Schlagwortarchiv für: Gott

Lesedauer 6 Minuten

Von Wolfgang Bischoff

Ihr Lieben,

am Donnerstag, 10. Juli 2025, steht der voll erleuchtete Mond in seinem gelblich, rötlichen Schein still und kraftvoll am Himmel und lädt uns alle zu einer stillen Stunde um 21 Uhr ein, ein jeder an seinem Platz. Gleichzeitig ist heute Gurupurnima. An diesem Tag wird die Kraft verherrlicht, die uns von der Dunkelheit ans Licht, von der Unwissenheit zur Weisheit und von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit führt.

Still zu werden ist eine Kunst, die eine Führung der geistigen Aufmerksamkeit voraussetzt und wir deshalb die 7 vorbereitenden Schritte gehen, um eine Freundschaft mit dem eigenen Geist zu schließen (dazu schau Dir alle Bewegungen Deines Geistes an, gib ihnen einen Titel und stell die Titel wie ein Buch in ein Bücherregal, dann pflege den inneren Dialog mit Deinem Geist, dass Du Dich zu einer anderen Zeit mit diesen Themen beschäftigen wirst). Nach etwa zwei bis drei Minuten führe Deine Aufmerksamkeit zu den Nasenflügeln und schau Dir die kühlere Ein- und die wärmere Ausatmung in den Nasenflügeln an.

Sobald Deine Atmung ruhig und gleichmäßig fließt, ohne Pause, ohne Geräusche und ohne jede Anstrengung, folge Deinem Atem in Deinen Körper hinein und sieh Dir die Ausdehnung der Einatmung in Deinen Körperräumen an und wie sie sich wieder zusammenziehen während der Ausatmung. Jetzt kultiviere dabei die Vorstellung von der Reinigung und Befreiung von allem, was Dich innerlich belastet und bedrückt während der Ausatmung und von der Ernährung und Erfrischung während der Einatmung.

Im fünften Schritt schau Dir nun dieses Wunder der Ein- und Ausatmung an, das Du in jedem Moment neu erhältst, für das Du nichts zu tun brauchst, von einer Kraft, die Dich so akzeptiert wie Du bist, mit all Deinen Stärken und Schwächen. Diese Grundlage für jede innere Entspannung etabliere ohne jede Anstrengung, danach entspanne Dich von der Krone des Kopfes bis zu den Zehen und von den Zehen bis zur Krone im Kopf.

Im siebten Schritt gehe in Deiner Vorstellung in den innersten Raum Deines Herzens , werde ganz still und beginne nun ein Beobachtungsabenteuer, dem Du Dich zunächst lesend annähern kannst, um es dann immer mehr innerlich erfahren zu können:

Die Stille ist nicht nichts!

Sie ist ein Raum von Klang erfüllt, aus dem die Welt entsteht: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott und Gott war das Wort. Alles, was es auf der Erde gibt, ist aus diesem entstanden.“ (Johannes Evangelium)

Menschen, die ihr Leben der Meditation gewidmet haben, haben in dieser Stille diesen Klang hören gelernt und dabei angefangen, den Menschen in seinen tiefsten Tiefen verstehen zu lernen. Der eine Klang begann sich in viele aufzuteilen und ließ die feinen und groben Elemente entstehen, die wiederum Energiezentren zu bilden begannen.

So nahmen sie in der Kuhle im Hals das Element Raum wahr mit der Eigenschaft des Klanges und erkannten, dass es der reine Klang Gottes war. Dieser führte sie dann zu dem Element Luft mit den Eigenschaften Klang und Berührung und bildete das Herzzentrum. Den Wind, die Luft kannst Du fühlen. Niemand kann den Wind aufhalten, er ist reiner, emanzipierter Geist und wählt überall dorthin zu gehen, wohin es ihm gefällt.

