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Von Wolfgang Bischoff

Ihr Lieben,

am 15. Dezember erstrahlt am 3. Advent der letzte Vollmond in diesem Jahr. Lasst uns gemeinsam von 21 bis 22 Uhr still werden und über den wunderbaren, ernsthaften Brief von Dietrich Bonhoeffer kontemplieren, den er am 17.Dezember 1943 aus dem Gefängnis an seine Eltern schrieb. In diesen so trüben Zeiten, die uns vermutlich jetzt bevorstehen, können solche Gedanken eine erbauliche Nahrung für unsere Seelen sein:

Aus dem Gefängnis

Liebe Eltern!

Es bleibt mir wohl nichts übrig, als Euch für alle Fälle schon einen Weihnachtsbrief zu schreiben. Ich brauche Euch nicht zu sagen, wie groß meine Sehnsucht nach Freiheit und nach Euch allen ist. Aber Ihr habt uns durch Jahrzehnte hindurch so unvergleichlich schöne Weihnachten bereitet, dass die dankbare Erinnerung daran stark genug ist, um auch ein dunkleres Weihnachten zu überstrahlen. In solchen Zeiten erweist es sich eigentlich erst, was es bedeutet, eine Vergangenheit und ein inneres Erbe zu besitzen, das von dem Wandel der Zeiten und Zufällen unabhängig ist. Das Bewusstsein, von einer geistigen Überlieferung, die durch die Jahrhunderte reicht, getragen zu sein, gibt einem allen vorübergehenden Bedrängnissen gegenüber das sichere Gefühl der Geborgenheit.

Vom Christlichen her gesehen kann ein Weihnachten in der Gefängniszelle ja kein besonderes Problem sein. Wahrscheinlich wird in diesem Hause hier von Vielen ein sinnvolleres und echteres Weihnachten gefeiert werden als dort, wo man nur noch den Namen dieses Festes hat. Dass Elend, Leid, Armut, Einsamkeit, Hilflosigkeit und Schuld vor den Augen Gottes etwas ganz anderes bedeuten als im Urteil der Menschen, dass Gott sich gerade dorthin wendet, wo die Menschen sich abzuwenden pflegen, dass Christus im Stall geboren wurde, weil er sonst keinen Raum in der Herberge fand – das begreift ein Gefangener besser als ein anderer, und das ist für ihn eine wirklich frohe Botschaft.

Von guten Mächten treu und still umgeben
Behütet und getröstet wunderbar.
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
Erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

In diesem Sinne grüße ich euch von ganzem Herzen in Liebe und in tiefem Respekt gegenüber euren wunderbaren Seelen:

In liebevoller Verbundenheit

Wolfgang

 


P.S.:

Am jeweils letzten Freitag des Monats (außer Juli und Dezember) trifft sich mein Online-Jahreskurs zum „Inspiration- und Meditation-Abend“. Letzten Monat, am Freitag 29. November, fand der letzte Live-Abend für dieses Jahr statt.  Im Dezember folgt ein inspirierendes Video mit einer Satsang-Aufzeichnung.

Es besteht jetzt die Möglichkeit, bis Ende des Jahres Zugang zum Kursportal mit allen Aufzeichnungen der Inspirations- und Meditationsabende von 2024, sowie den Materialien und den Bonus-Videos für Juli und Dezember zu bekommen. Siehe die Kursseite auf Agni Online unter folgendem Link: Meditationsabende mit Wolfgang Bischoff

Der nächste Jahreskurs startet dann im Januar 2025 und kann ab etwa 10. Januar gebucht werden. Der Schnupperzugang für den Rest von 2024 ist eine ideale Gelegenheit, diese Gruppenabende kennenzulernen.


Input von Wolfgang kannst Du über diese Online-Veranstaltungen auf unserem Agni Online Portal bekommen:

 

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Diesen Vollmondtext kannst Du dir auch vom Autor Wolfgang Bischoff persönlich vorlesen lassen:

Von Wolfgang Bischoff

 

Liebe Menschen,

am 25. März erstrahlt der Ostervollmond am strahlend blauen Himmel. Lasst uns von 21 bis 22 Uhr still werden und über die Bedeutung des immer wiederkehrenden Osterfestes kontemplieren.

