Vollmondtext Juli 2021: Die Stille ist nicht nichts
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Von Wolfgang Bischoff
Liebe Menschen,
am 24. Juli erscheint der Sommervollmond am strahlenden Abendhimmel. Es ist der Verehrungstag der Guru-Kraft, einer Kraft der geistigen Welt, die uns von der Dunkelheit ans Licht von der Unwissenheit zur Weisheit und von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit führt wann immer und wie immer und durch wen immer sie es für richtig hält. Drei Seelen durch die sich diese Kraft besonders stark geäußert hat sind diese:
Mukthi Baba war der Meister von Bengali Baba und dieser war der Meister von Swami Rama. Mukthi Baba lebte in 6000 Meter Höhe in einer Höhle in Tibet und wirkte von dort aus zum Wohle der Menschheit. Bengali Baba war berühmt durch den weltbekannten Bhawal Sanyasi-Fall (nachzulesen in der Autobiographie von Swami Rama und noch ausführlicher in seiner Biographie). Vor allem war er aber ein weiser Lehrer und Meister für Swami Rama (siehe Portrait rechts aus der Biographie) und ermöglichte es ihm, alle Aspekte der Welt persönlich kennenzulernen, die weltlichen, wie die spirituellen. Bengali Baba wurde 130 Jahre alt und lebte die letzten 30 Jahre in einer Höhle im Himalaya von einem Glas Milch am Tag. Er sandte seinen engsten Schüler, Swami Rama, in den Westen, um den Menschen ihr Recht auf Selbsterkenntnis und Freiheit von Angst vor Augen zu führen. Swami Rama wirkte dann in der Welt auf bemerkenswerte Weise, baute Schulen, Krankenhäuser und Universitäten, da er der Meinung war, dass die Welt nicht noch mehr Tempel und Kirchen bräuchte, sondern eher Schulen und Krankenhäuser, da das Leiden und die Unwissenheit der Menschen so unendlich groß seien. All dies haben diese drei aus einer inneren Stille heraus geleistet, die sie in jahrelanger, täglicher Meditation erlebt haben.
Still zu werden ist eine Kunst, die eine Führung der geistigen Aufmerksamkeit voraussetzt und wir gehen deshalb die sieben vorbereitenden Schritte, um eine Freundschaft mit dem eigenen Geist zu schließen. Dazu schau Dir erstens alle Bewegungen Deines Geistes an, gib ihnen einen Titel und stell die Titel wie ein Buch in ein Bücherregal, dann pflege den inneren Dialog mit Deinem Geist, dass Du Dich zu einer anderen Zeit mit diesen Themen beschäftigen wirst. Etwa nach zwei bis drei Minuten führe zweitens Deine Aufmerksamkeit zu den Nasenflügeln. Schau Dir die kühlere Ein- und die wärmere Ausatmung in den Nasenflügeln an.
Sobald Deine Atmung ruhig und gleichmäßig fließt, ohne Pause, ohne Geräusche und ohne jede Anstrengung, folge drittens Deinem Atem in Deinen Körper hinein und sieh Dir die Ausdehnung der Einatmung in Deinen Körperräumen an und wie sie sich wieder zusammenziehen während der Ausatmung. Jetzt kultiviere dabei viertens die Vorstellung während der Ausatmung von der Reinigung und Befreiung von allem, was Dich innerlich belastet und bedrückt – und während der Einatmung die Vorstellung von Nährung und Erfrischung.
Im fünften Schritt schau Dir nun dieses Wunder der Ein- und Ausatmung an, das Du in jedem Moment neu erhältst, für das Du nichts zu tun brauchst, von einer Kraft, die Dich so akzeptiert wie Du bist, mit all Deinen Stärken und Schwächen. Diese Grundlage für jede innere Entspannung etabliere ohne jede Anstrengung, danach entspanne Dich sechstens von der Krone des Kopfes bis zu den Zehen und von den Zehen bis zur Krone im Kopf.
Im siebten Schritt gehe in Deiner Vorstellung in den innersten Raum Deines Herzens, werde ganz still und beginne nun ein Beobachtungsabenteuer, dem Du Dich zunächst lesend annähern kannst, um es dann immer mehr innerlich erfahren zu können:
Die Stille ist nicht nichts.
