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Von Pandit Rajmani Tigunait

1972, in dem Jahr, als ich mich an der Universität von Allahabad einschrieb, traf ich einen großen Heiligen, Swami Sadananda, der mich einige der esoterischen Aspekte des Yoga lehrte und mir half, die Richtung meines Lebens zu bestimmen. Eines Sonntagmorgens fand ich ihn in seinem kleinen Ashram auf einem Holzbett unter einem großen Pipal-Baum sitzend. Vor ihm saß ein Herr, der unter so heftigen und häufigen epileptischen Anfällen litt, dass ihn immer jemand begleitete, um sicherzustellen, dass er sich nicht selbst verletzte.

Als ich ankam, war Swamiji gerade dabei, dem Patienten zu erklären, dass die Medizin, die er ihm geben wollte, ziemlich stark war. Dann reichte er ihm eine Substanz, die für mich wie Asche aussah, und sagte: „Nimm diese Medizin jeden Morgen ein, jedoch erst, nachdem du Getreidekörner an Wildvögel verfüttert hast. Hol dir nach deinen morgendlichen Waschungen etwas Gerste, Weizenschrot und andere Körner. Bitte die Vögel, zu dir zu kommen und füttere sie. Sobald sie gefressen haben, nimm diese Medizin ein. Erst dann darfst du deine Mahlzeit einnehmen.“

 

Als der Patient und sein Begleiter gingen, sagte ich: „Swamiji, ich verstehe, dass es wichtig ist, Medizin zu nehmen, doch warum muss er die Vögel füttern?“ – „Du solltest genau beobachten“, antwortete Swamiji. „Wenn er geheilt ist, werde ich es dir erklären.“

Drei Tage lang hungerte der arme Kerl, weil die Vögel das Getreide, das er für sie ausstreute, nicht fressen wollten. Dann, am vierten Tag, nahmen sie seine Gaben an und er begann, die Medizin einzunehmen. Es wurde zu seiner Routine, die Vögel zu füttern, bevor er seinen Tag begann. Nach einem Monat wurden seine Anfälle seltener und innerhalb von sechs Monaten war er geheilt.

Als ich Swami Sadananda um eine Erklärung bat, sagte er: „Vögel sind ein Teil der Natur. Ihre Beziehung zu den Menschen ist nicht mit Egoismus und Erwartungen belastet. Sie sind glücklich, wenn du ihnen dienst, doch es macht ihnen nichts aus, wenn du es nicht tust. Sie handeln allein nach ihrem Instinkt – sie treffen keine persönlichen Entscheidungen und haben keine Pläne. Ihnen zu dienen bedeutet, der Natur zu dienen. Die Natur ist der Speicher für all unsere Karmas, die Eindrücke unserer vergangenen Taten.

Wir können unsere karmische Schuld begleichen, indem wir der Natur dienen, von der wir ein Teil sind.

„In unserem unbewussten Geist“, so fuhr er fort, „liegt der Keim der Krankheit und auch ihrer Heilung. Dieser unbewusste Geist arbeitet immer im Einklang mit der Natur. Mit Natur meine ich nicht nur Pflanzen, Flüsse und den Rest der natürlichen Umgebung. Was wir als Natur bezeichnen, umfasst in Wirklichkeit ein ganzes ursprüngliches Energiefeld, das die Quelle und den Ort dieser materiellen Welt darstellt. Alles und jeder entwickelt sich aus diesem Urenergiefeld, auch unsere natürliche Welt.

„Indem du auf deine Annehmlichkeiten verzichtest und das weggibst, was du für dein Eigentum hältst, bezahlst du deine karmischen Schulden in der feinstofflichen Welt ab. Und genau diese karmischen Schulden sind die Ursache für unser gegenwärtiges Elend. Auch wenn wir keinen Zugang zu unserem eigenen unbewussten Geist haben, können wir unsere karmischen Schulden begleichen, indem wir der Natur dienen, von der wir ein Teil sind.“

Dieser Artikel erschien zuerst in der Autobiographie von Pandit Rajmani Tigunait „Touched by Fire„. Copyright Himalayan Institute USA, mit freundlicher Genehmigung. Übersetzt von Michael Nickel.

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Von Rod Stryker

Ich möchte gerne eine Praxis mit dir teilen, die den Geist nutzt, um Zugang zum feinstofflichen Körper zu erhalten. Sie beginnt mit der Idee, die Intention zu nutzen, anderen zu helfen. Wenn wir jemandem helfen oder ihn heilen wollen, sollten wir uns nicht auf uns selbst verlassen. Verlasse dich stattdessen auf die Kräfte der Natur. Die Natur hat unbegrenzte Ressourcen, während unsere eigenen individuellen Ressourcen begrenzt sind. Der erste Schritt dieser Praxis besteht also darin, dein eigenes Reservoir an Frieden zu stärken und zu füllen. Der zweite Schritt besteht darin, zu lernen, wie du dieses Gefühl an eine andere Person weitergeben kannst.