Viele von euch haben mir eine Rückmeldung gegeben, bis Ende März die Fastenzeit mitzumachen. Wir sind also mitten in einer interessanten Feuerübung und gehen auf den Karfreitag zu, an dem die Egozentrizität gekreuzigt wird, sich mit dem Tod verbindet und aufzulösen beginnt und dadurch eine Vereinigung der Gegensätze und Pole, die das Kreuz symbolisiert, oben wie unten, links wie rechts, im 5., dem Kreuzungspunkt, stattfinden kann. Hier bildet sich Bindu, der fünfte Pol als Punkt, durch eine hundertprozentige Konzentration auf diesen einen Punkt. Bindu bedeutet in der Übersetzung aus dem Sanskrit ins Deutsche:

Konzentration der Aufmerksamkeit des Geistes auf den kleinstmöglichen Punkt,
um dadurch
in eine neue Bewusstseinssphäre durchstoßen zu können.

Die Überwindung des Todes kann nun erlebt werden – und die Auferstehung in einen neuen Seinszustand.
 Das Prinzip von Hoffnung, von bedingungsloser Liebe und Mitgefühl beginnt sich zu offenbaren. Das Wesen des Osterfestes beginnt sich zu zeigen. Mit jedem neuen Atemzug erhalten wir eine neue Chance, unser Leben so zu gestalten, das es auf das Licht der Auferstehung und die Überwindung des eigenen kleinen Egos ausgerichtet wird.

Goethe schreibt:

„Von der Gewalt, die alle Menschen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet“. 

Rainer Maria Rilke schreibt in dem Gedicht „Der Schauende“, wie der Mensch sich überwinden lernen kann, um den Sieg über den Tod zu erlangen und die Auferstehung zu erleben:

Der Schauende

Ich sehe den Bäumen die Stürme an,
die aus laugewordenen Tagen
an meine ängstlichen Fenster schlagen,
und höre die Fernen Dinge sagen,
die ich nicht ohne Freund ertragen,
nicht ohne Schwester lieben kann.

Da geht der Sturm, ein Umgestalter,
geht durch den Wald und durch die Zeit,
und alles ist wie ohne Alter:
die Landschaft, wie ein Vers im Psalter,
ist Ernst und Wucht und Ewigkeit.

Wie ist das klein, womit wir ringen,
was mit uns ringt, wie ist das groß;
ließen wir, ähnlicher den Dingen,
uns so vom großen Sturm bezwingen, –
wir würden weit und namenlos.

Was wir besiegen, ist das Kleine,
und der Erfolg selbst macht uns klein.
Das Ewige und Ungemeine
will nicht von uns gebogen sein.
Das ist der Engel, der den Ringern
des Alten Testaments erschien:
wenn seiner Widersacher Sehnen
im Kampfe sich metallen dehnen,
fühlt er sie unter seinen Fingern
wie Saiten tiefer Melodien.

Wen dieser Engel überwand,
welcher so oft auf Kampf verzichtet,
der geht gerecht und aufgerichtet
und groß aus jener harten Hand,
die sich, wie formend, an ihn schmiegte.
Die Siege laden ihn nicht ein.
Sein Wachstum ist: der Tiefbesiegte
von immer Größerem zu sein.

Demut und Dankbarkeit entwickeln sich bei der Wahrnehmung des Lichtes, in das Du bei der Auferstehung in ein neues geistiges Sein wiedergeboren wirst. Du beginnst Dich als dieses Licht zu erkennen, das Du eigentlich bist und warst, bevor Du Deinen Namen erhalten hast.

Wenn wir uns die Osterwoche und die Entwicklung hin zur Auferstehung anschauen, dann war sie nur möglich durch die willentliche Konfrontation mit den eigenen Feinden und der uns umgebenden Dunkelheit, den Schattenseiten unserer Persönlichkeit. Judas, die Häscher, der Verrat und die Verurteilung, die Kreuzigung und die Misshandlungen sind alles Symbole dafür. Jesus wehrt sich nicht gegen das Böse, sondern er vereinigt sich mit den Gegenkräften und sagt:

„Jetzt ist eure Stunde gekommen, jetzt hat die Finsternis das Wort.“


Er überwindet das Böse und den Tod dadurch, dass er sich damit vereinigt und somit die Gegensätze in sich in einen harmonischen Zustand bringt. Kampf kann die Spaltung in uns und unter uns nicht überwinden.