Mit dieser Kraft der Freiheit erfüllt die Luft das Herzzentrum und bildet mit ihrer Klangkraft das Feuer mit den Eigenschaften Klang, Berührung und Form. Das Feuer kann man sehen. Es bildet das Bauchnabelzentrum. Die Erde kann vergiftet sein, das Wasser kann vergiftet sein, die Luft kann voll giftiger Gase sein aber das Feuer ist immer rein, immer reinigend und verbrennt alle Unreinheiten.

Mit dieser reinigenden Klangkraft bildet es das Wasser mit den Eigenschaften Klang, Berührung, Form und Geschmack. Das Wasser kannst Du schmecken. Das Wasser ist immer im Gleichgewicht, egal wie Du ein mit Wasser gefülltes Glas hältst, es ist immer im Gleichgewicht. Es bildet das Sexualzentrum. Das Wasser reinigt uns, wenn wir duschen und fließt unaufhörlich solange, bis es mit der Einheit des Ozeans verschmilzt.

Mit dieser Kraft bildet es die Erde mit den Eigenschaften Klang, Berührung, Form, Geschmack und Geruch. Die Erde kannst Du riechen. Sie gibt Dir Stabilität, trägt und schützt Dich und bildet das unterste Energiezentrum am Fuße der Wirbelsäule.

All dies entsteht aus dem einen reinen Klang Gottes, aus dem sich verschiedene natürliche Klangqualitäten entwickeln, die dann all diese Elemente und Kraftzentren bilden.

Diesen Klang Gottes nennt man in der Sanskritsprache Shabdha Brahman aus dem ein Bindhu, ein Konzentrations-Intensitätspunkt entsteht, der sich im feinstofflichen Körper des Klanges manifestiert. Man nennt ihn auch Nada und dieser Klang Nada wird durch die natürlichen Namen ausgedrückt, die man Matrikas nennt. Aus diesen entstehen Aksharas, die Buchstaben des Sanskrit Alphabetes. Sie bilden die Bija Mantren, die Saatklänge, die der Mensch dann aussprechen kann und stellen die engste Beziehung zu den natürlichen Namen, Klängen der Objekte dieser Welt dar.

Wir können die Bija Mantren wahrnehmen, hören und aussprechen und können ihre feinstoffliche Schwingung fühlen. Das sind die Schwingungen von Nada Shakti, der Klangkraft, Wenn wir so lauschend zwischen dem grobstofflichen und dem feinstofflichen Wort eine Verbindung schaffen, dann kreieren wir eine Brücke von Verständnis und wir begeben uns in das intuitive Wahrnehmen und Verständnis von der Entstehung der Schwingungen der Mantras, der heilenden Klänge und der Entstehung des Menschen und dieser Welt.

Jenseits der intellektuellen Definition gelangen wir zum Gefühl von der Schwingung. Nun beginnen wir mit diesem Gefühl den Klang des Mantras zu wiederholen und können erleben, wie uns dieser Klang durch seine immer feiner werdende Schwingung in die Stille zu führen beginnt, aus der heraus wir dann wieder ganz feine Empfindungen erfahren, die uns zu dem groben, lauten Klangausdrucks des Mantras führen.

Findet dieser Prozess durch regelmäßiges Üben statt, dann erleben wir die Guru-Kraft von innen heraus, die wir an dem heutigen Tag verehren. Unsere intuitive Wahrnehmungsfähigkeit lässt sie uns erleben.

Dieses großartige Erleben lässt mich vor dieser Kraft, die jeden Menschen segnet und beschenkt in Dankbarkeit verneigen.

Ich wünsche euch eine gesegnete stille Stunde und ein heiliges Lauschen in einem immerwährend stattfindenden Schöpfungsprozess.

