Schlagwortarchiv für: Veden

Lesedauer 19 Minuten

Von Pandit Rajmani Tigunait

Lange bevor wir lernten, die natürliche Welt mit Dämmen, Autobahnen und Wolkenkratzern zu verändern, wussten die Weisen, dass nichts in der Schöpfung getrennt von etwas anderem existiert, dass eine Lebenskraft alles belebt, was ist. Zufrieden mit der Natur und ihren einfachen Behausungen waren die alten Meister aufmerksame Beobachter der natürlichen Welt. Sie wussten, dass Berge und Flüsse, Wind und Wolken, Wasser und Feuer allesamt Lebewesen sind, die ein Bewusstsein besitzen. Sie verstanden den Zusammenhang zwischen dem Gesang der Vögel und dem Wachstum ihrer Ernte. Sie verstanden die Botschaft, die die Natur sendet, wenn Schakale in der Mittagszeit heulen und Ameisen ihre Kolonien verlassen und ihre Eier in höher gelegene Gebiete tragen. Die Weisen beobachteten das empfindliche Gleichgewicht des Ökosystems und die lang anhaltenden Auswirkungen auf alle Aspekte des Lebens, wenn dieses Gleichgewicht gestört wird. Und sie sahen, was wir verlernt haben zu sehen: dass wahres Glück und wahre Erfüllung darauf beruhen, die Verbindung zwischen allem, was in dieser Schöpfung existiert, zu verstehen und zu ehren. Weiterlesen

Lesedauer 7 Minuten

Von Michael Nickel

Die Menschheit führt seit Tausenden von Jahren Krieg – ohne Unterlass. Im Jahr 2020, in dem wir uns in Deutschland kollektiv an der Corona-Pandemie gerieben haben und von Kriegen in den Medien kaum etwas zu hören war, tobte dennoch weltweit die Kriegs­maschinerie. Laut letzter Erhebung des Heidelberg Institute for International Conflict Research (HIIK, siehe Conflict Barometer 2020, Heidelberg Institute for International Conflict Research) bestanden 2020 insgesamt 359 größere Konflikte, von denen 220, also rund 60 Prozent gewaltsam ausgetragen wurden. Das HIIK stuft alle Konflikte auf einer Skala von 1 (Streitigkeit) bis 5 (Krieg) ein. Im Jahr 2020 wurde 21 Konflikte in Stufe 5 geführt – ausgewachsene Kriege – und 16 Konflikte in Stufe 4 – begrenzte Kriege. Weiterlesen

Lesedauer 10 Minuten

Von Rolf Sovik

Die Dämmerungsstunden – morgens und abends – rufen uns dazu auf, die Reise zurück zu unserem inneren Selbst anzutreten. Deshalb singen die Veden: „O Paar göttlicher Mächte, Nacht und Morgengrauen, kommt heran … wie zwei Boote, bringt uns hinüber.“ In alten Zeiten standen eifrige Sucher früh auf, badeten, führten ihre Rituale durch, rezitierten Mantras und saßen in Meditation. Am Abend spülten sie die Müdigkeit des Tages mit einer weiteren Meditationsphase weg. Auch heute noch sind unter Yoga-Praktizierenden die morgendlichen und abendlichen Übergänge die traditionellen Meditationszeiten.

Die Meditation, die zu diesen Tages- und Nachtzeiten durchgeführt wird, wird Sandhya-Meditation genannt (im Sanskrit bedeutet das Wort Sandhya einen Übergang). Sandhya-Meditationen, die teilweise noch aus vedischen Zeiten stammen, werden auf der ganzen Welt praktiziert. Diese Meditationen durchdringen das tägliche Leben von Millionen von Menschen mit einem Gefühl der Hingabe und Selbstbeobachtung. Wie das frühe Morgenlicht, das die Dunkelheit vertreibt und die Landschaft erhellt, reinigt, erleuchtet und nährt die Sandhya-Meditation den Geist. Weiterlesen