In uralten Texten wird das dunkle Zeitalter der Menschheit so beschrieben, als wäre es eine Beschreibung unserer heutigen Zeit:
Armut , Verwirrung, Gewalt gegen die Naturgesetze nehmen zu. Chaos und Naturkatastrophen breiten sich aus. Drogen, Spiele, Konsum, Verbrechen nehmen zu. Das Gesundheitssystem funktioniert nicht mehr.

Kriege finden statt und wirtschaftliche Unsicherheiten nehmen zu. Die Nahrung ist nicht mehr nahrhaft. Korruption überall. Depression nimmt zu. Wut, Gier nach immer mehr ohne Ende, Zorn, Neid und Zweifel bestimmen immer mehr das Handeln der Menschen. Wasser, Luft und Licht werden verkauft. Keine Achtung vor der Spiritualität des Menschen. Die Lauten werden verehrt, die Ernsthaften verlacht. Die Bedeutung vom Feuer als der Vermittler zwischen manifester und unmanifester Wirklichkeit geht verloren. Die Sprache der Menschen beginnt zu verflachen und die Seelen beginnen zu verhungern.

Es ist eine Darstellung der Kreuzigung der Menschheit. 

Das Auferstehungsereignis zeigt jedoch einen Weg heraus aus dieser Dunkelheit und diesem Leiden:
Eine innere Haltung kann sich entwickeln, dass ich das Recht habe, nur das in Anspruch zu nehmen, was genügt, um mich zu ernähren und das Leben zu erhalten. Das Geben und Teilen, das Mitgefühl für Andere breiten sich aus. Wir beginnen die Kinder vor den Umwelteinflüssen zu schützen und schützen einander. Wir erleben uns als Weltbürger und teilen die Sorge für die Welt. Wir beginnen die Natur zu schützen und Mutter Erde zu pflegen, zu achten und zu ehren.

Dankbarkeit, Demut und die Fähigkeit, sich vor Größerem innerlich zu verneigen, beginnen sich zu entwickeln. Das Siegenwollen und der Größenwahn werden von der inneren Kraft – der Tiefbesiegte von immer Größerem zu sein – abgelöst.
 Wir beginnen, Inseln der Schönheit und Stille zu schaffen, an denen die ausgehungerten Seelen zur Ruhe kommen können und Nahrung erhalten. Spirituelle Inseln für die Menschheit erhalten eine immer größer werdende Bedeutung.

All dies sind die Voraussetzungen, um das Licht sehen zu lernen, das wir eigentlich sind, das auszustrahlen beginnt und die Menschheit erfreut. Das ist Ostern – das lässt das Leben mit all seiner Beschwerlichkeit sinnvoll erscheinen.

Ich wünsche euch eine besinnliche, stille Stunde

in liebevoller Verbundenheit

Wolfgang

 

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Von Rolf Sovik

Wir sprechen gerne von Mediengurus, Sportgurus und sogar von Verkaufs- und Marketinggurus, doch die Bedeutung des Begriffs „Guru“ bleibt oft unklar und viele haben Angst vor ihm. Das alte Wort aus dem Sanskrit scheint in unser modernes westliches Bewusstsein gerutscht zu sein und dabei seine spirituelle Bedeutung verloren zu haben. Das ist bedauerlich, denn das Konzept, so nebulös es auch ist, hat in der Yogatradition nach wie vor eine große Bedeutung. Weiterlesen

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Von Michael Nickel

Rund um Pfingsten 2022 wandelte ich in und um Assisi, sowie in La Verna, auf den Spuren des Heiligen Franz von Assisi. Schon lange fasziniert mich, was dieser spirituelle Meister uns Menschen an Inspiration hinterlassen hat und ich fühlte mich dazu hingezogen, sein Leben etwas zu erkunden, indem ich in die Landschaft und den Raum eintauchte, in der Franziskus einst gelebt hat und die seit Hunderten von Jahren ein Ziel von Pilgern und Suchenden darstellt.

Diese Reise hat mich sehr berührt, weil es am Ende eine Reise zu mir selbst wurde, mit sehr vielen Aspekten der Selbstreflexion. Besonders beeindruckt haben mich dabei die „kleinen“ und auf den ersten Blick vielleicht sogar unscheinbaren Orte seines Wirkens, insbesondere die Felsnischen von La Verna in der Toskana und die kleinen Kapellen Porzinucola, San Masseo und San Damiano, sowie das Felsenkloster Eremo delle Carceri.