In liebevoller Verbundenheit,

Wolfgang


Input von Wolfgang kannst Du über diese Online-Veranstaltungen auf unserem Agni Online Portal bekommen:

 

Lesedauer 3 Minuten

Von Wolfgang Bischoff

 

Liebe Menschen,

am 25. Januar lade ich euch alle ein von 21 bis 22 Uhr still zu werden und nach innen zu lauschen mit wacher Präsenz und einer neutralen Haltung. Aus dieser Haltung heraus kontempliere dann die folgenden Worte einer weisen alten Frau:

„Wenn ich dich bitte, mir zuzuhören, und du fängst an, mir Ratschläge zu geben, hast du nicht getan, worum ich dich gebeten habe. Wenn ich dich bitte, mir zuzuhören, und du fängst an, mir zu sagen, warum ich mich nicht so fühlen sollte, dann trittst du auf meinen Gefühlen herum. Wenn ich dich bitte, mir zuzuhören, und du meinst, etwas tun zu müssen, um mein Problem zu lösen, hast du mich enttäuscht – so seltsam das auch klingen mag.

Hör zu!

Alles, worum ich dich bitte, ist, dass du mir zuhörst, nicht redest oder etwas tust, sondern mir einfach zuhörst.

Wenn du etwas für mich tust, was ich selbst tun kann und muss, trägst du zu meiner Angst und Unzulänglichkeit bei, aber wenn du als einfache Tatsache akzeptierst, dass ich fühle, was ich fühle, egal wie irrational es ist, dann kann ich aufhören, dich überzeugen zu wollen, und kann mich daran machen, es zu verstehen.“

Irrationale Gefühle ergeben einen Sinn, wenn wir verstehen, was dahinter steckt, und wenn das klar ist, liegen die Antworten auf der Hand, und ich brauche keine Ratschläge.

Vielleicht funktioniert das Gebet deshalb manchmal für manche Menschen, weil Gott stumm ist und keine Ratschläge gibt, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Gott hört einfach nur zu und lässt dich die Dinge selbst lösen.

Also höre bitte einfach zu. Wenn Du reden willst, warte eine Minute, bis Du dran bist, und ich werde Dir zuhören.“

Ich wünsche euch eine besinnliche, stille Stunde

In liebevoller Verbundenheit

Wolfgang

 

Ankündigung Live-Online-Workshop „Die Kunst des Zuhörens“.

In der heutigen Zeit, in der Menschen Kriege führen und töten anstatt miteinander zu reden, zuzuhören und verstehen zu lernen, wird es immer bedeutsamer die Kunst des Zuhörens kennen zu lernen.

Vom 23. bis zum 25. Februar gebe ich zu diesem Thema ein online Seminar und lade euch alle ein daran teilzunehmen. Bitte meldet euch über das Kontaktformular von Wolfgang Bischoff an.

Kosten des Seminars 400,00 € (Betrag umsatzsteuerbefreit), MLP Bank IBAN: DE31672300004015719736.

Die Güldenholm Stiftung kann euch bei der Bewältigung der Kosten großzügig unterstützen. Anfragen bitte über das Kontaktformular von Wolfgang Bischoff.

Die direkte Anmeldung (mit verschiedenen Zahlungsweisen) ist auch über das agni-online Portal möglich – Nach dem Live Workshop auch auf Abruf – Preis bei Anmeldung über Kursportal 475,00 € (399,16 € zzgl. 19% Umsatzssteuer).

Lesedauer 11 Minuten

Von Swami Rama

Wir wollen einen Zustand des Glücks erreichen, der frei von allen Schmerzen und Leiden ist. Dennoch leben wir ständig mit Ängsten, Sorgen, Belastungen und Kämpfen. Warum? Weil wir nicht im Hier und Jetzt leben, weil wir nicht voll präsent und bewusst sind. Unsere inneren und äußeren Konflikte hindern uns daran, mit den Situationen, die vor uns liegen, umzugehen und in Harmonie mit den Menschen zu leben, die uns nahestehen. Diese Konflikte halten uns davon ab, die Aufgaben zu erfüllen, die wir uns selbst gestellt haben. Weiterlesen

Lesedauer 6 Minuten

Antworten von Pandit Rajmani Tigunait

Frage Agni-Magazin: Was ist das Yoga Sutra und warum ist es so wichtig?

