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Von Michael Nickel

Der Sommer ist da! Hurra! – wie jede Jahreszeit hat der Sommer seinen eigenen Charme und er bietet vielen verschiedenen Vorlieben etwas. Sei es für alle Frühaufstehenden ein herrlich kühler, lichter Morgen für einen Spaziergang im Morgentau oder eine Yoga- und Meditationspraxis auf der Terrasse oder im Garten – ein bruzzel-heißer, sonniger Nachmittag im Liegestuhl oder auf dem Strandtuch für alle Sonnenanbetenden – oder für alle Lang-Tschillenden eine laue, lang andauernde blaue Stunde in der Hängematte mit gutem Lesestoff oder auf Terrasse, Balkon, auf dem Rooftop oder im Park mit guten Freunden bei einem geselligen Gespräch.

Diese Vielfalt an Situationen und Anknüpfungspunkten ist es wohl, dass die überwiegende Mehrzahl von uns den Sommer liebt. Wir alle finden etwas, woran wir uns laben können. Ein Gefühl des „richtigen Seins“ mag sich in uns ausbreiten. In anderen Worten: Die Welt entspricht (weitgehend) unseren Vorstellungen. Das Interessante dabei ist, dass dies nicht mal den ganzen Tag so sein muss, es reichen uns diese paar Stunden am Tag, in denen alles seinen Platz findet und sich zu einem Puzzle zusammensetzt, dessen Gesamtheit unserer Weltsicht entspricht – ohne Reibungen, ohne Ecken und Kanten, alles im Fluss. Weiterlesen

Lesedauer 7 Minuten

Von Michael Nickel

vielleicht kennst Du das: je interessanter die Welt ist, umso weniger Zeit scheinen wir zu haben. Wenn wir uns für viele Dinge in der Welt begeistern und interessieren und vielfältig aktiv sind, fallen immer wieder einzelne Aspekte durch das Raster, obwohl sie uns wichtig sind. So geht es mir zur Zeit immer wieder, da ich intensiv am nächsten Buch im Agni Verlag arbeite (-Zur elften Stunde: Swami Rama-) und mich intensiv mit dem Thema Klimapositivität in kleinen und mittleren Unternehmen auseinandergesetzt habe. So kam es, dass die Gedankenfutter-Rubrik in den letzten Wochen etwas zu kurz kam..

Trotzdem ist genau diese Feststellung mal wieder Anlass, um wenigstens hier ein klein wenig über die Weltsicht zu philosophieren, die dem Yoga zu Grunde liegt. Und es hat auch mit zwei Themen zu tun, die ich eigentlich schon lange für meine Gedankenfutter aufgreifen wollte. Das eine ist der metaphorische Vergleich unseres Geistes mit einem Garten – vielmehr einem sehr speziellen Garten, nämlich einer, in dem ein wunscherfüllender Baum wächst … Das andere ist das Thema „Reichtum“ und „Wohlstand“ … Und noch ein drittes kommt hinzu, nämlich die Frage wo eigentlich dieses berühmt-berüchtigte „Karma“ herkommt, wo es wirkt und wo es „abgespeichert“ wird. Alle drei Themen an sich können Bücher füllen, doch man kann sie auch ganz knackig-kurz betrachten, nämlich hinsichtlich dieses Empfindens „zu wenig Zeit zu haben“.

Dieses Empfinden an sich ist ein direktes Resultat des „Gesetzes von Karma“. Was sich so hochtrabend anhört besagt nichts anderes, das alles was in uns und um uns geschieht, Ursache und Wirkung HAT – aber zugleich auch Ursache und Wirkung IST. Hört sich ähnlich an, bedeutet aber eines: es gibt nichts auf dieser Welt und in unseren Gedanken, dass nicht aus einer bestimmten Historie heraus – also wegen einer Ursache entsteht. Und zugleich ist das, was da entstanden ist wieder die Ursache für etwas, was in der Zukunft liegt. Sei es, einen Augenblick später oder auch ganz weit in der Zukunft.

Die Weltsicht des Yoga sagt auch eines klar: Es gibt drei fundamentale Bausteine unseres Geistes – eben jenes Gesetz der Kausalität oder Karma und dazu noch Raum und Zeit. Was sich so Komplex und theoretisch anhört – und zugleich die Schnittstelle zu modernen Wissenschaften wie der Quantenphysik darstellt – lässt sich eben mit dem Bild eines Gartens vergleichen. Denn wer schon einmal in einem Garten auch nur ein wenig gewerkelt hat, weiß eines: Ein Garten IST das Resultat von Raum, Zeit und Kausalität.

Vom physischen Garten zum mentalen Garten

Ein Beispiel gefällig? Letzten Herbst haben wir ein paar hundert Blumenzwiebeln in der Erde versenkt. Teilweise in Töpfen für die Terrasse, teilweise an ausgewählten Stellen im Garten. Der Hintergedanke dabei war – Achtung, hier kommt die Ursache unseres Tuns – dass wir etwas buntes, schönes und aufbauendes für das Frühjahr haben wollten, weil wir schon damals „befürchtet“ haben, dass uns im Frühjahr wieder eine herausfordernde Zeit durch die Pandemie ins Haus stehen würde. Die Konsequenz und damit der Ausdruck des Karmas unseres Handelns im Herbst ist, dass wir nun seit Wochen und Wochen immer wieder neue bunte Blütenorgien im Garten und auf der Terrasse haben – das Resultat von Zeit und Raum.

