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Von Wolfgang Bischoff

Liebe Menschen,

am Freitag, den 5. Mai leuchtet der Vollmond wieder am Himmel. Ich lade Euch ein, um 21 Uhr in einer stillen Stunde diesen sogenannten Blütenmond zu genießen. Der Mai zeigt seine Schönheit im aufblühenden Frühling. Und wieder einmal erhält das Gedicht von Joseph von Eichendorff eine tiefe Bedeutung:

 

Mondnacht

 

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff

 

Aber so, wie der Himmel sich in all seiner Schönheit im Frühling offenbart, so zeigt uns die Erde gleichzeitig ihre Kraft, aus der heraus sie alles Schöne, Farbenfrohe erschafft:

Dieses Feuer, das sich aus dem Innersten der Erde offenbart, ist der Ursprung für das Wunder, das sich in uns bei der Nahrungsaufnahme in der Nabelgegend durch das in uns ruhende Feuer offenbart. Dieses in uns ruhende Feuer erschafft aus der Nahrung durch seine reinigende und transformative Kraft uns selbst. So wird der Apfel, den ich esse, durch mein Verdauungsfeuer zu mir. Doch so wie in Island kann dasselbe Feuer, wenn es nicht angemessen kontrolliert und kanalisiert wird, mich selbst wie auch die Erde verbrennen und zerstören. Aber ohne dieses Feuer kann kein Gedanke von dir, keine Empfindung von dir aufsteigen zur Geistigen Welt und dich mit ihr verbinden beziehungsweise dir die schon bestehende Verbindung zeigen. Das Feuer ist unerbittlich und reinigt alle Wut, alle Gier, alle Machtentgleisungen, jeden Größenwahn und jede egozentrische Überheblichkeit, löst sie alle auf und offenbart dann, wenn es kühler wird, aus der tiefsten Stille heraus, eine Schönheit, die unser innerstes Wesen ist.

Dieses spirituelle Feuer der Begeisterung für Erkenntnis brauchen wir alle, um das Geistige im Materiellen dieser Welt sehen, fühlen, riechen, schmecken und ertasten zu lernen. Schüre dieses Feuer mit der Kraft deines Mantras und lerne wesentliche Fragen zu stellen, die dieses Feuer anfachen. Schüre das Feuer, indem du nach Antworten suchst, auf die du geduldig wartest, bis sie sich aus dem tiefen Schweigen heraus von selber zu zeigen beginnen, nachdem das Feuer alles, was im Wege lag, verbrannt und gereinigt hat. Das ist das Wesen der spirituellen Schulung. Davor hab keine Angst. Denn so wie der Missbrauch des Feuers zerstören kann, so kann der weise Umgang mit dieser Kraft dich auf deinem Weg beschützend begleiten und dich zu einem Lebensgefühl von Erhabenheit und Würde führen.

Ohne dieses Feuer gibt es keine Erkenntnis und immer danach tritt eine wunderbare Stille, Klarheit im Geist und Ruhe in deinem ganzen Wesen ein. Dann kann sich die Liebe deines Herzens offenbaren, die das Innerste des Feuers ist – dein innerstes Wesen. Jetzt kann deine innere Schönheit wie im Frühling erblühen und es ist dir so, als hätte der Himmel dich still geküsst, dass du im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsst.

Ich wünsche euch eine feurige, stille Stunde voller Blütensegen.

In liebevoller Verbundenheit,

Wolfgang

Die Illustrationen zu diesem Vollmondtext wurden speziell für diesen Beitrag mit Hilfe von DreamStudio AI erzeugt, unter Verwendung einer künstlichen Intelligenz, die aus beschreibenden Texten Bilder generiert.

 

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Von Rolf Sovik

Die Dämmerungsstunden – morgens und abends – rufen uns dazu auf, die Reise zurück zu unserem inneren Selbst anzutreten. Deshalb singen die Veden: „O Paar göttlicher Mächte, Nacht und Morgengrauen, kommt heran … wie zwei Boote, bringt uns hinüber.“ In alten Zeiten standen eifrige Sucher früh auf, badeten, führten ihre Rituale durch, rezitierten Mantras und saßen in Meditation. Am Abend spülten sie die Müdigkeit des Tages mit einer weiteren Meditationsphase weg. Auch heute noch sind unter Yoga-Praktizierenden die morgendlichen und abendlichen Übergänge die traditionellen Meditationszeiten.