Pandit Rajmani Tigunait sagt dazu: Das Yoga Sutra von Patanjali ist das Herzstück der Yoga-Tradition. Diese ehrwürdige Schrift ist das A und O der Yoga-Philosophie und -Praxis. Der Versuch, Yoga zu praktizieren, ohne das Yoga Sutra zu kennen, ist wie der Versuch, ein Land zu regieren, ohne seine Verfassung zu kennen.

Es ist wichtig, gleich zu Beginn zu verstehen, dass sich das Wort Yoga im Zusammenhang mit dieser Schrift auf die Fähigkeit des Geistes bezieht, sich selbst und seine Beziehung zum Körper zu erkennen, seine Beziehung zur Welt zu erkennen und schließlich die innere und ewige Wirklichkeit zu erkennen, die schon vor unserer Geburt existierte, die uns begleitet, während wir leben, und die auch nach unserem Tod weiterbesteht. Kurz gesagt, das Yoga Sutra ist eine Anleitung, wie wir unsere innere Göttlichkeit erfahren und uns in ihr verankern können.

„Diese ersten drei Sutras – eine Erklärung der Unabhängigkeit von Körper, Geist und Seele – sind das Herzstück des ersten Kapitels.“

Der Text selbst besteht aus 195 Sutras (Aphorismen), die in vier Kapitel oder Padas (Schritte) unterteilt sind. Das erste Kapitel, „Samadhi Pada„, der Schritt zur Erlangung eines ruhigen und reinen Geistes, beschreibt die Voraussetzungen, um unsere wahre Natur zu entdecken und in ihr zu verankern. Dieses Kapitel enthält 51 Sutras. So wie die Unabhängigkeitserklärung den Grundstein für die Freiheit in den Vereinigten Staaten gelegt hat, legen die ersten drei Sutras dieses Textes den Grundstein für die Freiheit, die uns die Yoga-Praxis verleiht. Diese ersten drei Sutras – die Erklärung der Unabhängigkeit von Körper, Geist und Seele – sind das Herzstück des ersten Kapitels, und das erste Kapitel ist das Herzstück der übrigen drei Kapitel.

Das zweite Kapitel, „Sadhana Pada„, der Schritt zum Üben von Yoga, enthält 55 Sutras. Hier wird die große Bandbreite der Yoga-Praktiken in kleinere Schritte unterteilt, damit Menschen mit unterschiedlichen körperlichen, emotionalen und intellektuellen Fähigkeiten die für sie am besten geeigneten Praktiken auswählen können. Die in diesem Kapitel beschriebenen Übungen haben zwei Ziele: Samadhi – einen vollkommen ruhigen, ursprünglichen Zustand des Geistes – zu erreichen und die Bedrängnisse zu minimieren, die uns beim Üben behindern. In diesem Kapitel legt Patanjali den achtfachen (Ashtanga) Pfad dar, der als Raja Yoga bekannt geworden ist.

Das dritte Kapitel, „Vibhuti Pada„, enthält 55 Sutras. Vibhuti bedeutet „Erweckung der schlummernden Potenziale“. „Vibhuti Pada“ ist der Schritt zur Erweckung der grenzenlosen Potenziale, die normalerweise in uns schlummern. Wir gehen davon aus, dass wir durch das Studium und die Praxis dessen, was in den ersten beiden Kapiteln beschrieben wurde, unseren Körper, unseren Geist und unsere Sinne weitgehend im Griff haben. In diesem Kapitel erfahren wir, wie wir unseren unberührten, ruhigen Geist nach innen wenden und ihn auf verschiedene Objekte fokussieren können, um so den Umfang unseres Bewusstseins zu erweitern.

Kaivalya Pada„, das vierte und letzte Kapitel des Yoga Sutras, enthält 34 Sutras. Kaivalya bedeutet „endgültige Freiheit“. Die Praktiken, die in diesem letzten Kapitel beschrieben werden, konzentrieren sich darauf, Freiheit von den bindenden Kräften des Geistes zu erlangen. In diesem Kapitel erfahren wir auch, wie wir die in den drei vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Praktiken sicher und produktiv durchführen können. Patanjali stützt sich dabei auf die Prinzipien des Ayurveda und die Wissenschaft des Mantras, um unsere Yoga-Praktiken zu unterstützen. Er sagt uns, wie wir gesund werden, wie wir ein langes Leben sichern, wie wir unsere sub-humanen Neigungen überwinden und wie wir schließlich die uns innewohnende Göttlichkeit in der Höhle unseres Herzens entdecken können.

