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Lesedauer 10 Minuten

Von Rolf Sovik

Der Schmerz negativer Emotionen – unsere Sorgen, Ängste, Eifersucht und Wut – ist genauso real wie körperlicher Schmerz. Obwohl wir mit unseren emotionalen Schmerzen genauso natürlich umgehen wie mit einem verstauchten Knöchel oder einem entzündeten Zahn, sind emotionale Schmerzen oft schwer zu lindern. In Zeiten der Angst kann es zum Beispiel schwierig sein, zu erkennen, wovor wir Angst haben. Wut hat oft mehr damit zu tun, dass wir unser Revier verteidigen, als dass wir wissen, worauf wir wütend sind. Und Traurigkeit über eine verlorene Beziehung kann leicht mit Bitterkeit oder Sehnsucht nach einem neuen Partner verwechselt werden. Wenn wir emotionalen Schmerz angehen wollen, müssen wir lernen, uns selbst klar zu sehen.

Emotionalen Schmerz zu lindern ist schwieriger, wenn wir defensiv reagieren. Die beiden gängigen Methoden, um mit dieser Art von Schmerz umzugehen – ihn zu unterdrücken oder ihn auf die Welt um uns herum zu projizieren – bieten nur vorübergehende Erleichterung. Unterdrückung ist das Bemühen, unangenehme Gedanken und Gefühle aus dem Bewusstsein zu verdrängen (nicht an sie zu denken), doch sie tauchen einfach wieder auf, wenn wir uns nicht vor ihnen schützen. Projektion bedeutet, dass wir die Ursache für unsere Gefühle jemandem oder etwas außerhalb von uns selbst zuschreiben – zum Beispiel das Wegschleudern eines Golfschlägers nach einem schlechten Schlag. Indem wir unsere Wut auf den Schläger projizieren, trennen wir uns für einen Moment von der Frustration, einen schlechten Schlag gemacht zu haben, doch damit ist nichts gelöst.

Emotionalen Schmerz zu lindern ist schwieriger, wenn wir defensiv reagieren.

So schmerzhaft negative Emotionen auch sind, bieten sie doch die Möglichkeit, unter die Oberfläche unseres Geistes zu blicken und Bereiche unseres Lebens zu untersuchen, die wir normalerweise vermeiden. Dabei lernen wir, uns selbst klar zu sehen und unsere negativen Gefühle an der Quelle aufzulösen. Doch wenn wir uns von Abwehrreaktionen leiten lassen oder von unseren unangenehmen Gefühlen überwältigt werden, verlieren wir die Perspektive. Yoga bietet eine praktische Alternative: die Möglichkeit, den mit negativen Emotionen verbundenen Schmerz zu bewältigen, indem wir uns bewusster machen, wie wir atmen. Die Atembewusstheit kann uns helfen, unsere Abwehrhaltung zu reduzieren und die Quellen des emotionalen Schmerzes anzugehen. Schauen wir uns an, wie das funktioniert. Weiterlesen

Lesedauer 5 Minuten

Von Swami Rama

Buchauszug aus seinem Buch
Die Wissenschaft vom Atem – Eine praktische Einführung in Atmung, Atemachtsamkeit und Pranayama

Das Sanskritwort Pranayama wird oft mit »die Wis­sen­schaft vom Atem« übersetzt, aber das ist eine begrenzte Interpretation. Pran­ayama bedeutet wörtlich »das Ayama (Erweiterung oder Mani­fes­ta­tion) von Prana (pra: erste Einheit; na: Energie)«. Prana ist die Le­bens­energie des Universums. Gemäß einer der Schulen der indischen Philosophie wurde das gesamte Universum aus Akasha (Raum) durch die Energie des Pranas projiziert. Akasha ist das unendliche, allumfassende Material des Universums, und Prana ist die unendliche, all­durchdringende Energie der universellen kosmischen Energie. Alle verschiedenen Formen dieses Universums werden von ihm ge­tragen. Pranayama ist die Wissenschaft, die Wissen über die Kontrolle von Prana vermittelt.

Wer gelernt hat, Prana zu kontrollieren, hat gelernt, alle Energien dieses Universums zu kontrollieren – physisch und mental. Er hat damit zugleich gelernt, seinen Körper und Geist zu kontrollieren.

Der Geist steht wie eine Mauer zwischen uns und der Realität. Wenn wir mit den feineren Kräften, die Prana genannt werden, in Kontakt kommen, können wir lernen, unseren Geist zu kontrollieren, denn er ist fest mit Prana verbunden wie ein Drachen an einer Schnur. Wird die Schnur geschickt gehalten, so wird der Drachen, der sich hier und da hinbewegen will, gesteuert und fliegt in die gewünschte Richtung. Alle yogischen Atemübungen, ob fort­ge­schritten oder einfach, ermöglichen es uns, unseren Geist durch das Verständnis von Prana zu kontrollieren. So hilft uns die Wissen­schaft vom Atem, das Prana unter Kontrolle zu bringen, um die höheren Stufen der Spiritualität zu erreichen. Wer seinen Atem und sein Prana beherrscht, hat auch seinen Geist unter Kontrolle. Wer seinen Geist kontrolliert, hat auch seinen Atem unter Kontrolle. Weiterlesen