Eine Praxis für das Jahrhundert der Meditation
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Von Michael Nickel
Das 21. Jahrhundert ist das Zeitalter der Meditation! Nie zuvor gab es mehr Menschen zur selben Zeit auf dieser Welt, die etwas praktizieren, das »Meditation« genannt wird. Nie zuvor gab es mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit für achtsamkeits- und atembasierte Techniken, welche in die Meditation führen. Nie gab es einen solchen Umfang an biomedizinischen und soziologischen Studien zu den positiven Effekten von Meditation auf das Wohlbefinden und die Gesundheit des einzelnen Menschen, wie auch ganzer sozialer Gruppen. Nie zuvor wurden Meditationstechniken in einer so breiten Weise weltweit in Schulen und Unternehmen eingesetzt, um Schüler und Mitarbeiter ausgeglichener, sozialkompetenter, effizienter, kreativer, freudvoller und zugleich innerlich ruhiger miteinander interagieren zu lassen. Meditation scheint dementsprechend »die Erfolgsgeschichte« des 21. Jahrhunderts zu sein! – Sie ist in aller Munde und dennoch stehen wir erst am Beginn dessen, was an Positivem für unsere Gesellschaft resultieren könnte, wenn immer mehr Menschen meditieren.
Warum wir authentische Hinführungen zur Meditation benötigen
Entsprechend dem breiten gesellschaftlichen Erfolg von Meditation und Achtsamkeit existiert eine nahezu unüberschaubare Anzahl von Ratgebern und Büchern zu diesem Thema. Weshalb also ein weiteres »neues« Buch über Meditation, genauer die Neuausgabe von »Die Praxis der Meditation«? – Eine berechtigte Frage, für die es eine einfache und eine etwas tiefgehendere Antwort gibt.
Zunächst also die einfache Antwort: Weil »Die Praxis der Meditation« gar kein »neues« Meditationsbuch ist, sondern ein Klassiker, der von Swami Rama Anfang der 1990er-Jahre verfasst wurde. Es stammt also aus einer Zeit, in der Meditation noch keine solch breite gesellschaftliche Anerkennung gefunden hatte – genauer gesagt hat dieses Buch mit dazu beigetragen, Meditation aus der Esoterik-Ecke herauszuholen. Denn obwohl Swami Rama direkt der Traditionslinie der Meister des Himalayas entstammt und er die klassischen Techniken der Yoga-Meditation und der Vorbereitung entsprechend des Hatha Yoga unterrichtet, befreit er in diesem Buch die Meditation weitgehend von aller Mystik und macht sie daher für ein breites Publikum zugänglich. Zumal er sich auf sehr einfache authentische Techniken beschränkt – also die Zugänglichkeit gerade für Anfänger so weit wie möglich erhöht. In diesem Sinne ist dieser Klassiker noch immer »hochmodern« und aktuell. Natürlich ersetzt ein Buch keinen persönlichen Unterricht bei einem erfahrenen Meditationslehrer. Doch dies ist vor allem nötig, um in die Tiefe zu gehen. Die ersten Schritte auf dem Weg der Meditation sind einfach genug, um aus einem Buch nachvollzogen werden zu können – vor allem, wenn man ehrlich mit sich und seinen körperlichen Möglichkeiten ist, und den passenden Meditationssitz wählt. Es war noch nie falsch, mit Maitri Asana, also auf dem Stuhl, zu beginnen! Und wenn der Sitz stimmt, kann es schon losgehen …
Die Anfänge der modernen Meditationsforschung
Da Swami Rama bereits in den 1970er-Jahren mit Wissenschaftlern in USA an Meditation und Biofeedback-Techniken geforscht hat, kann er auch als früher Wegbereiter der modernen Meditationsforschung gelten – eine Forschungsrichtung, die sich enorm entwickelt und gewandelt hat, durch immer feinere Techniken, die physiologischen und neurologischen Effekte im Gehirn und dem autonomen Nervensystem direkt darstellbar machen. Inzwischen wurden unzählige gesundheitlichen Vorzüge wissenschaftlich erwiesen – sowohl körperliche als auch psychisch-emotionale. Dies sieht nach einem Erfolg der modernen Naturwissenschaft aus – doch man darf nicht vergessen, dass die meisten Effekte bereits in den alten Traditionen und östlichen Gesundheitswissenschaften, wie Ayurveda, bekannt waren. Besteht also hier nicht die Tendenz, das Rad neu zu erfinden – oder vielleicht neu zu rechtfertigen? Dies bringt uns zum zweiten Punkt, weshalb dieses Buch im 21. Jahrhundert dringend von Nöten ist.