Worüber wir wirklich reden, ist die Liebe zu bewegen. Bedingungslose Liebe. Und das bedeutet, dass du vielleicht nicht genau weißt, wie und was mit der Person als Ergebnis dieser Infusion von Liebe geschehen soll. Du weißt es nicht und solltest es auch nicht erzwingen. Mit anderen Worten: Du könntest feststellen, dass du eine Vorahnung davon hast, was diese Person braucht oder werden sollte. Doch das ist nicht wirklich bedingungslose Liebe. Bei diesem Angebot erlauben wir der Weisheit der Liebe selbst, durch und zu der Person zu sprechen. Weiterlesen

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Von Rolf Sovik

In der ersten Folge dieser Serie „Yoga als Heilkunst“ haben wir uns angesehen, was die Bhagavad Gita als die vier Ziele des Yoga identifiziert: Heilung, persönliches Wachstum, Selbstentfaltung und schließlich Erleuchtung. Diese vier Ziele liegen im Herzen der Yoga-Praxis. Auch wenn wir insgeheim oder offen nach persönlichem Wachstum streben und die letzten beiden Ziele uns als spirituell Suchende ansprechen, werden die meisten Menschen zuerst durch den Wunsch nach Heilung auf körperlicher, emotionaler oder spiritueller Ebene zum Yoga hingezogen. Es ist wichtig, frei von Schmerz und Leiden zu sein, damit wir alles erfahren können, was Yoga zu bieten hat. Dies ist also der erste Schritt. Schauen wir uns an, was die Bhagavad Gita über die intrinsische Natur des Yoga als heilende Kraft sagt. Weiterlesen

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Von Michael Nickel

Freust Du Dich auch so sehr über die Blüten, die uns die Natur im Frühjahr schenkt? – Das Frühjahr ist die Zeit des Aufblühens und des Neuanfangs, nachdem sich im Spätherbst und Winter der überwiegende Teil der Natur zurückgezogen hat und in die Ruhe gegangen ist. Bildlich gesprochen möchten wir Menschen wohl alle gerne das Gefühl des Aufblühens und des dauerhaften Blühens in unserem Leben haben. Doch nicht immer ist das der Fall. Nicht immer gelingt es uns, die Rahmenbedingungen dafür zu finden oder zu schaffen. Oft scheinen äußere Umstände dagegen zu stehen, die wir nicht beeinflussen können. Doch oft liegen jene Hindernisse, die unser Erblühen verhindern, in uns selbst, auch wenn dies nicht immer auf den ersten Blick sichtbar ist. Die Yoga-Philosophie spricht in diesem Zusammenhang von den Hindernissen oder Behinderungen auf unserem Yoga-Weg und Lebenspfad. Es ist als Konzept von Antaraya in Yoga Sutra 1.30 ausgeführt.

Antarayas nach Yoga Sutra
  • Krankheit
  • mentale Trägheit
  • Zweifel
  • Achtlosigkeit
  • Faulheit
  • Unfä­hig­keit, sich von Gelüsten der Sinne zurückzuziehen
  • Festhalten an falschem Verständnis
  • Unfähigkeit, Fortschritte zu erreichen
  • Unfähigkeit, den erreichten Fortschritt zu bewahren

Körperliche, mentale und emotionale Herausforderungen und Einschränkungen spielen in diesem Kontext wohl die herausragendste Rolle. Daher steht in Yoga Sutra 1.30 auch der Begriff der Krankheit oder des unausgewogenen Zustandes an erster Stelle. Dementsprechend ist das Beseitigen der Hindernisse, welche unserem Aufblühen im Wege stehen, oftmals – oder vielleicht sogar immer – ein Prozess der Heilung. Dies ist vielleicht nicht immer so offensichtlich, was vor allem daran liegt, wie wir im Deutschen heutzutage das Wort Heilung verwenden. Daher macht es unter Umständen mehr Sinn, in diesem Zusammenhang vom „heil werden“ anstatt vom „heilen“ zu sprechen, auch wenn es letztlich ein und dasselbe ist.

Was „Heilung“ und „Heil sein“ bedeutet

Das Wort Heilung steht stark im Spannungsfeld von „evidenzbasierter Medizin“ und „alternativen Heilmethoden“ und es existieren gar gesetzliche Vorgaben zum Umgang mit „Heilversprechen“. Kein Wunder, dass wir in diesem Kontext weitgehend vergessen haben, dass das Wort Heilung in seiner Abstammung vom germanischen haila nicht nur „gesund“, sondern auch „ganz“ im Sinne von „komplett“ oder „vollständig“ bedeutet. In anderen Worten, „heil sein“ ist ein Zustand, in dem nichts fehlt. Heilen oder heil werden bedeutet dementsprechend, einen Zustand zu erreichen, in dem wir uns auf allen Ebenen komplett fühlen. Weiterlesen