Zwei Dinge haben mich dabei besonders fasziniert: Zum Einen die Intensität der Erfahrung einer spirituellen Präsenz – etwas, das in der Yoga-Philosphie als Kshetra (Feld) bezeichnet wird. Man könnte sagen, dass es die Summe all dessen darstellt, was Menschen über die Zeit in diesem Raum an Energie hinterlassen haben – begonnen bei Franziskus, der Heiligen Klara, über ihre vielen Schwestern und Brüdern im Orden, bis hin zu all den Generationen von spirituellen Suchenden bis zum heutigen Tag. Weiterlesen

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Kurzinterview mit Katrin Reich-Ufondu

Wir sprechen mit Katrin Reich-Ufondu, die als Yogalehrerin und Krebsbloggerin aktiv ist.

Katrin, Du bloggst zum Thema Krebs. Wie ist das Thema in Dein Leben gekommen?

Vor mehr als acht Jahren drängte sich der Krebs erstmals in mein Leben und überraschte mich eiskalt. Ich war so überzeugt davon, dass der Knoten in meiner rechten Brust gutartig sein würde, dass ich den Termin zur Befundbesprechung auf den Tag meines Umzugs gelegt hatte. Es wurde leider keine Formalie und so hatte ich 400 km Autobahnfahrt Zeit, mich zu sammeln und meine nächsten Schritte zu planen. Für mich und für meine Tochter, denn ich war im 4. Monat schwanger. Ich wurde operiert, im Anschluss daran begann die Chemotherapie. Zu diesem Zeitpunkt trat Yoga Nidra in Form einer Aufnahme meines jetzigen Lehrers Rod Stryker in mein Leben. Diese Übung wurde mein Anker in den dunkleren Momenten meiner Therapie. Meine Tochter, die wir Zoe, das Leben, nannten, kam gesund zur Welt und auch ich durfte mich geheilt fühlen. Ich begann mein Leben zu ändern, soweit, wie mir das mit zwei Kleinkindern eben möglich war und begann, tiefer in den Yoga einzutauchen, und das Hamsterrad meines vorherigen Lebens hinter mir zu lassen. Ich fühlte mich sicher.

So fiel ich vor drei Jahren wiederum aus allen Wolken, als ich erfuhr, dass mein überwunden geglaubter Brustkrebs die letzten Jahre dazu genutzt hatte, sich in meinen Knochen auszubreiten. Plötzlich war ich Palliativpatientin. Mit 41 Jahren und zwei immer noch ziemlich kleinen Kindern. Dabei fühlte ich mich an sich ziemlich fit, unterrichtete inzwischen fleißig und mit gewissen Ambitionen Yoga.

Wie bist Du mit Deinen Herausforderungen mit Krebs umgegangen und was hat Dir dabei aus der Yoga-Perspektive sonst noch geholfen?

Trotz all der Angst, der Ungewissheit und meiner allgemeinen Fassungslosigkeit spürte ich von Anfang an in mir die tiefe Gewissheit, wieder gesund zu werden. Ich meinte, die gleiche Stimme zu hören, die mir während der Tiefpunkte meiner Ersttherapie Mut zugesprochen hatte. Meine Yoga-Praxis der letzten Jahre half mir, den Ärztemarathon, der auf meine zweite Diagnose folgte, relativ ruhig zu absolvieren. Mir war klar, dass der Yoga eine wichtige Säule meiner Heilung sein würde. Ich war und bin in der glücklichen Lage, mir diese und andere (inzwischen virtuelle) Yoga-Fortbildungen leisten zu können. Für dieses Privileg bin ich sehr dankbar. So flog ich als Neu-Palliativpatientin fünf Wochen und unzählige Arzttermine später auf Empfehlung eines Herzensmenschens an einen ganz besonderen Ort, um meine Praxis zu vertiefen: Das Himalayan Institute in Honesdale, USA. Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Ich sog die magische und nährende Energie dieses Ortes auf und verließ das Institut mit einem ganz besonderen Mantra im Gepäck, das mich bis heute begleitet. Es ist mein Anker, wenn die Äffchen im Oberstübchen lauter werden, wenn ich in manchen Situationen kurz davor bin, mich der Angst zu ergeben. Es ist meine Quelle, aus der ich schöpfe, um voller Freude zu leben trotz der Ungewissheit um meine Gesundheit.

Wie unterstützt Dich Deine Yoga-Praxis im Umgang mit Krebs?

