Den Lauf des Schicksals ändern
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Von Pandit Rajmani Tigunait
Einmal hatte ich das Glück, bei Swami Krishnananda zu studieren. Er war ein wandernder Sadhu, aber er verbrachte die Monate Januar und Februar in Allahabad. Alle 12 Jahre zieht ein großes spirituelles Fest, die Kumbha Mela, Millionen von Menschen aus Indien und dem Ausland an. Es wird an den Ufern des Ganges außerhalb der Stadt Allahabad einen Monat lang im Winter gefeiert. In den anderen 11 Jahren versammeln sich hier Scharen von Pilgern, Heiligen und religiösen Führern aus verschiedenen Traditionen, um ein einmonatiges Fest namens Magh Mela zu feiern.
In einem Winter lagerte Swami Krishnananda während der Magh Mela mit einer Gruppe seiner Anhänger am Ufer der Ganga. Ein gesunder junger Mann aus einem der östlichen Bundesstaaten Indiens kam, um diesen Heiligen zu besuchen. Ohne ersichtlichen Grund war dieser junge Mann von dem Gedanken besessen, dass er bald einen tödlichen Unfall erleiden würde. Nachdem er sich sein Problem angehört hatte, wies Swamiji den jungen Mann an, eine Weile bei ihm auf seinem Zeltplatz am Flussufer zu bleiben.
Nach ein paar Tagen wurde der junge Mann ungeduldig. Eines frühen Morgens beschloss er, den nächsten Zug nach Hause zu nehmen. Swami Krishnananda riet ihm dringend davon ab, aber der junge Mann argumentierte, er müsse zurück zu seiner Arbeit. Der Heilige plädierte: „Weißt du, ich bin alt geworden. Dieser Tage geht es mir nicht gut. Hier sind alle mit spirituellen Praktiken beschäftigt, und niemand kümmert sich um mich. Ich brauche Medizin aus der Stadt, und wegen des großen Andrangs haben die Mela-Behörden ein Fahrverbot verhängt. Du bist ein junger Mann; du kannst ein paar Meilen laufen. Du bist der Einzige, der mir meine Medizin bringen kann.“
Der junge Mann bestand dennoch darauf, zu gehen. Der Heilige sagte: „Das Leben ist kurz. Ich weiß nicht, ob wir uns wiedersehen werden. Du hast in den letzten Tagen so viel für mich getan. Warum machst du nicht diesen einen letzten Dienst für mich?“
Der junge Mann war einverstanden. Er ging in die Stadt und holte die Medizin, aber dabei verpasste er seinen Morgenzug. Am nächsten Tag kam die Nachricht, dass der Zug verunglückt war und mehr als hundert Fahrgäste ums Leben gekommen waren und mehrere hundert weitere verletzt wurden. Der junge Mann, der von Dankbarkeit überwältigt war, wollte nun bleiben und dem Heiligen dienen, aber der heilige Mann bestand darauf, dass er nach Hause ging.
Ein Mensch mit einem reinen Herzen ist spontan und mühelos in Kontakt mit dem Göttlichen im Inneren.
Eines Tages fragte ich Swami Krishnananda im Laufe eines Gesprächs, ob er gewusst habe, dass das Zugunglück passieren würde. Er sagte: „Nein, aber aus irgendeinem Grund war mir nicht wohl dabei, dass er geht. Die Stimme meines Herzens sagte mir, er müsse hier bleiben. Ich hörte einfach auf die Stimme meines Herzens. Ich wusste, dass diese Stimme nicht falsch sein konnte, also habe ich dieses Drama inszeniert.“
Ein Mensch mit einem reinen Herzen ist spontan und mühelos mit dem Göttlichen im Innern in Kontakt. Diese innere Verbindung und die Reinheit seines Herzens lassen bedingungslose Liebe durch ihn fließen. Die Liebe setzt die normalen Naturgesetze außer Kraft, einschließlich des Gesetzes des Karmas, das das Rad des Schicksals antreibt.
Auszug aus dem Buch “Touched by Fire”von Pandit Rajmani Tigunait (Himalayan Institute, 2006). Dieser Artikel erschien auch in der Wisdom Library des Himalayan Institute, USA. Deutsche Übersetzung von Michael Nickel und Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Himalayan Institute.