Schlagwortarchiv für: Agni Verlag

Lesedauer 7 Minuten

Von Michael Nickel

Die Kultur der Empörung, die uns Menschen polarisiert und unsere Gesellschaft spaltet, und die letzlich unserer Wut und unserem Zorn freien Lauf gewährt, scheint sich in den letzten Jahren wie ein Krebsgeschwür ausgebreitet zu haben. Ein Symptom dafür mögen die vielen sinnlosen Gewalt- und Zerstörungsorgien sein, die sich in Deutschland an Silvester 2022/23 abgespielt haben – ausgeübt von frustrierten, zornigen Menschen, die sich vom Lauf der Welt um das betrogen fühlen, was eigentlich jedem Menschen von Geburt an zustehen sollte: innerer und äußerer Frieden von extremen Lebensbedingungen, seien es Krieg, Vertreibung, Unterdrückung oder Angst davor, sich das Leben nicht mehr „leisten zu können“. Die resultierende Diskussionen fokussiert sich ganz auf die Extreme, auf Schubladen und auf „Bestrafung“ – und vergisst dabei, dass all das nur die Spitze eines Eisberges ist, der in unserer Gesellschaft und in uns einzelnen Menschen tief in dunklen Wassern liegt: Unsicherheit, Enttäuschung, Frustration, Angst und daraus resultierende Wut und Zorn scheinen als latente Aggression überall zu lauern – selbst da, wo man es nicht erwarten würde. Weiterlesen

Lesedauer 10 Minuten

Von Michael Nickel

„Die Welt ist zum verrückt werden!“ – Oder nicht? – Ohne Zweifel leben wir in einer Zeit, in der die Meisten von uns täglich mit mehr Herausforderungen konfrontiert werden, als uns gut tut. Aber sollen wir deswegen wirklich gleich verrückt werden? – Zum Glück muss es soweit nicht kommen. Die Yoga-Philosophie mit ihrer grundlegend konstruktiven Sichweise auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest bringt es ja in Yoga Sutra 2.16 schön auf Sanskrit zum Ausdruck: „heyam dukham anagatam“ – oder zu gut Deutsch: „Zukünftiges Leid ist vermeidbar“. Und zwar vermeidbar im Sinne von: es muss sich für uns nicht manifestieren. Es heißt jedoch nicht, dass wir den Kopf in den Sand stecken und die Dinge an uns vorbei ziehen lassen oder dass wir vor den Herausforderungen der Welt davonlaufen. Diese Sichtweise auf unsere Handlungsspielräume als Mensch sagt lediglich: wir können die Dinge so tun, dass das Leid ausbleibt.

„Potentielles zukünftiges Leid kann vermieden werden!“

Man könnte nun natürlich einwenden: „Ich hab doch keinen Einfluss auf das große Weltgeschenen, wie soll ich also das Leid vermeiden, das durch Krieg, Hunger, Energiekrise, Inflation, Materialmangel und was noch alles in der Welt entsteht?“ – Na, ist beim Lesen dieser Begriffe der Blutdruck schon hochgegangen? Der Puls schneller geworden? Die Laune in den Keller gegangen? – Sorry, aber da sind wir dann schon wieder beim persönlichen Leid! Doch nicht wegklicken jetzt, es kommt ja besser! Was in Yoga Sutra 2.16 angesprochen wird, hat wirklich Hand und Fuß: wir müssen nicht an potentiellen Dingen leiden, die noch nicht eingetreten sind. Die Yoga-Traditionen geben uns die Werkzeuge dazu in die Hand, um vor Leid geschützt zu sein. Weiterlesen