Seitdem sind drei Jahre vergangen. Drei Jahre voller Höhen und Tiefen. Drei Jahren, in denen ich mir Stück für Stück mehr Freiheit und Eigenverantwortlichkeit im Umgang mit meiner Krankheit erarbeitet habe. Mit Hilfe des Yogas: Durch meine eigene Praxis, Weiterbildungen, den Austausch mit Gleichgesinnten und das Unterrichten, das ich die ganze Zeit über, wenn auch reduziert, beibehalten habe. In meiner Praxis nehmen Pranayama und Meditation mit stiller Mantra-Rezitation (Japa) mehr Raum ein als der physische Part, da mein Energielevel therapiebedingt schwankt. Ich bin sehr dankbar dafür, persönlich initiiert worden zu sein, dafür, dadurch Zugang zur Kraft und der Magie lebendiger Mantras erhalten zu haben. Überhaupt ist meine Praxis weicher und intuitiver geworden und hat mich gelehrt, dem Vertrauen, der Gnade, Raum zu geben. Dies war und ist ein Prozess, der mich, die personifizierte Ungeduld, hat spüren lassen, wie sich wahrhaft integriertes Wissen anfühlt. Zudem übe ich Yoga Nidra, vor allem in der Himalaya Tradition und Methoden der Selbstreflexion (Vichara), wie sie Rod Stryker lehrt. Vichara hilft mir, meine Herausforderungen im Leben jenseits von Yogamatte und Meditationskissen besser zu verstehen und dabei, authentisch zu wachsen.

Was bedeutet Deine Krebs-Erkrankung persönlich im größeren Kontext?

Ich sehe meine Krankheit als Tapas, als ultimative Aufforderung, wahrhaft authentisch dem Ruf meiner Seele zu folgen. Stück für Stück, ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben, sondern im Vertrauen, ohne Angst davor, Fehler zu machen. Daher habe ich begonnen, mich auf Instagram zu zeigen, um anderen Palliativpatienten Mut zu machen, ihre Krankheit ganzheitlich zu betrachten. Ohne auf Followerzahlen zu schielen. Seit kurzem engagiere ich mich zudem ehrenamtlich für die Rexroth von Fircks Stiftung, die Kuren für an Krebs erkrankte Mütter anbietet, bei denen auch die mitbetroffenen Kinder psychologisch betreut werden. Über kurz oder lang werde ich sicher die beiden Bereiche „Yoga“ und „Krebs“ in einem Projekt verbinden. Aktuell stecke ich im Zertifizerungsprozess für meine ParaYoga Nidra-Ausbildung. Ich hätte da schon die ein oder andere Idee. Aber eins nach dem anderen.

Herzlichen Dank, liebe Katrin, für die persönlichen Einblicke in diesem Interview und für Deinen inspirierenden Einsatz!

 

Zur Person: Katrin Reich-Ufondu ist Yogalehrerin, Mutter und Krebsbloggerin. Sie lebt mit Mann, Kindern und zwei Katzen in der Nähe von Hamburg. Weitere Informationen über ihre Yogatätigkeit findest Du unter www.yogareich.de; als Bloggerin ist Katrin auf Instagram aktiv.

 

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Kurzinterview mit Ricke Saranya Penaranda

Los geht’s liebe Saranya, lass uns über Lebensfreude reden.

Worüber hast Du Dich heute schon gefreut?

Heute habe ich mich erfreut, dass ich genügend gelbe Farbe kaufen konnte, weil wir gerade im Studio die Wand sprayen. Unser Logo kommt ganz groß an die Wand, ich möchte gerne, dass es schön leuchtet und Freude bringt.


Was bedeutet »Lebensfreude« für Dich?

Ehrlich gesagt, ist es ein Grundbedürfnis, und für mich der Grund gewesen, überhaupt mit Yoga anzufangen. Mein erster Kontakt mit Yoga war ganz klar: Ey Mann, es ist erlaubt, glücklich zu sein! Es ist eigentlich unser Normalzustand, so wie wir geboren werden. Insofern bedeutet es mir alles, weil es die Basis ist für alles, was man macht. Nur dann hast du die Möglichkeit mit viel Vertrauen etwas anzugehen, dich etwas zu stellen, was vielleicht schwierig wird. Oder etwas zu tun, selbst wenn es vielleicht nicht viel Freude macht, und trotzdem etwas zu finden, was dich inspiriert. Also ein absolutes Grundbedürfnis.