Abendstimmung am Meer

„Erkenne deinen Geist und du wirst die ganze Welt erkennen; meistere deinen Geist und du wirst Herr über die ganze Welt werden.“

Die zeitlose Weisheit, welche im Yoga Sutra enthalten ist, führt uns direkt zum Herzen von tausenden großen Meistern der Vergangenheit. Diese Weisheit ist einfach und geradlinig: Kenne deinen Geist und du wirst die ganze Welt kennen; beherrsche deinen Geist und du wirst Herr der ganzen Welt.

Es gibt kein größeres Geheimnis als das des Geistes, und nur ein gesunder, gut kontrollierter Geist kann dieses Geheimnis lüften. Das Yoga Sutra erkennt an, dass der Körper und der Geist gleichermaßen wichtig sind. Ein gesunder Körper ist entscheidend für einen gesunden Geist. Der erste Schritt zur Kultivierung eines gesunden Geistes ist die Kultivierung eines klaren und ruhigen Geistes. Ein solcher Geist befähigt uns zu verstehen, was richtig und was falsch ist, was gesund und was ungesund ist, was gut und was schlecht ist und schließlich, was wünschenswert ist und was vermieden werden sollte.

Unsere Fähigkeit, einen klaren, ruhigen und gelassenen Geist zu erlangen, wird durch unsere Gewohnheitsmuster beeinträchtigt, welche unsere Vorlieben und Interessen bestimmen. Patanjali erkennt zwar an, dass der Geist die Funktionen des Körpers steuert, aber wenn der Geist zum Gefangenen seiner eigenen Gewohnheitsmuster geworden ist, beginnt der Körper, seine eigenen Regeln und Gesetze zu schaffen. In einer solchen Situation öffnet sich ein Riss zwischen Körper und Geist, und wir sind von dem Pool der inneren Intelligenz abgeschnitten, der in uns schlummert – den offenbarenden Kräften des Geistes und den heilenden Kräften des Körpers. Um dieses Problem zu überwinden, bietet Patanjali ein System des inneren Erwachens an – eine Methodik, die uns befähigt, die Weisheit unseres Körpers anzuzapfen, seine schlummernden Kräfte zu erwecken, eine Brücke zwischen Körper und Geist zu schlagen und die innere Göttlichkeit zu erreichen, die im Lotus unseres Herzens wohnt. Das ist das Geschenk des Yoga Sutras.

 

AV027 Pandit Rajmani Tigunait Das Geheimnis des Yoga Sutra

Einen tiefgehenden Einstieg in die Thematik des Yoga Sutra bietet Dir die Kommentar-Reihe von Pandit Rajmani Tigunait, beginnend mit „Das Geheimnis des Yoga Sutra – Samadhi Pada„.

 

Dieser Artikel erschien im Original auf HI Online des Himalayan Institute, USA. Deutsche Übersetzung von Michael Nickel und Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Himalayan Institute.

Lesedauer 5 Minuten

Antworten von Pandit Rajmani Tigunait

Frage Agni-Magazin: In deinen Vorträgen und Büchern wird oft auf die Himalaya-Tradition und die Tradition von Sri Vidya verwiesen. Kannst du uns erklären, was diese Begriffe bedeuten und wofür sie stehen?

