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Von Wolfgang Bischoff

Ihr Lieben,

am 28. Oktober 2023 erstrahlt der Herbstvollmond am sternenklaren Himmel. Lasst uns gemeinsam von 21 bis 22 Uhr still werden entsprechend der Aufforderung: „Oh Mensch halt inne und besinne Dich!“ In diesen gewalttätigen Zeiten lohnt es sich, die Texte der Weisen zu kontemplieren.

Vor über 200 Jahren schrieb Johann Wolfgang von Goethe

in seinem Gedichtfragment „Die Geheimnisse“ :

Doch, wenn ein Mensch* von allen Lebensproben
Die sauerste besteht, sich selbst bezwingt:
Dann kann man ihn mit Freuden Andern zeigen,
Und sagen: das ist er, das ist sein eigen!

Denn alle Kraft dringt vorwärts in die Weite,
Zu leben und zu wirken hier und dort;
Dagegen engt und hemmt von jeder Seite
Der Strom der Welt, und reißt uns mit sich fort:
In diesem innern Sturm und äußern Streite
Vernimmt der Geist ein schwer verstanden Wort:
Von der Gewalt, die alle Wesen bindet,
Befreit der Mensch sich, der sich überwindet.

*im Original steht hier „Mann“, aber im Kontext wird allgemein von Mensch gesprochen.

Vor 2500 Jahren schrieb Lao-tzu

 

Wer im Einklang mit sich und der Geistigen Welt ruht,
versucht nicht, die Welt mit Waffengewalt zu erobern.
Wo immer Armeen regieren, wachsen dornige Büsche.
Nach einem fürchterlichen Krieg folgen schlimme Jahre.
Selbst ein Sieg ist wie eine Beerdigung.
Je mehr Tabus und Hemmungen es in der Welt gibt, desto ärmer werden die Menschen.

Je schärfer die Gefäße sind, die die Menschen besitzen, desto mehr Verwirrung herrscht in der Gesellschaft. Je schlauer und verschlagener die Menschen sind, desto öfter geschehen seltsame Dinge, und je ausgeprägter die Gesetze und Verordnungen sind, desto mehr Räuber und Diebe gibt es.

Deshalb sagt der Weise:

Ich mache kein Aufhebens, und die Menschen transformieren sich selbst.
Ich liebe die Stille, und die Menschen lassen sich in ihren gewohnten Bahnen nieder.
Ich engagiere mich in nichts, und die Menschen werden reich.
Ich habe keine Wünsche, und die Menschen kehren zur Einfachheit zurück.
Ein guter Soldat ist nie aggressiv;
Ein guter Kämpfer ist nie wütend.
Die beste Art, einen Feind zu besiegen, ist es ihn für sich zu gewinnen, indem man ihn nicht verärgert.
Die beste Art, einen Mann zu beschäftigen, ist, unter ihm zu dienen.
Das nennt man die Tugend des Nicht-Strebens.
Dies wird die Nutzung der Fähigkeiten der Menschen genannt.
Das nennt man, mit dem Himmel verheiratet zu sein wie in alten Zeiten.

 

Ich wünsche euch eine erkenntnisreiche, stille Stunde

In liebevoller Verbundenheit

Wolfgang