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Rede und Gedicht von Amanda Gorman anlässlich der Vereidigung von Präsident Biden am 20. Januar 2021. Übersetzung eines Transkripts auf Rev.com und Vorbemerkung von Michael Nickel.

Vorbemerkung

Nicht nur Amerika, die ganze Welt braucht in dieser Zeit das strahlende Licht der Hoffnung. Zu oft warten wir darauf, dass dieses Licht zu uns von außen kommt, wo wir doch das Licht der Hoffnung, das Licht der Kreativität – der Macht, etwas neues zu erschaffen – allzeit in uns finden. Es gibt auf der ganzen Welt, inspirierende Menschen, die Fackeln der Hoffnung sind in dunklen Zeiten.

Oft finden sich diese Fackelträger in den Weisheits-Traditionen der Menschheit, doch immer und überall – oft unbemerkt von uns in unserem Beschäftigtsein und unserer Ignoranz – sind solche Fackelträger unter uns. Und sie entsprechen oft nicht unserer Erwartung vom „weisen alten Menschen“. Unsere Welt ist auch voller junger Fackelträger und es ist unsere Zeit, in der sie hervortreten. Die Vereidigung des 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden, rückte eine dieser erstaunlichen und inspirierenden Fackelträgerinnen ins Rampenlicht. Amanda Gorman mit ihrem Gedicht „The Hill We Climb“, das wir hier in einer deutschen Übersetzung des Transkripts auf Rev.com präsentieren, als inspirierende Berichterstattung des öffentlichen und medial überall verfügbaren Ereignisses vom 21. Januar 2021 in Washington DC. Amanda Gorman ist Trägerin des Ehrentitels „2017 National Youth Poet Laureate“, was der höchsten Auszeichnung in den USA für junge Poeten entspricht.

Ich habe versucht, die Übersetzung so nahe wie möglich am Original zu halten und doch etwas Poetik hineinfließen zu lassen. Amanda Gorman arbeitet in ihrem Gedicht sehr viel mit englischen Wortspielen und auch Alliterationen, die sich nicht ohne weiteres übertragen lassen, ohne die jugendlich-frische und doch weise Essenz dieses Gedichts zu verbiegen. Aus diesem Grund gab ich einer weniger gekünstelten Übersetzung den Vorzug, die dem ursprünglichen Geist näher kommt, jedoch die sprachliche Schönheit des Originals nicht unbedingt abbilden kann. Doch es gibt so viele Menschen, die nicht über das Privileg verfügen, den englischen Text lesen oder hören zu können. Für sie soll diese deutsche Übersetzung zur Inspiration hier stehen. Man könnte dieses Gedicht wörtlich übersetzen als „Der Hügel, den wir besteigen“. Doch wollte ich im Titel etwas von der sprachlichen Eleganz der Autorin mitgeben: „Die Anhöhe, die wir erklimmen“.

Auch wenn sich diese Gedicht-Rede unmittelbar auf Amerika bezieht und damit eben auch sehr amerikanisch anhört ist es für mich doch ein Werk, dass die ganze Menschheit meint und umfasst. Und auch wenn Amanda Gorman keinen direkten Bezug auf die Covid-Pandemie nimmt, so ist diese doch enthalten und es ist genau jener Geist, den die Dichterin beschwört, den wir benötigen, um in Menschlichkeit, Würde und Anstand durch die Hohe See der Pandemie zu kommen. Aus diesem Grund ist Amanda Gorman für mich eine Corona-Heldin.

Die Rede zum Anhören im Original und zum Ansehen als Video – denn die Rezitation ist aufgrund der Gestik und Mimik von Amanda Gorman auch optisch ein Genuss – findest Du auf der Seite von C-SPAN.org, einer unabhängigen Info-Plattform.


Die Gedicht-Rede

 

Die Anhöhe, die wir erklimmen

Von Amanda Gorman

Wenn der Tag kommt, fragen wir uns, wo können wir Licht finden in diesem nicht enden wollenden Schatten?

Den Verlust, den wir tragen, müssen wir seewärts durchwaten.

Wir haben dem Bauch der Bestie getrotzt.

Wir haben gelernt, dass Schweigen nicht immer Frieden bedeutet.

In den Normen und Vorstellungen dessen, was gerecht ist, ist nicht immer Gerechtigkeit.

Und doch, die Morgendämmerung gehört uns, noch ehe wir es wussten.

Irgendwie bekommen wir es hin.

