Mantra-zentriertes Purashcharana – Meditation jenseits unserer Begrenzungen

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Lesedauer 5 Minuten

Von Pandit Rajmani Tigunait

Mantra-zentriertes Purashcharana stellt eine einzigartige Spezialität in der Tra­dit­ion der Meister des Himalayas dar. Es existieren Tausende von Mantras. Einige sind in den Schriften dokumentiert, andere werden durch mündliche Überlieferung weiter­­gegeben. Eine kleine Anzahl von Mantras dient der spiri­tuellen Entfaltung, aber die Mehrheit dient der Überwindung von Hindernissen, die ihren Ursprung in unserem Geist oder in der Welt außerhalb von uns haben. Hindernisse, welche beispielsweise durch Angst, Trauer oder Selbstmordgedanken entstehen, sind die Domäne von Mantra-zentriertem Purashcharana. Die vorsorglichen Maßnahmen und Voraussetzungen für ein solches Purashcharana sind strenger als für solche, die keine Mantras beinhalten.

Im Mantra nimmt die bedingungslose Liebe und Gnade des Göttlichen hörbare Form an

Mantras sind weder gewöhnliche Wortkompositionen, noch sind sie Ausdruck des Intellekts – es handelt sich um offenbarte Worte, Verkörperungen der göttlichen Gnade, welche am Horizont des Bewusstseins jener herabstiegen, die vollständig in den höchsten Zustand der Meditation eingetaucht sind. In diesem versunkenen Zustand verschwindet die Dualität des Meditierenden und des Meditationsobjekts, und die intuitive Kraft fließt ungehindert. Die bedingungslose Liebe und Gnade des Göttlichen nimmt hörbare Form an. Auf diese Weise werden offenbarte Mantras geboren. Beispiele für solche Mantras sind etwa das Gayatri Mantra oder das Maha Mrityunjaya Mantra.

Von Zeit zu Zeit haben Adepten in der Tradition diese offen­barten Mantras aus dem Ur-Pool der göttlichen Vorsehung er­halten. Diese Meister haben die Shakti dieser Mantras mit unein­geschränkter Liebe und Überzeugung in sich aufgenommen und assimiliert. Die Reinheit dieser Mantras zu erhalten und sie an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben, ist ein wichtiger Teil der Verantwortung der Tradition. Wenn sie zur richtigen Zeit in der richtigen Weise angewendet werden, enthüllen diese Mantras ihre transformierende Kraft, so wie sie es für jene getan haben, denen sie offenbart wurden.

Die Meister unserer Tradition verbinden diese Mantras nicht mit einer bestimmten Sprache. Wenn nötig, erklären sie die Bedeutung so, wie sie im Geist des ursprünglichen Adepten aufblitzte, aber der wichtigste Teil der Praxis besteht darin, das eigene Bewusstsein mit dem Bewusstsein jenes Adepten zu verbinden und diesem Be­wusstsein zu erlauben, eine innere Atmosphäre zu schaffen, die der Manifestation der Potenz des Mantra förderlich ist.

Mantra-Purashcharana erfordert, dass wir uns in unserer Spiritualität von Begrenzungen frei machen

Ein Purashcharana mit Mantra als Kern ist präzise und methodisch. In unserem gegenwärtigen kulturellen Klima, in dem die Spiritu­ali­tät so eng mit der Religion identifiziert wird und religiöse Gefühle so unbeständig sind, ist es am besten, ein Purashcharana mit einem offenbarten Mantra erst dann zu unternehmen, wenn man die engen Konzepte und Regeln von Religiosität überwunden und die Universalität der Erfahrungen der Meister verstanden hat. Wir müssen die Überzeugung kultivieren, dass die vertiefte Natur der Meditation es den Adepten ermöglichte, sich über die engen Vorstellungen von Klassensystem, Glauben und Ethnizität hinweg zu er­heben.

Wir müssen auch verstehen, dass diese Adepten perfekte Behältnisse waren, um die Liebe, das Wissen und die Kraft der gött­lichen Vorsehung zu empfangen, und dass sie perfekte Kanäle für dieses Geschenk waren. Dieses Verständnis hilft uns, unsere einzigartige Verbindung mit diesen zu finden. Anschließend prakti­zieren wir das Mantra im Geiste jener Adepten und erfahren es durch deren Herz. Fällt es uns schwer, diese Fähigkeit zu kultivieren, ist es besser, unsere Meditationspraxis in einer anderen Weise zu optimieren. Beispielsweise, indem wir uns Praktiken zuwenden, welche von Mantras unabhängig sind, wie etwa die Atemzentrierung.

 

Dieser Beitrag ist ein für das Format des Agni-Magazins leicht angepasster Auszug aus dem Buch Vishoka-Meditation – In innerer Freude ruhen: Effektive Yoga-Techniken für mentale Stille, Klarheit, Ausgleich, Wohlbefinden von Pandit Rajmani Tigunait, deutsche Übersetzung von Michael Nickel. Das Buch erschien im April 2022 als deutsche Erstausgabe als Softcover im Agni Verlag. Du erhältst das Buch im Online-Shop des Agni Verlags, über unseren Amazon Verlagsshop oder im gutsortierten örtlichen Buchhandel. Die PDF Flipbook-Vorschau zu „Vishoka-Meditation“ findest Du auf der Buchseite im Agni Verlag Webshop.

Pandit Rajmani Tigunait
Pandit Rajmani Tigunait

Pandit Tigunait, der spirituelle Leiter des Himalayan Institutes (USA), ist der Nachfolger von Swami Rama aus dem Himalaya. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert lehrt und unterrichtet er weltweit und ist Autor von mehr als 15 Büchern, darunter seine kürzlich erschienenen "The Secret of the Yoga Sutra" ("Das Geheimnis des Yoga Sutra" im Frühjahr 2019 auf deutsch bei Angi Verlag) "The Practice of the Yoga Sutra" und seine Autobiographie "Touched by Fire: The Ongoing Journey of a Spiritual Seeker". Pandit Tigunait hat zwei Doktortitel: einen in Sanskrit von der University of Allahabad in Indien und einen in Oriental Studies von der University of Pennsylvania in USA. Die Familientradition gab Pandit Tigunait Zugang zu einer großen Bandbreite spiritueller Weisheit, die sowohl in den schriftlichen als auch in den mündlichen Traditionen bewahrt wurde. Bevor er seinen Meister traf, studierte Pandit Tigunait Sanskrit, die Sprache der alten Schriften Indiens, sowie die Sprachen der buddhistischen, Jaina und zoroastrischen Traditionen. 1976 ordinierte Swami Rama Pandit Tigunait in die 5.000 Jahre alte Linie der Himalaya-Meister.

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