Der Zustand der inneren Stille und die positiven Effekte von Meditation
Ausgehend von den New Age-Strömungen des 20. Jahrhunderts wurde »Meditation« immer beliebter. Neue »Meditationstechniken«, insbesondere in Form von ausgeklügelten Visualisierungen, entstehen seither quasi täglich. Ganz ohne Zweifel haben viele dieser Techniken eine positive Wirkung auf Organismus und Geist. Doch führen sie am Ende wirklich dorthin, wo uns Meditation entsprechend Yoga-Tradition und Buddhismus hinleitet – nämlich in die völlige Ruhe und Stille im eigenen Wesenskern? Ein Zustand, der so unspektakulär, eigenschaftslos und still ist, dass er jenseits aller Worte liegt, und im Buddhismus als śūnyatā – »Die Leere« oder »Das Nichts« – bezeichnet wird, während die Yoga-Traditionen von turīya sprechen – dem vierten Zustand, dem »reine Bewusstsein« jenseits von Wachen, Träumen und Schlafen.
Was seit Jahrhunderten im traditionellen Wissen verankert ist und von der modernen Naturwissenschaft bestätigt wird, ist, dass insbesondere jener Zustand all die positiven Effekte der Meditation auf körperlicher und psychischer Ebene fördert! – Doch leider bringen uns nicht alle »modernen« Meditationstechniken dorthin.
Nicht jede Meditationstechnik bringt dich zum Kern der Stille
Swami Rama bringt auf Seite 118 in »Die Praxis der Meditation« zum Ausdruck, dass Meditation über Atembewusstsein und all die verschiedenen Ebenen des Geistes hinaus gehen muss. Zwar haben alle Techniken eine Wirkung, »doch einige sind vollständig und andere sind unvollständig.«, so Swami Rama. Damit wir alle positiven Aspekte der Meditation auszukosten können, geht es also auf dem Weg nach innen darum, auf keiner Ebene stecken zu bleiben – weder im Körpergefühl, noch im Atem, noch im Geist in Form von Visualisierung, die ihn in seiner Tendenz verankern, sich mit sich selbst zu beschäftigen.
Hier liegt der wesentliche Grund, dieses Buch als Neuübersetzung verfügbar zu machen, die unserem Sprachgebrauch gerecht wird, wie auch der Tradition, dem das Wissen entstammt: Trotz der scheinbaren Einfachheit der grundlegenden, authentischen Techniken, die Swami Rama beschreibt, bieten genau diese den Weg an, Meditation nach und nach vollständig zu erfahren, bis hin zum Zustand völliger Stille und des in sich Ruhens ohne Eigenschaften – ganz gleich, wie man diesen Zustand bezeichnen möchte. Dies gilt für Anfänger der Meditation ebenso wie für Menschen, die schon mit in anderen Meditations-Systemen als der Yoga-Meditation Erfahrungen gesammelt haben, genauso wie für Skeptiker. Da ich selbst von diesen Techniken enorm profitiert habe und direkte Erfahrung der Königsweg zu einem erfüllten Leben ist, habe ich dieses Buch neu übersetzt – für dich! In dem Wunsch und der Hoffnung, dass es dich zu einer direkten Erfahrung dieser positiven Kraft der Meditation einlädt und leitet!
Möge »Die Praxis der Meditation« als Anleitung in Form des Buches wie auch in Form deines eigenen „in dir Ruhens“ dich in deinen stillsten inneren Kern führen. Möge es dich daraus schöpfen lassen, was du für ein freudvolles und erfülltes Leben benötigst!
Dieser Artikel erschien zuerst in abgewandelter Form als Vorwort in »Die Praxis der Meditation«
Das Buch ist erhältlich auf Amazon (inkl. Blick-ins-Buch), im Agni Verlag Webshop und im örtlichen Buchhandel.