Irgendwie haben wir eine Nation abgewettert und beobachtet, welche nicht gebrochen ist, sondern schlicht unvollendet.

Wir, die Nachfolger eines Landes und einer Zeit, in der ein schmächtiges schwarzes Mädchen, das von Sklaven abstammt und von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen wurde, davon träumen kann, Präsidentin zu werden, um sich dann selbst dabei wiederzufinden, für einen zu rezitieren.

 

Und ja, wir sind weit davon entfernt, geschliffen zu sein, weit davon entfernt, makellos zu sein, doch das bedeutet nicht, dass wir danach streben, eine Einheit zu bilden, die perfekt ist.

Wir sind bestrebt, unsere Einheit mit Bestimmung zu schmieden.

Um ein Land zu formen, das sich allen Kulturen, Couleurs, Charakteren und aller Conditio der Menschen verpflichtet fühlt.

Und so erheben wir unsere Blicke nicht auf das, was zwischen uns steht, sondern auf das, was vor uns steht.

Wir schließen die Kluft, weil wir wissen: Um unsere Zukunft in den Vordergrund zu stellen, müssen wir zuerst unsere Differenzen beiseitelegen.

Wir legen unsere Waffen nieder, damit wir uns gegenseitig die Arme entgegenstrecken können.

Wir erstreben Leid für niemanden und Harmonie für alle. Lasst den Erdball sagen, wenn schon nichts anderes, dass dies wahr ist.

Dass wir, selbst als wir trauerten, wuchsen. Dass wir selbst als wir verletzten, hofften.

Dass wir, auch wenn wir ermüdeten, versucht haben, für immer triumphierend zusammenzuhalten.

Nicht weil wir nie wieder eine Niederlage erleben werden, sondern weil wir nie wieder Spaltung säen werden.

 

Die Schrift rät, uns auszumalen, ein jeder sitze unter seinem eigenen Weinstock und Feigenbaum und nicht ein einziger solle jenen Angst machen.

Wenn wir ihr gerecht werden wollen, dann liegt der Triumph nicht in der Klinge, sondern in all den Brücken, die wir geschaffen haben.

Das ist das Versprechen, das wir einlösen müssen, die Anhöhe, die wir erklimmen, wenn wir es nur wagen.

Denn Amerikaner zu sein, ist mehr als ein Stolz, den wir erben!

Es ist die Vergangenheit, in die wir treten und die Art, wie wir sie instand setzen.

Wir haben einen Wald gesehen, der unsere Nation eher zerschmettern würde, als dass er sie miteinander teilen würde.

Unser Land zerstören würde, wenn es bedeutete, die Demokratie zu verzögern. Dieser Versuch wäre fast gelungen.

 

Aber während die Demokratie zeitweilig verzögert werden kann, kann sie niemals dauerhaft besiegt werden.

Auf diese Wahrheit, auf diesen Glauben vertrauen wir, denn während wir unsere Augen auf die Zukunft gerichtet haben, hat die Geschichte ihre Augen auf uns gerichtet.

Dies ist die Ära der gerechten Wiedergutmachung.

Wir fürchteten es bei ihrem Beginn.

Wir fühlten uns nicht bereit, die Erben einer solch schrecklichen Stunde zu sein, doch in ihr fanden wir die Kraft, ein neues Kapitel zu schreiben, uns selbst Hoffnung und Lachen zu schenken, während wir ursprünglich fragten, wie könnten wir überhaupt über die Katastrophe siegen?

Jetzt bekräftigen wir: Wie könnte die Katastrophe jemals über uns siegen?

 

Wir werden nicht zu dem zurück marschieren, was war, sondern zu dem hinbewegen, was sein wird: Ein Land, das angeschrammt, und doch unversehrt ist, wohlwollend, und doch kühn, kämpferisch und frei.

Wir werden uns nicht umdrehen oder durch Einschüchterung unterbrechen lassen, weil wir wissen, dass unsere Untätigkeit und Trägheit das Erbe der nächsten Generation sein wird.

Unsere Fehler werden zu deren Bürde.

Doch eines ist sicher: Wenn wir Barmherzigkeit mit Macht verbinden, und Macht mit Recht, dann wird Liebe unser Vermächtnis und das Geburtsrecht unserer Kinder verändern.

 

So lasst uns ein Land hinterlassen, das besser ist als jenes, welches uns hinterlassen wurde.

Mit jedem Atemzug aus meiner bronzenen Brust werden wir diese verwundete Welt zu einer wundersamen erheben.