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott und Gott war das Wort.
Alles, was es auf der Erde gibt, ist aus diesem entstanden.“
Johannes Evangelium
Mit dieser Kraft der Freiheit erfüllt die Luft das Herz-Zentrum und bildet mit ihrer Klangkraft das Feuer mit den Eigenschaften Klang, Berührung und Form. Das Feuer kann man sehen. Es bildet das Bauchnabel-Zentrum. Die Erde kann vergiftet sein, das Wasser kann vergiftet sein, die Luft kann voll giftiger Gase sein aber das Feuer ist immer rein, immer reinigend und verbrennt alle Unreinheiten. Mit dieser reinigenden Klangkraft bildet es das Wasser mit den Eigenschaften Klang, Berührung, Form und Geschmack. Das Wasser kannst Du schmecken. Das Wasser ist immer im Gleichgewicht, egal wie Du ein mit Wasser gefülltes Glas hältst, es ist immer im Gleichgewicht. Es bildet das Sexual-Zentrum. Das Wasser reinigt uns, wenn wir duschen und fließt unaufhörlich solange, bis es mit der Einheit des Ozeans verschmilzt. Mit dieser Kraft bildet es die Erde mit den Eigenschaften Klang, Berührung, Form, Geschmack und Geruch. Die Erde kannst Du riechen. Sie gibt Dir Stabilität, trägt und schützt Dich und bildet das unterste Energiezentrum am Fuße der Wirbelsäule.
All dies entsteht aus dem einen reinen Klang Gottes, aus dem sich verschiedene natürliche Klangqualitäten entwickeln, die dann all diese Elemente und Kraftzentren bilden. Diesen Klang Gottes nennt man in Sanskrit Shabdha Brahman, aus dem ein Bindhu, ein Konzentrations-Intensitätspunkt entsteht, der sich im feinstofflichen Körper des Klanges manifestiert. Man nennt ihn auch Nada und dieser Klang Nada wird durch die natürlichen Namen ausgedrückt, die man Matrikas nennt. Aus diesen entstehen Aksharas, die Buchstaben des Sanskrit-Alphabetes. Sie bilden die Bija-Mantras, die Saat-Klänge, die der Mensch dann aussprechen kann und stellen die engste Beziehung zu den natürlichen Namen, Klängen der Objekte dieser Welt dar.
Wir können die Bija-Mantras wahrnehmen, hören und aussprechen und können ihre feinstoffliche Schwingung fühlen. Das sind die Schwingungen von Nada Shakti, der Klangkraft. Wenn wir so lauschend zwischen dem grobstofflichen und dem feinstofflichen Wort eine Verbindung schaffen, dann kreieren wir eine Brücke von Verständnis und wir begeben uns in das intuitive Wahrnehmen und Verständnis von der Entstehung der Schwingungen der Mantras, der heilenden Klänge und der Entstehung des Menschen und dieser Welt. Jenseits von der intellektuellen Definition gelangen wir zum Gefühl von der Schwingung. Nun beginnen wir mit diesem Gefühl den Klang des Mantras zu wiederholen und können erleben, wie uns dieser Klang durch seine immer feiner werdende Schwingung in die Stille zu führen beginnt, aus der heraus wir dann wieder ganz feine Empfindungen erfahren, die uns zu dem groben, lauten Klangausdrucks des Mantras führen.
Findet dieser Prozess durch regelmäßiges Üben statt, dann erleben wir die Guru-Kraft von innen heraus, die wir an dem heutigen Tag von Guru Purnima verehren. Unsere intuitive Wahrnehmungsfähigkeit lässt sie uns erleben. Dieses großartige Erleben lässt mich vor dieser Kraft, die jeden Menschen segnet und beschenkt in Dankbarkeit verneigen.
Ich wünsche euch eine gesegnete stille Stunde und ein heiliges Lauschen in einem immerwährend stattfindenden Schöpfungsprozess.
in liebevoller Verbundenheit
Wolfgang
P.S.: Wenn Dich das Thema Guru Purnima weiter interessiert lies oder höre einen der Beiträge von Swami Rama zum Thema:„Guru Purnima – ein Tag zu ehren des Lehrers“ und „Das heilige Feuer in Dir ist Guru, der innere Lehrer“.