Schlagwortarchiv für: Yoga-Philosophie

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Antworten von Pandit Rajmani Tigunait

Frage Agni-Magazin: In deinen Vorträgen und Büchern wird oft auf die Himalaya-Tradition und die Tradition von Sri Vidya verwiesen. Kannst du uns erklären, was diese Begriffe bedeuten und wofür sie stehen?

Pandit Rajmani Tigunait sagt dazu: Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als würde die Himalaya-Tradition zu einer bestimmten geografischen Region gehören, doch das ist nicht der Fall. Sie bezieht sich stattdessen auf einen erhabenen Bewusstseinszustand, der durch die höchsten Gipfel der Welt repräsentiert wird, und auf das reine, unverfälschte Wissen und die Erfahrung, die durch den immerwährenden Schnee des Himalaya vermittelt werden. Weiterlesen

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Von Rolf Sovik

Unsere Yoga-Praxis ist von Natur aus eine fortwährende Angelegenheit. Die Vorwärtsbeuge von heute weckt eine Vorstellung davon, wie wir die Haltung morgen angehen, und die Stille, die wir in der Meditation von morgen suchen, wird durch die Art und Weise, wie wir unser Leben heute leben, vorbereitet. Und während unsere Fähigkeiten im Yoga allmählich reifen, wächst auch unser allgemeines Verständnis davon, was Yoga ist – zumindest diese Hoffnung inspiriert uns. Weiterlesen

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Von Michael Nickel

Rund um Pfingsten 2022 wandelte ich in und um Assisi, sowie in La Verna, auf den Spuren des Heiligen Franz von Assisi. Schon lange fasziniert mich, was dieser spirituelle Meister uns Menschen an Inspiration hinterlassen hat und ich fühlte mich dazu hingezogen, sein Leben etwas zu erkunden, indem ich in die Landschaft und den Raum eintauchte, in der Franziskus einst gelebt hat und die seit Hunderten von Jahren ein Ziel von Pilgern und Suchenden darstellt.

Diese Reise hat mich sehr berührt, weil es am Ende eine Reise zu mir selbst wurde, mit sehr vielen Aspekten der Selbstreflexion. Besonders beeindruckt haben mich dabei die „kleinen“ und auf den ersten Blick vielleicht sogar unscheinbaren Orte seines Wirkens, insbesondere die Felsnischen von La Verna in der Toskana und die kleinen Kapellen Porzinucola, San Masseo und San Damiano, sowie das Felsenkloster Eremo delle Carceri.

Zwei Dinge haben mich dabei besonders fasziniert: Zum Einen die Intensität der Erfahrung einer spirituellen Präsenz – etwas, das in der Yoga-Philosphie als Kshetra (Feld) bezeichnet wird. Man könnte sagen, dass es die Summe all dessen darstellt, was Menschen über die Zeit in diesem Raum an Energie hinterlassen haben – begonnen bei Franziskus, der Heiligen Klara, über ihre vielen Schwestern und Brüdern im Orden, bis hin zu all den Generationen von spirituellen Suchenden bis zum heutigen Tag. Weiterlesen

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Von Pandit Rajmani Tigunait

Vorbemerkung: In den zehn Jahren, die seit dem ersten Erscheinen dieses Artikels (in Englisch) vergangen sind, haben Wut und Gewalt die Welt weiter erschüttert. In den Jahren 2021 und 2022 haben wir den wütenden Angriff auf das US-Kapitol im Zusammenhang mit den Wahlen erlebt, die weit verbreitete Wut, die in vielen Formen zum Ausdruck kam, ausgelöst durch die Anordnungen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie, und einen Krieg, der durch die Wut Russlands über die Annäherung der Ukraine an den Westen und den Widerstand gegen den russischen Einfluss ausgelöst wurde. Dies sind nur einige Beispiele von vielen. Dieser Artikel gibt Einblick in die Wurzeln von Wut und Gewalt und bietet eine spirituelle Lösung an.