Wir werden uns von den goldbeladenen Hügeln des Westens erheben. Wir werden uns aus dem windgepeitschten Nordosten erheben, wo unsere Vorväter zum ersten Mal die Revolution vollzogen.

Wir werden uns aus den Städten am Seeufer der Staaten des Mittleren Westens erheben.

Wir werden uns aus dem sonnenverbrannten Süden erheben.

Wir werden in uns jedem bekannten Winkel unserer Nation wieder aufbauen, versöhnen und neu aufrichten, in jeder Ecke, die unser Land genannt wird, werden unsere Leute, die vielfältig und schön sind, ramponiert und schön hervortreten.

Wenn der Tag anbricht, treten wir aus dem Schatten hervor, flammend und ohne Angst.

Die neue Morgendämmerung erblüht, wenn wir sie befreien.

Denn es gibt immer Licht.

Wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen.

Wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.

 

 

Unterrichtsmaterial für die Fächer Deutsch, Kommunikation, Gemeinschaftskunde, Politik, Geschichte, etc.

Für Lehrer, die das Gedicht im Unterricht behandeln wollen, steht ab sofort eine PDF-Datei mit der Übersetzung mit direkter Verlinkung zu den Passagen im Video (via Rev.com) zum Download zur Verfügung.

Foto: Screenshot der TV-Übertragung.

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Interview mit Jörn Roes

In welcher Form arbeitest Du mit Menschen?

Ich vermittle Yoga. Früher habe ich Yoga unterrichtet in der Annahme, ich würde etwas Körperliches unterrichten. Da kommen Menschen mit irgendeinem körperlichen Bedürfnis und ich schaue, dass sie sich danach besser in ihrem Körper fühlen. Natürlich ist das noch da, aber das ist komplett in den Hintergrund gerückt. Wenn Menschen zu mir ins Yoga-Studio kommen, schaue ich sie mir ganz genau an. Ich schaue, wie sie kommen, was da mitschwingt, wie bewegt der Mensch sich, wie spricht er zu mir, was sagen Mimik und Gestik. Ich klopfe alle Ebenen ab. Ich spüre in die Gruppe hinein, was liegt für eine Energie im Raum. Und darauf aufbauend, gestalte ich die Idee, die ich mitbringe in die Stunde. Aber das ist dann nur noch intuitiv. Es gibt ein grobes Gerüst, das ich dann anpasse mit dem, was da in mir entsteht. Ich gebe Gruppen- und Einzelstunden als Yoga-Lehrer, und dabei fließen sehr viele therapeutische Ansätze ein, aber auch buddhistische Philosophie. Weiterlesen

Lesedauer 6 Minuten

Interview mit Danja Lutz

In welcher Form arbeitest Du mit Menschen?

Ich unterrichte als Yogalehrerin Ausbildungen, Retreats und Immersions online und offline. Außerdem begleite ich Menschen im Eins-zu-Eins-Setting in Form von Mentorship-Programmen.


Als was siehst Du Dich in dieser Funktion?

Das Wort „Yoga-Lehrerin“ hat für mich eigentlich noch nie so richtig zum Ausdruck gebracht, was ich tue. Ich sehe mich mehr als Begleiterin für einen gewissen Zeitraum. Ich lehre nicht, indem ich Wissen vermittle, sondern ich versuche Räume zu kreieren, in denen Menschen sich zurück lehnen und öffnen können, um sich selbst besser kennen zu lernen und sich an die ihnen innewohnende Weisheit zu erinnern. Dabei unterstützt mich vor allem die Methodik des Tantra Yoga.

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Lesedauer 8 Minuten

Interview mit Annette Gall

In welcher Form arbeitest Du mit Menschen?

Ich unterstütze Menschen dabei, entspannter zu werden, etwas für ihren Körper und ihre mentale Gesundheit zu tun und sich insgesamt besser und wohler zu fühlen. Mein Angebot nenne ich „Mindful Practice“. Das ist Atem- und Körperarbeit. Diese gestalte ich aufmerksam, behutsam und zielgerichtet.


Als was siehst Du Dich in dieser Funktion?

Ich sehe mich als Coach, Beraterin, Dienstleisterin und Bodyworkerin. Ich erinnere die Menschen an die jedem innewohnenden Werkzeuge, mit denen sich der Mensch bewusst und selbständig ausbalancieren kann. Ich leite zur Selbstfürsorge an.

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