Die Meditation, die zu diesen Tages- und Nachtzeiten durchgeführt wird, wird Sandhya-Meditation genannt (im Sanskrit bedeutet das Wort Sandhya einen Übergang). Sandhya-Meditationen, die teilweise noch aus vedischen Zeiten stammen, werden auf der ganzen Welt praktiziert. Diese Meditationen durchdringen das tägliche Leben von Millionen von Menschen mit einem Gefühl der Hingabe und Selbstbeobachtung. Wie das frühe Morgenlicht, das die Dunkelheit vertreibt und die Landschaft erhellt, reinigt, erleuchtet und nährt die Sandhya-Meditation den Geist. Weiterlesen

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Von Pandit Rajmani Tigunait

Auszug aus seinem Buch „Vishoka-Meditation – In innerer Freude ruhen

Eine Geschichte, die seit Tausenden von Jahren in Indien immer und immer wieder erzählt wird, gibt uns einen Einblick in die Tragweite von Vishoka-Meditation und in ihre transformierende Kraft. Dies ist die Geschichte von Dhruva, einem jungen Mann, der in einer extrem zerrütteten Familie geboren und aufgewachsen ist. Dennoch wurde Dhruva zu einem legendären Herrscher, dessen Name mit innerer Stabilität, unbezwingbarem Willen, Mut, Klarheit, Begeisterung und dauerhaftem Glück verbunden ist.

Dhruvas Vater war ein König mit zwei Ehefrauen. Dhruva war der Sohn der ersten Frau, die aus einem Königreich mit mäßiger Macht, Reichtum und Einfluss kam. Sie war bescheiden, freundlich und etwas naiv. Doch die zweite Frau, Dhruvas Stiefmutter, war schön, stolz und ehrgeizig. Sie kam aus einer mächtigen königlichen Familie und übte enormen Einfluss auf ihren Mann und seine Höflinge aus.

Nachdem sie ihren Mann unterworfen hatte, wuchs die Macht der zweiten Königin und sie sonnte sich im Glanz, der eine Herr­scherin begleitet. Aber Dhruvas Existenz beschäftigte sie. Er war der erste Sohn der ersten Frau des Königs und war nach dem Gesetz des Landes der rechtmäßige Erbe des Königs. Der Hunger der zweiten Königin nach Macht, Ansehen und Aufmerksamkeit wuchs, bis sie die Anwesenheit von Dhruva und seiner Mutter unerträglich fand. Indem sie skandalöse Gerüchte schuf und diese geschickt verbreitete, hetzte sie den König, seine Höflinge und alle anderen gegen Mutter und Sohn auf und es gelang ihr bald, sie aus dem Palast zu vertreiben. Weiterlesen

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Von Michael Nickel

In herausfordernden Zeiten wie diesen suchen wir immer wieder nach Halt in innerem und äußerem Frieden. Doch was ist es eigentlich genau, wonach wir da suchen? Was ist denn Frieden? – Was sich so einfach anhört, ist bei näherer Betrachtung ziemlich komplex. Denn Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg, Gewalt, sowie äußerer und innerer Unruhe und Sorgen. Wenn wir Frieden als etwas Persönliches, Familiäres, Gesellschaftliches, Ökologisches betrachten und das persönlich definieren, was kommt dabei heraus? – In Mitteleuropa leben wir seit 75 Jahren ohne Krieg. Doch heißt das, wir leben im Frieden? Wenn ich mir die weltweite gesellschaftliche Polarisation ansehe und den laufenden Verteilungskampf um Impfstoff, der offen – und sicher noch mehr hinter den Kulissen – ausgetragen wird, dann sehe ich eher „Unfrieden“ als Frieden. Was mich als Idealist traurig werden lässt…

Doch halt, wir wären ja hier nicht im Gedankenfutter, wenn wir beim Traurig sein stehen bleiben würden. Wir kratzen also mal wieder die Kurve zum  Yoga und fragen uns, was die weitere Yoga-Philosophie zum Thema Frieden zu sagen hat. Und wenn Dir jetzt ein freudvolles dreifaches „Om Shaaanti – shaaanti – shaaanti-hiiiii!“ einfällt, sind wir zumindest schon mal bei einem herrlichen, wenn auch zugegebenermaßen etwas klischeehaften Anfang, aber eben auch noch lange nicht am Ende. Denn es gibt Schriften, die ein weit umfassenderes Verständnis von Frieden vermitteln, als es die meisten modernen Weltanschauungen zusammen auf die Waage bringen.

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