Schlagwortarchiv für: Berge

Lesedauer 7 Minuten

Von Michael Nickel

so langsam geht der Sommer in den Herbst über und endlich sind auch mal wieder Wolken am Himmel und der Regen spendet das herrliche nass, ohne das Natur und Mensch langfristig verkümmern würden.

Ein Blick auf die Nebelschwaden und ihre ewige Veränderlichkeit

Während ich dies schreibe, entfaltet sich um mich herum nach einer herrlichen Meditation auf dem Balkon ein wunderbarer Morgen. Ich sitze im Bregenzer Wald auf 1500 m Höhe, umgeben von Bergluft, höre dem Regen zu, der auf das Dach trommelt und das Fallrohr der Dachrinne hinuntergluckert. Dabei betrachte ich die Nebelschwaden, die ganz gemächlich und fast schon majestätisch aus dem Tal nach oben wallen und den Blick auf den gegenüberliegenden Berghang mit ihren sich immer verändernden Strukturen garnieren, wie bewegliche Sahnehäubchen … Weiterlesen

Lesedauer 6 Minuten

Von Swami Rama

Buchauszug aus seinem Buch
Mein Leben mit den Meistern des Himalayas – Erfahrungen eines modernen Weisen und Yogi

In meinen jungen Jahren streifte ich gewöhnlich durch die Berge. Morgens bestieg ich die Berggipfel in fünf bis acht Kilometern Ent­fernung von der Klause, in der ich mit meinem Meister lebte. Ausgerüstet war ich mit einem langen Stab, der mir beim Klettern half und ich hatte das Tagebuch und einige wenige Stifte bei mir. Nach dem 15. September beginnt es im Himalaya zu schneien. Doch ich unternahm weiterhin ausgiebige Streifzüge zu den umliegenden Berggipfeln und sang dabei die Hymnen der göttlichen Mutter. Von Zeit zu Zeit kam mir der Gedanke, dass mein Leben denen gehörte, die unserer Tradition folgen. Ich scherte mich nicht um meine Individualität, aber ich war mir der Tradition der Weisen, der ich folgte, immer bewusst. Obwohl ich die Disziplin viele Male gebrochen habe und aufsässig war, wurde mir stets vergeben. In dieser Phase wurden mir etliche tiefgründige psychologische und spirituelle Erfahrungen zuteil. Manchmal war mir wie ein König zumute, jedoch unge­achtet der Bürde einer Krone auf dem Kopf. Ohne menschliche Gesellschaft und Kommunikation zu sein, schenkte mir großen Frieden und Gelassenheit. Mir wurde klar, wie friedvoll die Natur ist. Sie stört nur diejenigen, die sich selbst stören, doch sie lehrt jene Weisheit, die ihre Schön­heit bewundern und wertschätzen. Das gilt besonders für den Himalaya.

Der Reichtum an Schönheit in der Blumenvielfalt im Himalaya

In diesen Bergen ist eine Vielfalt an Blumen zu finden. Wer poetisch veranlagt ist, könnte von den schneebedeckten Berggipfeln aus die mit Blüten übersäten Hänge als prächtige Blumensträuße wahrnehmen, in der Art wie sie ein ergebener Schüler seinem Gurudeva überreichen würde. Gewöhnlich saß ich in der Umgebung jener natürlichen Blumenrabatten und starrte in den Himmel, um ihren Gärtner zu suchen.

Unter all den Blumen, die in den Himalaya-Tälern wachsen, sind die Lilien und Orchideen die allerschönsten. Hunderte von Lilien-Varietäten blühen nach Ende des Winters und manchmal bis zum Beginn des ersten Schnees. Die Orchideen des Himalayas sind ungleich exquisiter als alle anderen Blumen. Die Bergkakteen erblühen unerwartet in der mondhellen Nacht. Sie scheuen die Sonnenstrahlen und vor Sonnenaufgang ziehen die Blütenblätter ihre Pracht zurück, um niemals wieder aufzugehen. Unter der großen Blumenvielfalt des Himalayas gibt es über ein­hundert­fünfzig Rhododendron-Varietäten. Die auffälligste Art ist blau und weiß. Rosa und rote Varianten sind häufig und es existiert eine andere Spielart, die vielfarbige Blütenblätter hat. Im Sommer sind oft ganze Täler mit Rhodo­den­dronblüten überzogen.

Die Lehre des Schneelotus: Ganz alleine bedeutet »all im Einen«

Der König der Himalaya-Blumen aber ist der Himkamal oder »Schneelotus«, eine extrem seltene Pflanze. Eines Tages wanderte ich durch die Berge und sah ein einzelnes Exemplar so groß wie eine Untertasse, das zwischen zwei Steinen hervor wuchs und halb im Schnee begraben war. Ich sah diesen bezau­bernden Schneelotus an und in meinem Kopf entspann sich einen Dialog mit ihm. Ich fragte: »Warum bist du ganz alleine hier? Deine Schönheit ist dafür gemacht, bestaunt zu werden. Du solltest dich jemandem schenken, bevor deine Blütenblätter abfallen und wieder zu Staub werden.« Als eine Brise an seinem Stängel rüttelte, schüttelte er sich und beugte sich in meine Richtung, wobei er erwiderte: »Du denkst, ich bin einsam, so ganz alleine? Ganz alleine bedeutet »all im Einen«. Ich genieße diese Höhe, die Reinheit, den Schutz des blauen Schirms über mir.«