Lesedauer 14 Minuten

Von Rolf Sovik

Die Schriften des alten Indiens sind voll von Geschichten, Mythen und Legenden, in denen sich Philosophie mit Hingabe verbindet. Große Persönlichkeiten tauchen in diesen Erzählungen auf, darunter der Weise Markandeya, dessen Lehren in der Markandeya Purana zu finden sind. Sein Text ist vor allem wegen seiner Schilderung der Herrlichkeit der göttlichen Mutter in Erinnerung geblieben. Markandeya wird auch für seine Vision der kosmischen Sintflut gerühmt, und im Mahabharata ist er ein Ehrengast im Waldlager der heldenhaften Pandava-Brüder. Aber seine Geschichte beginnt schon vor seiner Geburt. Weiterlesen

Lesedauer 10 Minuten

Von Rolf Sovik

Als ich ein Kind war, versammelte sich unsere Familie jedes Jahr zur Weihnachtszeit im Haus einer Großtante. Tante Anna, eine Frau mit einem warmen Herzen, liebte es, an den Weihnachtsfeiertagen die Freuden ihrer Küche mit uns zu teilen, doch für uns Kinder war der Höhepunkt des Abends die Angelpartie im Haus. Nachdem der Nachtisch serviert und genug Kaffee verteilt worden war, um den norwegischen Heißhunger zu stillen, stocherte jedes Kind abwechselnd mit einer Angelrute aus Bambus in einer Decke, die in einem Türrahmen hing. An der Angelrute war eine Schnur befestigt und am Ende der Schnur eine Sicherheitsnadel. Ein Kind nach dem anderen hielt die Angelrute, während die Nadel an einem speziell ausgewählten Geschenk befestigt wurde – ein Preis, der erst nach einigem spielerischen Heben und Ziehen an der Schnur zum Vorschein kam.

Das Bemühen um Frieden ist eine Notwendigkeit im Leben.

Wenn es an der Zeit war, sich zum Angeln zu versammeln, liefen die Emotionen oft aus dem Ruder. Alle Kinder rannten, um einen Platz in der Nähe der Tür zu ergattern. Die Kleinen weinten, weil sie aus dem Weg gestoßen wurden, und die älteren Jungen versuchten spielerisch, einen Blick hinter den Vorhang zu werfen – und verkündeten der aufgeregten Gruppe lautstark ihre Entdeckungen. In diesem Moment schritten die Erwachsenen ein, um Frieden zu stiften und verletzte Gefühle zu besänftigen: Ein Onkel mit einer klangvollen Stimme rief den Raum wieder zur Ordnung; kleine Kinder bekamen einen Platz in der ersten Reihe, und die größeren Kinder wurden nach hinten gestellt. Wir wurden alle daran erinnert, uns ruhig zu verhalten, um die Fische nicht zu erschrecken – ein Ratschlag, der die Aufregung immer wieder beruhigte. Nach einer auffallend lauten Ansage des Namens des ersten Anglers (wegen des schlechten Gehörs hatte der Teich gelegentlich das falsche Geschenk hervorgebracht, was zu einigen heiklen Verhandlungen führte), begann das Angeln.

Shanti Patha

Das Bemühen um Frieden ist eine Notwendigkeit im Leben – nicht nur, um eine lärmende Versammlung zu beruhigen, sondern auch, um uns selbst zu beruhigen, auf einer subtileren Ebene. Ein von Herzen kommender Ruf nach Frieden ist ein mächtiges Mittel, um Ordnung und Sinn wiederherzustellen. Er beruhigt die Aufregung, stärkt unsere innere Entschlossenheit und fördert das Gefühl der Leichtigkeit, das es uns ermöglicht, unsere Handlungen gekonnt auszuführen. Um sinnvoll zu sein, benötigt der Ruf nach Frieden jedoch ein gewisses Maß an innerer Stärke und Autorität. Wenn wir nicht erkennen, wie es sich anfühlt, wenn uns der Frieden entgleitet – und dann wieder angemahnt wird – wird die Bitte um Frieden zu einem leeren Ritual. Weiterlesen