Pandit Rajmani Tigunait sagt dazu: Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als würde die Himalaya-Tradition zu einer bestimmten geografischen Region gehören, doch das ist nicht der Fall. Sie bezieht sich stattdessen auf einen erhabenen Bewusstseinszustand, der durch die höchsten Gipfel der Welt repräsentiert wird, und auf das reine, unverfälschte Wissen und die Erfahrung, die durch den immerwährenden Schnee des Himalaya vermittelt werden. Weiterlesen

Lesedauer 19 Minuten

Von Pandit Rajmani Tigunait

Lange bevor wir lernten, die natürliche Welt mit Dämmen, Autobahnen und Wolkenkratzern zu verändern, wussten die Weisen, dass nichts in der Schöpfung getrennt von etwas anderem existiert, dass eine Lebenskraft alles belebt, was ist. Zufrieden mit der Natur und ihren einfachen Behausungen waren die alten Meister aufmerksame Beobachter der natürlichen Welt. Sie wussten, dass Berge und Flüsse, Wind und Wolken, Wasser und Feuer allesamt Lebewesen sind, die ein Bewusstsein besitzen. Sie verstanden den Zusammenhang zwischen dem Gesang der Vögel und dem Wachstum ihrer Ernte. Sie verstanden die Botschaft, die die Natur sendet, wenn Schakale in der Mittagszeit heulen und Ameisen ihre Kolonien verlassen und ihre Eier in höher gelegene Gebiete tragen. Die Weisen beobachteten das empfindliche Gleichgewicht des Ökosystems und die lang anhaltenden Auswirkungen auf alle Aspekte des Lebens, wenn dieses Gleichgewicht gestört wird. Und sie sahen, was wir verlernt haben zu sehen: dass wahres Glück und wahre Erfüllung darauf beruhen, die Verbindung zwischen allem, was in dieser Schöpfung existiert, zu verstehen und zu ehren. Weiterlesen

Lesedauer 3 Minuten

Von Wolfgang Bischoff

Liebe Menschen,

am 5. April erstrahlt der erste Frühlingsvollmond am Himmel. Lasst uns gemeinsam von 21 bis 22 Uhr still werden.

Wir gehen auf Ostern zu. Ein Fest des vorübergehenden Jubels zu Palmsonntag, der Segnung und der Verheißung des Abendmahls zu Gründonnerstag und des darauffolgenden Verrates („Nun hat die Finsternis das Wort“), der Kreuzigung mit der Erschütterung der Elemente zu Karfreitag, der ungewissen Ruhe der Grablegung zu Karsamstag und der dann folgenden Auferstehung zu Ostersonntag.

Dieser Prozess macht auf die Möglichkeit aufmerksam, einen Weg durch die Finsternis und den Tod aller Vorstellungsbilder, wie das Leben und man selber zu sein hat, zu gehen, um den Tod überwinden zu lernen und um zu einer Neugeburt, Wiederauferstehung, zu gelangen.

In unserer Tradition kennen wir das Maha Mrityunjaya Mantra, das übersetzt heißt: „Sieg über den Tod“. Dieses Mantra symbolisiert das Ostermysterium, das sich jedes Jahr zur Besinnung und Neubelebung der Menschheit wiederholt. Weiterlesen

Lesedauer 5 Minuten

Von Swami Rama

Ich war müde und erschöpft und schlief in meinem Sessel ein. Mein Schlaf dauerte bis Mitternacht, als mein Traum mich aufweckte und ich mich verwandelt und in ein anderes Reich transportiert fand. Manchmal berühre ich den Zustand der Ekstase, und während dieser Zeit schwebe ich mühelos und gehe mit dem tiefsten Gefühl von Glück und Freude ins Leere. Ich habe alle Wunder der Welt gesehen, doch diese Erfahrung war so seltsam wundervoll, dass sie sich meiner Beschreibung entzieht.