Seit Jahrhunderten leben wir mit der Hoffnung, dass sich eines Tages die Wahrheit durchsetzen, das Mitgefühl triumphieren und die Liebe alles besiegen wird. Doch hat sich diese Hoffnung jemals erfüllt? Buddha wurde vergiftet, Christus wurde gekreuzigt, und Gandhi wurde erschossen. Und warum? Weil irgendjemand wütend war. Abraham Lincoln und Martin Luther King Jr. haben für ihren Idealismus mit ihrem Blut bezahlt. Was haben wir falsch gemacht? Für mich liegt die Antwort auf der Hand: Wir haben die Botschaft der Wut und die Maßnahmen, die sie erfordert, ignoriert. Weiterlesen

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Von Swami Rama

Ich war müde und erschöpft und schlief in meinem Sessel ein. Mein Schlaf dauerte bis Mitternacht, als mein Traum mich aufweckte und ich mich verwandelt und in ein anderes Reich transportiert fand. Manchmal berühre ich den Zustand der Ekstase, und während dieser Zeit schwebe ich mühelos und gehe mit dem tiefsten Gefühl von Glück und Freude ins Leere. Ich habe alle Wunder der Welt gesehen, doch diese Erfahrung war so seltsam wundervoll, dass sie sich meiner Beschreibung entzieht.

Diese Erfahrung brachte mich zu der Erkenntnis, dass Träume etwas Einzigartiges offenbaren können, das im Wach­zustand nicht bekannt sein kann. In Sanskrit wird ein solcher Zustand »unmani« genannt. Es gibt keine Entsprechung dieses Wortes im Deutschen, deshalb nenne ich es einen Traum. Es ist ein Zwischenzustand zwischen Wachen und Schlafen. Weiterlesen

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Antworten von Pandit Rajmani Tigunait

Frage Agni-Magazin: Bietet Yoga ein Mittel gegen die Angst?

Pandit Rajmani Tigunait sagt dazu: Im Yoga Sutra (2:3) zählt Patanjali fünf Bedrängnisse auf: Avidya, Unwissenheit; Asmita, falsches Gefühl der Selbstidentität; Raga, Anhaftung; Dvesha, Abneigung; und Abhinivesha, Angst vor dem Tod. Im Sanskrit ist das gebräuchliche Wort für Angst Bhaya. Doch Patanjali hat das Wort Bhaya nicht verwendet. Stattdessen benutzte er das Wort Abhinivesha, und das aus gutem Grund. Es setzt sich aus drei Wörtern zusammen: abhi + ni + vesha – zwei Vorsilben, die dem Wort vesha hinzugefügt werden. Abhi bedeutet „von allen Seiten und aus allen Richtungen“. Ni bedeutet „vollständig, in jeder Hinsicht, in jeder möglichen Bedeutung“. Vesha bedeutet „eintreten“. Abhinivesha ist also etwas, das in alle Aspekte unseres Seins eindringt und sie durchdringt; es dringt aus jeder Richtung, auf jede Art und Weise, in jeder Hinsicht ein und durchdringt jeden noch so kleinen Winkel unseres Körpers und Geistes. Das ist die Natur der Angst. Wenn sie einmal da ist, breitet sie sich einfach aus. Es gibt keinen Virus in der Schöpfung, der so mächtig ist und sich so schnell ausbreitet wie die Angst. Weiterlesen

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Von Michael Nickel

Die Menschheit führt seit Tausenden von Jahren Krieg – ohne Unterlass. Im Jahr 2020, in dem wir uns in Deutschland kollektiv an der Corona-Pandemie gerieben haben und von Kriegen in den Medien kaum etwas zu hören war, tobte dennoch weltweit die Kriegs­maschinerie. Laut letzter Erhebung des Heidelberg Institute for International Conflict Research (HIIK, siehe Conflict Barometer 2020, Heidelberg Institute for International Conflict Research) bestanden 2020 insgesamt 359 größere Konflikte, von denen 220, also rund 60 Prozent gewaltsam ausgetragen wurden. Das HIIK stuft alle Konflikte auf einer Skala von 1 (Streitigkeit) bis 5 (Krieg) ein. Im Jahr 2020 wurde 21 Konflikte in Stufe 5 geführt – ausgewachsene Kriege – und 16 Konflikte in Stufe 4 – begrenzte Kriege. Weiterlesen

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Von Michael Nickel

so langsam geht der Sommer in den Herbst über und endlich sind auch mal wieder Wolken am Himmel und der Regen spendet das herrliche nass, ohne das Natur und Mensch langfristig verkümmern würden.

