Wie uns Japa zu Meditation führt

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Lesedauer 4 Minuten

Antworten von Pandit Rajmani Tigunait

Frage Agni-Magazin: Was ist der Unterschied zwischen Meditation und dem Praktizieren von Japa mit einer Mala?

Pandit Rajmani Tigunait : Der Prozess der Meditation und das Praktizieren von Japa (Wiederholung eines Mantras) mit einer Mala sind ähnlich, aber nicht dasselbe. Wenn man Japa mit einer Mala übt, kann man sich eine solide Grundlage für die Meditation schaffen. Wenn man eine Mala während der Meditationspraxis benutzt, wird man sich der Anzahl der Mantra-Wiederholungen und – zumindest bis zu einem gewissen Grad – der Geschwindigkeit, mit der das Mantra fließt, bewusst. Doch möchte man wirklich tief in die Meditation eintauchen, ist man sich weder der Anzahl der Mantra-Wiederholungen noch des Tempos, in dem das Mantra fließt, bewusst. Wenn man wirklich meditiert, wiederholt man das Mantra nicht, sondern hört ihm einfach zu. Tief in unserem Inneren sind wir dann ganz still. Der Klang des Mantras ist bereits da und man hört ihm so aufmerksam und friedlich zu, dass man sich keines anderen Gedankens bewusst ist als des kontinuierlichen Flusses des Mantras.

Das Problem beim Erlernen der Meditation ist, dass es einem untrainierten, undisziplinierten Geist schwer fällt, ruhig zu bleiben. Er ist daran gewöhnt, von einem Objekt zum anderen zu springen und wehrt sich dagegen, nur mit dem Mantra beschäftigt zu sein. Japa – das Wiederholen des Mantras – mit einer Mala ist ein konstruktiver Weg, um dem Geist mehr als ein Objekt zu geben, auf das er sich konzentrieren kann. Es ist ein effektiver Weg, um den Geist zu trainieren, alle anderen Sorgen fallen zu lassen und sich ausschließlich auf das Mantra zu konzentrieren.

„Wenn man wirklich meditiert, wiederholt man das Mantra nicht, sondern hört ihm einfach zu. Tief in unserem Inneren sind wir dann ganz still.“

Mala und Geist bilden eine Partnerschaft; sie helfen und motivieren sich gegenseitig. Um Japa mit einer Mala zu machen, hält man die Mala so, dass Finger, Hände, Arme und Schultern frei von Spannung sind, während man die Perlen bewegt. Man denkt im Stillen an sein Mantra, während man die Perlen bewegt. Die Finger werden sich bald an die Perlen gewöhnen und man wird sie mühelos bewegen können. Das Tempo, in dem man sich an das Mantra erinnert und die Perlen bewegt, sollte gut aufeinander abgestimmt sein. Man darf keine Perle bewegen, wenn man das Mantra nicht wiederholt, und man darf das Mantra nicht wiederholen, ohne eine Perle zu bewegen. Wenn der Geist zu wandern beginnt oder schläfrig wird, wird die Mala langsamer, hält an oder kann sogar aus der Hand fallen. Das zeigt uns sofort, dass unser Geist nicht mehr auf das Mantra konzentriert ist.

„Mala und Geist gehen eine Partnerschaft ein.“

Das Ergebnis der Verwendung einer Mala ist, dass du wir uns mit weniger Ablenkungen und Störungen an unser Mantra erinnern können. Wenn man mit der Japa-Praxis fortschreitet, berührt man vielleicht einen tiefen Zustand der Meditation und stellt fest, dass das Bewegen der Perlen eine Menge Arbeit zu sein scheint. Wenn die Haltung richtig ist und die Mala und die Finger so vertraut miteinander sind, dass sie nicht die geringste Aufmerksamkeit des Geistes erfordern, geht das Japa mit einer Mala weiter, obwohl man sich weder der Perlenkette noch des Prozesses, sie zu bewegen, bewusst ist. Bevor der Geist jedoch in tiefe Meditation gleitet, durchläuft er oft einen Zustand des natürlichen Desinteresses am Bewegen der Perlen. In diesem Fall lässt man die Mala sinken und erlaubt seinem Geist, in die Tiefen der meditativen Freude und Stille einzutauchen. Dieser Zustand wird vielleicht nicht lange anhalten und schon bald wird der Geist sich wieder anderen Gedanken zuwenden. In dem Moment, in dem man das realisiert, hebt man die Mala sanft auf und setzt die Japa-Praxis fort.

Diese Reise – vom Japa zur Meditation und zurück zum Japa – ist der beste Weg, um den Geist für die Reise nach innen zu trainieren und zu disziplinieren, ohne mit unseren Gewohnheitsmustern zu kämpfen.

 

Dieser Artikel erschien auch im Amrit Blog in der Wisdom Library des Himalayan Institute, USA. Deutsche Übersetzung von Michael Nickel und Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Himalayan Institute.

 

Pandit Rajmani Tigunait
Pandit Rajmani Tigunait

Pandit Tigunait, der spirituelle Leiter des Himalayan Institutes (USA), ist der Nachfolger von Swami Rama aus dem Himalaya. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert lehrt und unterrichtet er weltweit und ist Autor von mehr als 15 Büchern, darunter seine kürzlich erschienenen "The Secret of the Yoga Sutra" ("Das Geheimnis des Yoga Sutra" im Frühjahr 2019 auf deutsch bei Angi Verlag) "The Practice of the Yoga Sutra" und seine Autobiographie "Touched by Fire: The Ongoing Journey of a Spiritual Seeker". Pandit Tigunait hat zwei Doktortitel: einen in Sanskrit von der University of Allahabad in Indien und einen in Oriental Studies von der University of Pennsylvania in USA. Die Familientradition gab Pandit Tigunait Zugang zu einer großen Bandbreite spiritueller Weisheit, die sowohl in den schriftlichen als auch in den mündlichen Traditionen bewahrt wurde. Bevor er seinen Meister traf, studierte Pandit Tigunait Sanskrit, die Sprache der alten Schriften Indiens, sowie die Sprachen der buddhistischen, Jaina und zoroastrischen Traditionen. 1976 ordinierte Swami Rama Pandit Tigunait in die 5.000 Jahre alte Linie der Himalaya-Meister.

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