Diese Erfahrung brachte mich zu der Erkenntnis, dass Träume etwas Einzigartiges offenbaren können, das im Wach­zustand nicht bekannt sein kann. In Sanskrit wird ein solcher Zustand »unmani« genannt. Es gibt keine Entsprechung dieses Wortes im Deutschen, deshalb nenne ich es einen Traum. Es ist ein Zwischenzustand zwischen Wachen und Schlafen. Weiterlesen

Lesedauer 15 Minuten

Von Pandit Rajmani Tigunait

Niemand mag den Krieg, und doch ist er allgegenwärtig. Wir wissen um den Wert des Friedens, und doch scheinen wir Menschen ruhelos ohne eine gewisse Unruhe in der Welt. So wie wir als Individuen mit einer Vielzahl zerstörerischer Gewohnheiten belastet sind, sind wir auf kollektiver Ebene durch Kriege, Unruhen, politische Um­wälzungen und religiöse Kreuzzüge belastet. Doch jedes Mal, wenn wir kämpfen, zahlen wir einen hohen Preis. Die Sieger ver­lieren oft mehr als die­jenigen, die auf dem Schlachtfeld eine Niederlage erleiden.

Bevor ein Krieg ausbricht, verkündet jede Seite lautstark ihre eigene Recht­schaffenheit und die Schlechtigkeit des Gegners. Die Bevöl­ker­ung verunglimpft den »Feind«. Die Emotionen sind ent­flammt, das Kriegsfieber greift um sich, und es bleibt wenig Energie für eine gewaltfreie Lösung des Konflikts. Bevor der Krieg beginnt, behaupten beide Parteien, sie seien Boten des Friedens; manchmal behaupten die Anführer sogar, sie seien Propheten oder Retter.

Jeder, der über einen gesunden Menschenverstand verfügt, weiß, dass dies wahr ist – wir sagen, wir wollen Frieden, doch wir führen Krieg. Wenn ein Krieg zu Ende gegangen ist, ist jeder angewidert von dem Gemetzel, den zerrissenen und geschwärzten Landschaften, den zerstörten Städten und den zerstörten Leben. Die Überlebenden beider Seiten – Gewinner und Verlierer, Zivilisten und Soldaten, Anführer und Bürger – schwören sich, nie wieder in den Krieg zu ziehen. Doch leider ist das menschliche Gedächtnis kurz. Da wir die Lektionen der Vergangenheit vergessen und die Gründe für unsere Kämpfe nicht verstehen, finden wir uns bald in einem neuen Konflikt wieder. Weiterlesen

Lesedauer 11 Minuten

Von Rolf Sovik

Wie ein Lichtstrahl, der die Schatten eines dunklen Raumes vertreibt, erhellt die Praxis der Mantra-Meditation den Raum des Geistes. Mantras verkörpern höhere Bewusstseinszustände. In der Meditation durchdringen Mantras das Bewusstsein mit ihrer Präsenz und beeinflussen den Geist ganz anders als die Sinne, das Gedächtnis oder die Vorstellung. Jede Wiederholung eines Mantras durchdringt den Geist mit der schützenden und erleuchtenden Kraft des Mantras. Mit der Praxis vereinen sich die Kräfte von Geist und Mantra. In den Shiva Sutras, einem tantrischen Text des kaschmirischen Shivaismus, heißt es „chittam mantrah„: Durch tiefe Identifikation mit dem Selbst, das in einem Mantra verankert ist, wird der Geist zur schützenden Präsenz des Mantras. In diesem Sinne wird der Geist in der Meditation nicht nur etwas transformiert, sondern richtiggehend umgeformt.

Das Erreichen solch subtiler Ebenen des Bewusstseins ist ein allmählicher Prozess und das langfristige Ziel einer Vielzahl von Yoga-Übungen. Eine der wirkungsvollsten Methoden, um Mantra und Bewusstsein nahtlos miteinander zu verbinden, ist die Durchführung eines Purashcharana. Bei dieser systematischen Praxis wiederholt man ein Mantra eine bestimmte Anzahl von Malen pro Tag über einen bestimmten Zeitraum. Dementsprechend kann ein einziges Purashcharana Monate oder sogar Jahre dauern. Indem man auf diese Weise seine Meditationspraxis vertieft, verstärkt ein Purashcharana die Energie des Mantras, beseitigt die Hindernisse, die den spirituellen Fortschritt behindern, und reinigt den Geist tiefgreifend. Weiterlesen