Ein Blick auf die Nebelschwaden und ihre ewige Veränderlichkeit

Während ich dies schreibe, entfaltet sich um mich herum nach einer herrlichen Meditation auf dem Balkon ein wunderbarer Morgen. Ich sitze im Bregenzer Wald auf 1500 m Höhe, umgeben von Bergluft, höre dem Regen zu, der auf das Dach trommelt und das Fallrohr der Dachrinne hinuntergluckert. Dabei betrachte ich die Nebelschwaden, die ganz gemächlich und fast schon majestätisch aus dem Tal nach oben wallen und den Blick auf den gegenüberliegenden Berghang mit ihren sich immer verändernden Strukturen garnieren, wie bewegliche Sahnehäubchen … Weiterlesen

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Von Wolfgang Bischoff

Liebe Menschen,

Am 12. August erstrahlt der Vollmond und läutet so langsam die Herbstzeit ein. Die Jahre gehen schnell vorüber, jedoch ist die Zeit etwas sehr Relatives. Sie ist sehr bedeutsam in der Welt der Realität, des Werdens. In der Welt des reinen Seins jedoch verliert sie an Bedeutung. Zu dieser Welt des Seins lasst uns gemeinsam, jede an ihrem Platz, Kontakt aufnehmen. Lasst uns still werden und den Augenblick in seiner Schönheit, seiner Erhabenheit genießen.

Ich möchte mit euch eine Erfahrung teilen, die ich mit Swami Rama hier in meinem Haus  erlebt habe und seine Unterrichtung danach. Es gibt viel Kritik an Swami Rama, aber seine Unterrichtung war einmalig, einfach und wesentlich. Immer wieder wies er darauf hin, dass wir zwischen der Welt der Form, seiner individuellen Person, unterscheiden lernen müssen und dem, was die Meister des Himalayas lehren, was zeitlos und inspirierend ist. Weiterlesen

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Von Michael Nickel

„Die Welt ist zum verrückt werden!“ – Oder nicht? – Ohne Zweifel leben wir in einer Zeit, in der die Meisten von uns täglich mit mehr Herausforderungen konfrontiert werden, als uns gut tut. Aber sollen wir deswegen wirklich gleich verrückt werden? – Zum Glück muss es soweit nicht kommen. Die Yoga-Philosophie mit ihrer grundlegend konstruktiven Sichweise auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest bringt es ja in Yoga Sutra 2.16 schön auf Sanskrit zum Ausdruck: „heyam dukham anagatam“ – oder zu gut Deutsch: „Zukünftiges Leid ist vermeidbar“. Und zwar vermeidbar im Sinne von: es muss sich für uns nicht manifestieren. Es heißt jedoch nicht, dass wir den Kopf in den Sand stecken und die Dinge an uns vorbei ziehen lassen oder dass wir vor den Herausforderungen der Welt davonlaufen. Diese Sichtweise auf unsere Handlungsspielräume als Mensch sagt lediglich: wir können die Dinge so tun, dass das Leid ausbleibt.

„Potentielles zukünftiges Leid kann vermieden werden!“

Man könnte nun natürlich einwenden: „Ich hab doch keinen Einfluss auf das große Weltgeschenen, wie soll ich also das Leid vermeiden, das durch Krieg, Hunger, Energiekrise, Inflation, Materialmangel und was noch alles in der Welt entsteht?“ – Na, ist beim Lesen dieser Begriffe der Blutdruck schon hochgegangen? Der Puls schneller geworden? Die Laune in den Keller gegangen? – Sorry, aber da sind wir dann schon wieder beim persönlichen Leid! Doch nicht wegklicken jetzt, es kommt ja besser! Was in Yoga Sutra 2.16 angesprochen wird, hat wirklich Hand und Fuß: wir müssen nicht an potentiellen Dingen leiden, die noch nicht eingetreten sind. Die Yoga-Traditionen geben uns die Werkzeuge dazu in die Hand, um vor Leid geschützt zu sein. Weiterlesen