zu stehen, die wir nicht beeinflussen können. Doch oft liegen jene Hindernisse, die unser Aufblühen verhindern, in uns selbst, auch wenn dies nicht immer auf den ersten Blick sichtbar ist. Die Yoga-Philosophie spricht in diesem Zustand von den Hindernissen oder Behinderungen auf unserem Yoga-Weg und Lebenspfad. Es ist als Konzept von Antaraya in Yoga Sutra 1.30 ausgeführt.
Antarayas nach Yoga Sutra
Körperliche, mentale und emotionale Herausforderungen und Einschränkungen spielen in diesem Kontext wohl die herausragendste Rolle. Daher steht in Yoga Sutra 1.30 auch der Begriff der Krankheit oder des unausgewogenen Zustandes an erster Stelle. Dementsprechend ist das Beseitigen der Hindernisse, welche unserem Aufblühen im Wege stehen, oftmals – oder vielleicht sogar immer – ein Prozess der Heilung. Dies ist vielleicht nicht immer so offensichtlich, was vor allem daran liegt, wie wir im Deutschen heutzutage das Wort Heilung verwenden. Daher macht es unter umständen mehr Sinn, in diesem Zusammenhang vom „heil werden“ anstatt vom „heilen“ zu sprechen, auch wenn es letztlich ein und dasselbe ist.
Was „Heilung“ oder „Heil sein“ bedeutet
Das Wort Heilung steht stark im Spannungsfeld von „evidenzbasierter Medizin“ und „alternativer Heilmethoden“ und es existieren gar gestzliche Vorgaben zum Umgang mit „Heilversprechen“. Kein Wunder, dass wir in diesem Kontext weitgehend vergessen haben, dass das Wort Heilung in seiner Abstammung vom germanischen haila nicht nur „gesund“, sondern auch „ganz“ im Sinne von“ komplett“, „vollständig“ bedeutet. In anderen Worten, „heil sein“ ist ein Zustand in dem nichts fehlt. Heilen oder heil werden bedeutet dementsprechend, einen Zustand zu erreichen, in dem wir uns auf allen Ebenen vollständig fühlen.
Hoppla! Wenn wir Heilung so betrachten, dann sehen wir schnell, dass wir alle, jede und jeder einzelne von uns, in vielerlei Hinsicht des Heilwerdens oder der Heilung bedürfen. Insbesondere in der andauernden Zeit der Pandemie scheint es, dass der Mehrheit an allen Ecken und Enden des eigenen Seins etwas fehlt. Sei es durch äußere oder selbstgewählte Beschränkungen oder das Auf und Ab an Ereignissen und Meinungen rund um die Eindämmung der Pandemie. Sind nicht all die polarisierenden Diskussionen, die wir so weit verbreitet finden ein Ausdruck des Bedarfs, als Einzelwesen und als Gemeinschaft wieder heil zu werden? Vielfach wird schlicht übersehen, wie selbstschädigend unser Umgang mit anderen und uns selber in der Pandemie geworden ist. Und das auf ganz vielen Ebenen, was uns letztlich wieder zu den Antarayas aus Yoga Sutra 1.30 bringt.
Doch was ist dann eigentlich Heilung aus Sicht des Yoga? Genau um dieses Thema soll es im Schwerpunkt in dieser sich dynamisch entwickelnden Frühjahrs-Edition im Agni-Magazin gehen: Yoga und Heilung – Was verbirgt sich hinter diesen oft gemeinsam genannten Schlagworten?
Zunächst einmal hilft es vielleicht dabei, uns dem Thema „Yoga und Heilung“ zu nähern, wenn wir den Wortursprung von Yoga wörtlich nehmen, als „Verbindung“. Dann wird aus den Schlagworten „Yoga“ und „Heilung“ plötzlich „Verbindung“ und „Heilung“, was wir dann leicht als „Verbindung zum Ganz-Werden“ lesen können. Swami Rama, betont in seiner Autobiographie genau dies im Epilog zu einer Gruppe von Kapiteln, die sich rund um das Thema Heilung drehen:
Es geht also darum, die Selbstheilungskräfte zu entfalten
Es ist wichtig, sich dies immer wieder vor Augen zu halten! Beim Thema „in einen Zustand zu kommen, in dem nichts fehlt“ geht es um Kräfte der Selbstheilung. Was oft esoterisch klingt kann ganz nüchtern auch naturwissenschaftlich betrachtet werden. Moderne wie traditonelle Heilverfahren, Medikamente, Kräuter, Hausmittel und Co haben alle eines gemeinsam: Die Heilung wird von ihnen nicht von außen vollbracht und erzeugt, auch wenn das manche so glauben mögen – sie unterstützen die Heilung lediglich von außen. Die Heilung ist ein Prozess, der im Innern geschieht. Es ist ein Prozess der durch unsere physiologischen und mentalen, emotionalen Selbstheilungskräfte aktiv zustande gebracht wird. Und ja, dieser Prozess lässt sich selbstverständlich durch alles, was wir als Heilverfahren und Medikamente von außen anwenden, unterstützen, lenken, beeinflussen, beschleunigen und modulieren. Doch das ist es auch schon.
In anderen Worten, die Reparatur all der Aspekte, in denen wir „unvollständig“ sind oder uns „unvollständig fühlen“ wird nicht von außen erbracht, sondern vollständig durch uns selbst. Wie in allen konstruktiven Prozessen wird ein weiser Mensch dann alles an Hilfsmitteln hinzunehmen, was den Prozess unterstützt. Sollte man meinen. Doch wir sind oft meilenweit davon entfernt. Nicht nur, weil wir oft zu sehr an die Macht der äußeren Hilfsmittel – wie Medikamente, Operationen, Ärzte, Therapeuten, etc. – alleine glauben.
Heilung finden und aufblühen mit Yoga