Ich wollte die Blüte pflücken und überlegte, die komplette Pflanze voll­ständig heraus zu ziehen und meinem Meister zu bringen. Ich verglich mein eigenes Leben mit diesem Lotus und sprach, wie ein unvernünftiges, freudiges Kind: »Was wird geschehen, wenn ich deine Blütenblätter zermal­me?« Der Schneelotus antwortete: »Ich werde froh sein, denn mein Duft wird sich überall hin ausbreiten und der Zweck meines Lebens wird erfüllt sein.«

Ich zog den Himkamal samt Wurzeln heraus und brachte ihn zu meinem Meister, doch er war nicht angetan davon. Er hatte es nie gemocht, Blüten und ihre Düfte zu nutzen, abgesehen von wenigen Gelegenheiten, in denen er mich anwies, Blüten aus dem Wald für Opfergaben zu sammeln. Das war das letzte Mal, dass ich je eine Blume gepflückt habe. Ich empfand, dass ich Mutter Natur dadurch beraubt hatte, dass ich ihr Kind aus ihrem Schoß entriss. Anmut ist dazu da, um sie zu bewundern, nicht um benutzt, besessen oder zerstört zu werden. Ästhetische Wahrnehmung entwickelt sich, sobald wir lernen, die Naturschönheiten wertzuschätzen.

Alleinsein im beständigen Fließen des Lebens

Um mein Bedürfnis zu befriedigen, alleine zu sein, wanderte ich hierhin und dorthin. Ich bewunderte die Natur, indem ich nichts weiter tat, als in ihr zu sein. Manchmal begab ich mich zu den Gletscherbächen hinunter, um den Kräuselwellen zuzusehen, die sich fortwährend kreuzten, während sie sich vorwärts bewegten. Die Flüsse und Bäche, die von den Gletscherhöhen strömten, sahen wie viele lange Haarlocken aus. Die Musik, die von solchen Gebirgsbächen erzeugt wird, ist reichlich beschwingend. Gewöhnlich ver­glich ich den Lebensstrom mit diesen ewig-strömenden Wasserläufen und beo­bachtete, wie Massen an Wasser, in Richtung Ozean fließend, doch kei­nen Leerraum hinterlassen. Die Strömung kehrt sich nie um, andere Wasser­massen schließen die Lücke. Eine immerwährende Kontinuität. Diese Flüsse sind wie das beständige Fließen des Lebens. Stundenlang konnte ich solche eiskalten Ströme betrachten, wie sie von den Gletschern und Wasser­fällen herunterflossen. In mondhellen Nächten glänzten Bäche wie Ufer gleicher­maßen wie Silber.

 

Das Buch von Swami Rama „Mein Leben mit den Meistern des Himalayas – Erfahrungen eines modernen Weisen und Yogi“ erschien 2018 als deutsche Neuübersetzung als Hardcover in Leinen-Einband im Agni Verlag. Du erhältst das Buch im Online-Shop des Agni Verlags, über unseren Amazon Verlagsshop oder im gutsortierten örtlichen Buchhandel. Die PDF Flipbook-Vorschau zu „Mein Leben mit den Meistern des Himalayas“ findest Du auf der Buchseite im Agni Verlag Webshop.

Die Bilder zeigen einen Schneelotus, dem der Gründer und Herausgeber des Agni Verlag 2019 am Berg Kailash begegnet ist.

Lesedauer 4 Minuten

Kurzinterview mit Michael Nickel

Los geht’s lieber Michael, lass uns über Lebensfreude reden:

Worüber hast Du Dich heute schon gefreut?

Über das Rotkehlchen das bei uns im Garten wohnt und das dort mit seinem schönen roten Bauch mit den Christrosen-Blüten im winterlichen Garten um die Wette strahlt – ganz besonders, wenn die Sonne so wie vorher kurz heraus kommt. Einfach herrlich!


Was bedeutet »Lebensfreude« für Dich?

Meine persönliche Lebensfreude ist meine eigene Schöpfung! Ganz im Sinne des fast gleichlautenden Zitates von Swami Rama. Früher dachte ich, meine Lebensfreude sei von allen möglichen Dingen und Menschen in der Welt abhängig. Aber das ist sie nicht. „Die Freude am Leben zu sein“ ist tief in uns verankert. Seit ich dies als persönliche Erfahrung gemacht habe, sind von außen stimulierte Freuden, wie das Rotkelchen oder Blumen im Garten, einfach ein i-Tüpfelchen obendrauf, oder die Sahnehaube, die das „leckere“ Am-Leben-Sein, noch schmackhafter machen. Weiterlesen

Lesedauer 3 Minuten

Von Swami Rama

Sitzt man morgens oder abends auf den Gipfeln der Berge, kann man sich rundherum an Schönheit laben. Ein spiritueller Mensch versteht dann, in welcher Form solche Ästhetik ein untrennbarer Aspekt des Göttlichen ist, dessen Attribute Satyam, Shivam, und Sundaram sind – Wahrhaftigkeit, Ewig­keit und Anmut. Dies ist das Land der Devas. Im Himalaya sind die Morgen­dämmerung (Usha) und die Abenddämmerung (Sandhya) – wenn Tag und Nacht sich vermählen – nicht nur Momente, die durch die Erd­­rotation er­zeugt werden, sondern sie haben eine zutiefst symbolische Bedeutung. Weiterlesen