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Lesedauer 6 Minuten

Von Aradhana Petryszak

Ahimsa (Gewaltlosigkeit) – der erste und wichtigste der fünf Yamas (Selbst-Beschränkungen), die im Yoga Sutra beschrieben werden – fordert uns auf, so zu leben, dass wir keinem Lebewesen in Gedanken, Worten oder Taten Schaden zufügen. Das gilt auch für uns selbst! In seiner reinen Form ist Ahimsa der spontane Ausdruck der höchsten Form der Liebe – eine bedingungslose positive Wertschätzung für jeden und alles.

Wenn unser Leben gut läuft, scheint es leicht zu sein, Ahimsa zu praktizieren. Aber wenn sich Stress und Angst auftürmen, verflüchtigen sich unsere besten Absichten, wie ich vor vielen Jahren auf dramatische Weise erfahren habe. Eines Tages, als ich frisch verheiratet war, wurde mein Mann wütend und nannte mich dumm. Ich wurde so wütend, dass ich rot sah und den Sinn für alles um mich herum verlor. Blind griff ich nach dem erstbesten Gegenstand, der mir in die Hände fiel (in diesem Fall ein Buch mit festem Einband) und warf es ihm an den Kopf. Zum Glück hat er sich geduckt. Es dauerte einen Moment, nachdem das Buch gegen die Wand geknallt war, bis ich wieder zu mir kam und mir bewusst wurde, dass ich es geworfen hatte. Als ich wieder normal atmen konnte, war ich fassungslos. Schließlich praktizierte ich Yoga und griff nicht einfach Leute an. Nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht hatte, kam ich zu dem Schluss, dass ich die verrückte Art und Weise, wie mein Mann mit mir sprach, nicht ändern konnte, aber ich konnte die Art und Weise ändern, wie ich reagierte.

Indem wir unsere gewohnheitsmäßigen Reaktionen und ihre Folgen beobachten, können wir lernen, innezuhalten, durchzuatmen und uns neu zu orientieren.

Nach diesem Vorfall begann ich zu beobachten, was passierte, wenn mein Temperament aufflammte, und erkannte, dass ich mir selbst als Erstes Schaden zufügte. Ich merkte, wie sich alles – mein Körper, mein Atem, meine Gedanken – verkrampfte und unruhig wurde. Ich verlor meine Mitte. Ich wurde ohnmächtig und Gegenstände flogen. Die Weisen sagen, dass wir zuerst in uns selbst Frieden finden müssen, um ein friedliches, harmonisches Umfeld zu Hause, am Arbeitsplatz oder in unserer Gemeinschaft zu schaffen. Das ist ein Prozess. Indem wir unsere gewohnheitsmäßigen Reaktionen und ihre Folgen beobachten, können wir lernen, innezuhalten, tief durchzuatmen und uns neu zu orientieren. Wenn wir uns zurückziehen und beobachten, können wir uns entscheiden, auf eine neue, liebevollere und akzeptierende Weise zu reagieren. Weiterlesen

Lesedauer 11 Minuten

Von Pandit Rajmani Tigunait

Auszug aus seinem Buch „Die Weisheit der Meister des Himalayas

Der König und das Geheimnis der vierundzwanzig Gurus

Eines Tages, als der große Weise Dattatreya noch ein Kind war, kam der König eines Nachbarlandes, um den Ashram zu besuchen, und weil seine Eltern weg waren, begrüßte der Junge den Gast im Palast. Als Dattatreya für das Wohlergehen des Besuchers sorgte, nahm der König eine innere Freude wahr, welche vom Gesicht des Jungen ausging. Und als er erkannte, dass dies ein spontaner Ausdruck der inneren Schönheit der Seele des Jungen war, war er sicher, dass Dattatreya mit großer Weisheit gesegnet war. Neugierig zu erfahren, wie jemand so jung und zugleich so weise sein kann, befragte der König den Jungen, und der folgende Dialog entfaltete sich.

König: »Ihr habt bei Euren Eltern gelernt?«

Dattatreya: »Es gibt viel zu lernen von allen und allem, nicht nur von meinen Eltern.«

König: »Dann habt Ihr einen Lehrer? Wer ist es?«

Dattatreya: »Ich habe vierundzwanzig Gurus [spirituelle Meister].«

König: »Vierundzwanzig Gurus in so einem zarten Alter? Wer sind diese?«

Das Beste geben – in Bewegung bleiben – ein Licht sein

Dattatreya: »Mutter Erde ist mein erster Guru. Sie lehrte mich, all jene, die mich zertrampeln, zerkratzen und verletzen, liebevoll in meinem Herzen zu halten, genau wie sie es tut. Sie lehrte mich, ihnen mein Bestes zu geben, und erinnerte mich daran, dass die Handlungen jener aus deren Sicht normal und natürlich sind.« Weiterlesen