Ein Lichtblick nicht nur im Winter: Das Licht des reinen Bewusstseins
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Von Michael Nickel
Die dunkelsten Wochen des Jahres liegen vor uns. Wie reagierst Du darauf? Ertappst Du Dich auch immer wieder dabei, Dich zu beklagen, dass es so früh dunkel wird?
Was bedeutet das eigentlich, wenn wir uns über die langen Nächte beklagen? Dass uns das äußere Licht fehlt, welches uns die Sonne unermüdlich spendet. Eigentlich ein schöner Gedanke, denn er trägt – wenn auch etwas versteckt – unsere Dankbarkeit für das äußere Licht in der Natur in sich.
Doch wir alle tragen auch ein Inneres Licht in uns. Das Licht des reinen Bewusstsein – Om jyotir aham! – darüber spricht Yoga Sutra 1.36: viśokā vā jyotiṣmatī: In uns existiert ein Zustand jenseits des Leides, der voller Licht und Wonne ist. Dieses Licht ist unser innerster Wesenskern und Dreh und Angelpunkt vieler traditioneller Praktiken von Yoga und Meditation.
Doch nimm es bitte nicht zu wörtlich! Wenn Du ein visueller Typ bist, kann es sein, dass Du dieses Licht wirklich als Licht in Dir entdeckst – wenn Du ein haptischer, abstrakter oder auditiver Typ bist, kann es sein, dass Du vergeblich nach visuellem Lichtempfinden in der Meditation suchst. Doch es geht gar nicht darum, Licht zu „sehen“!
„Licht“ meint in diesem Kontext, einen nahezu eigenschaftslosen Zustand des Seins. Es bleibt der feinste Anflug von Ich-Bewusstsein und ein Gefühl der grenzenlosen Freude über dieses Sein, so strahlend, dass es manche Menschen wirklich als helles Licht wahrnehmen. Für andere ist es eher ein Gefühl oder vielleicht ein innerer Klang – Anahata Nada. Nicht umsonst gibt es all diese Konzepte in der Yoga-Philosophie, die letztlich auf das Selbe hinauslaufen, weil jeder von uns anders ist. Wir sind einzigartige Wesen, einzigartige Lichter im materiellen Universum. Und so bleibt unser Zugang zu diesem eigenschaftsarmen Zustand des inneren Lichtes ganz persönlich. Selbst die Wahrnehmung dieses Zustands hat aufgrund des Rests der Ich-Komponente noch seine individuelle Note. Das löst sich erst auf, wenn wir einen nicht-dualen Zustand erreichen. Samadhi, Nirvana, Shunyata …
Doch man muss die Dualität nicht auflösen! Nicht jeder fühlt sich wohl beim Gedanken, sein „Ich“ aufzugeben! – Doch jeder wird sich wohlfühlen in diesem Zustand jenseits des Leids (Vishoka, YS 1.36), der zugleich von Licht erfüllt ist (Jyotishmati, YS 1.36).
Genau dieser Zustand ist leichter zu erfahren, je weniger wir vom äußeren Glanz des wundervollen Universums um uns herum abgelenkt werden. Die dunklere Jahreszeit ist also auch ein Geschenk in das Licht und das Wundervolle im eigenen Innern zu gehen. Basierend auf Yoga Sutra 1.36 laden viele Techniken zu diesem Weg ein, von der körperlichen Ebene über den Atem, hin zu mentalen Übungen mit und ohne Mantra.
Einen Einstieg in die Meditation nach Yoga Sutra 1.36, die Erfahrung des Ruhens im inneren Lichts des reinen Bewusstseins, jenseits aller Sorgen und jenseits allen Schmerzes, bietet das Buch „Vishoka-Meditation“ von Pandit Rajmani Tigunait, das 2020 im Agni-Verlag erschienen ist. Mehr zum Thema Jyotishmati findest Du in seinem Buch „Das Geheimnis des Yoga Sutra – Samadhi Pada“, das 2019 im Agni Verlag erschienen ist. Wenn Du nach praktischen Anleitungen suchst, findest Du einen Link zu zugehörigen Audio-Downloads im Buch „Vishoka-Meditation“. Zusätzlich bietet Michael Nickel, der Autor dieses Beitrags und Gründer-Verleger des Agni Verlag, Yoga- und Meditations-Kurse und -Stunden, die Dich in die Ruhe führen. Alle Kursangebote von Michael laufen auch online. Siehe www.santosha-yoga.de für weitere Infos.