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Von Michael Nickel

Lass uns ein wenig mit Zahlen und Zuständen weiterspielen. Letzte Woche haben wir uns mit den 18 Kategorien des Friedens aus dem Sri Vidyarnava Tantra beschäftigt. Wenn es so viele Arten oder Aspekte des Friedens gibt, muss es dann nicht auch etliche verschiedene Aspekte geben, die uns den Frieden rauben? – So ist es! Klingt logisch und wenn sich Yogis über das unterhalten, was uns den Frieden raubt, werden dabei regelmäßig die fünf Kleshas aus Yoga Sutra 2.3 – 2.9 zitiert:

  • Avidya – die Unwissenheit über unser wahres Selbst.
  • Asmita – die Identifikation mit etwas, bzw. unsere Selbstidentifikation im Bezug auf Äußeres und Inneres.
  • Raga – Vorliebe, Zuneigung zu etwas.
  • Dvesha – Abneigung gegen etwas.
  • Abhinivesha – Die Angst vor der Vergänglichkeit und dem Sterben.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich jetzt stundenlang über den letzten Punkt – Abhinivesha – sinnieren und philosophieren könnte. Aber darum soll es gar nicht gehen. Wie so oft im Yoga Sutra handelt es sich bei den Kleshas um übergeordnete Konzepte, die auf den ersten Blick abstrakt erscheinen, weil sie im größtmöglichen Zusammenhang des menschlichen Geistes philosophisch betrachtet werden. Doch konkreter wird es wieder einmal, wenn wir im Zusammenhang mit den Kleshas in die tantrische Philosophie schauen. Das Netra Tantra etwa listet 14 psychische Zustände auf, die uns den Frieden rauben, weil sie eher dysfunktional sind. Diese wollen wir heute einmal näher betrachten. Ganz im Sinne von: „Kenne Deinen Feind“ … Selbst wenn er im Innern lauert und viel mit Punkt 1 von oben zu tun hat: Avidya, der Ignoranz uns selber gegenüber. Doch der Reihe nach …

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Von Michael Nickel

Gehörst Du auch zu den Menschen, denen die kurzen Tage und langen, dunklen Nächte im Winter zu schaffen machen? Wenn ja, bist Du sicher nicht alleine und kannst vermutlich eine Inspiration gebrauchen, die Dunkelheit mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Wenn Du nicht zu diesen Menschen gehörst, dann geht es Dir vielleicht wie mir und Du magst die Dunkelheit – solange sie begrenzt ist!

Für viele scheint dieser Winter im Kopf und im Herzen besonders dunkel zu sein, wo zu den langen Nächten nun auch noch Ausgangsbeschränkungen und mehr hinzukommen. Doch mal ganz objektiv betrachtet: Die Tage sind nicht kürzer als im letzten Winter und auch die Nächte sind nicht dunkler als früher. Trotzdem kommt es uns vielleicht so vor. Und da sind wir schon beim Kern der Sache: Unsere Wahrnehmung von Dunkelheit und Licht ist höchst subjektiv. Besonders unsere Wahrnehmung von Dunkelheit hängt ganz wesentlich von unserer Prägung, unseren Erfahrungen, unseren Vorstellungen und Ängsten in Bezug auf die Dunkelheit ab. Und genau an diesem Punkt können wir konstruktiv eingreifen, indem wir die Perspektive wechseln. In anderen Worten, wir sind nicht die ewigen Opfer unserer eigenen subjektiven Welt der Gedanken und Emotionen. Wir können diese vielmehr ändern. Eines der wirkungsvollsten Werkzeuge dazu ist, durch einen Perspektivwechsel und positives Denken eine positive Konnotation zum betroffenen Gedankenkonstrukt – hier die Dunkelheit und lange dunkle Nächte – zu erschaffen und damit im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht im Dunkeln aufgehen zu lassen. Weiterlesen

Lesedauer 3 Minuten

Von Michael Nickel

Agni ist das erste Wort im Rig Veda, einer der ältesten Schriften der Menschheit. So wie das Feuer dort, wie auch in anderen alten Texten verehrt wird, ist es die Klarheit und die Energie dessen, was unsere Inspiration im Leben beseelt. In diesem Sinne mögen die Bücher des Agni Verlages ihre Leser beseelen und inspirieren – zu dem, was das Motto unseres Verlages ist: freudvoll leben! Weiterlesen