Interessant dabei ist, dass der Raum die Zeit beeinflusst. Wie das? – Im Falle unserer Blumenzwiebeln ist es so, dass die dieselben Arten an unterschiedlichen Standorten andere Zeitverläufe haben. Während an den sonnigen Stellen die gelbe Narzissen-Sorte seit Wochen schon verblüht ist, stehen dieselben im Schatten noch munter, weil sie schon mal später aufgegangen sind. Es gibt aber auch Blumenzwiebeln, die Erfroren sind, weil sie in zu kleinen Töpfen ungeschützt waren oder Zwiebeln, die am einen Standort in der Sonne blühen, aber im Schatten nur einzelne Blätter ausbilden. Es gilt also: „Es kommt drauf an“.

Und so ist es auch mit unserem Geist, mit dem was sich in unserem Kopf abspielt – und was sich daraus in uns und um uns herum entwickelt. Wenn wir uns nun unseren eigenen Geist als Garten vorstellen, dann ist jeder Gedanke den wir haben – und sei er noch so unbedeutend – wie eine Blumenzwiebel. Jeder einzelne Gedanke, alle unserer mentalen Themen, können wie Blumenzwiebeln aufkeimen oder auch nicht, können blühen oder auch nicht. Unser Geist ist also so ein Garten, den wir gärtnerisch Gestalten. Wir müssen mit dem Resultat leben, das unser eher bewusstes oder unbewusstes Gärtnern im Garten unseres Geistes hervorruft. Unser Garten kann blühen oder verdorren. Unser Garten kann monoton oder vielfältig sein. Unser Garten kann wild und undurchdringlich sein oder höchst kontrolliert und geordnet. Und eben alle Zustände dazwischen, was am ehesten der Realität in den meisten inneren und äußeren gärten entspricht.

Wie soll der „Garten Deines Geistes“ aussehen?

Es gibt kein Richtig oder falsch dabei. Die Frage dabei lautet hingegen: entspricht dieser „Garten unseres Geistes“ in seiner Ausprägung dem, was zu uns in unserer Lebenssituation passt. An dieser Stelle kommt das Thema „Reichtum“ und „Wohlstand“ hinzu. Die Weltsicht verschiedener Zweige des Yoga haben dazu ihre eigene Ansicht: Reichtum und Wohlstand sind, wenn wir aus der Vielfalt des Gartens des Geistes all das schöpfen können, was wir für ein erfülltes und glückliches Leben brauchen. Das umfasst auch das, was wir im Westen gemeinhin als „Wohlstand und Reichtum“ – im Außen – betrachten, aber eben nicht nur. Denn nach all dem, was wir bisher betrachtet haben, wird klar, dass das Außen nur eine Erweiterung des Innens darstellt. Denn alles was für uns im Außen existent ist, wird von unserem Geist verarbeitet und damit in gefilterter Weise zu einem Teil des Innens gemacht.

Es ist also ganz einfach so: Alles, womit wir uns beschäftigen, egal ob im Außen oder Innen ist Teil des Gartens unseres Geistes. Wie im äußeren Garten gilt: Wir können diesen Garten gestalten. Mit jedem einzelnen Gedanken und jeder Handlung pflanzen, säen, jäten, wässern, ernten wir etwas in unserem mentalen Garten. Vieles davon ist in Raum und Zeit getrennt von der eigentlichen Handlung. So wie im Herbst Blumenzwiebel zu pflanzen und im Frühjahr deren Blüte zu genießen.

Womit wir unseren „Garten des Geistes“ pflegen und hegen

Was hat das nun mit Yoga zu tun – na wenn schon solche philosophischen Konzepte im Yoga vorhanden sind, dann nicht ohne Grund. Yoga in all seinen Facetten, wie wir es üben, ist ein Akt des „bewussten, konstruktiven Gärtnerns“ in diesem Garten. Unsere persönliche Hatha-Yoga-Praxis, egal ob für uns oder in geführten Yogastunden, kann man wohl am Besten als „Grunderhaltungsmaßnahme“ des Gartens ansehen. Dann gibt es speziellere Maßnahmen, so wie Meditation oder Yoga Nidra. Letzeres würde ich in diesem Bild des Gärtnerns im Garten des Geistes als ein ausgiebiges, tiefgründiges Wässern in einer Trockenzeit ansehen. Etwas, das über die Grunderhaltungsmaßnahme weit hinaus geht …

Die ganz hohe Kunst des Gärtnerns im Garten des Geistes  ist es, den „wunscherfüllenden Baum des Lebens“ in unserem Garten zu erkennen, zu hegen und zu pflegen und vor allem dessen Blüten zu genießen. All die eben genannten Maßnahmen helfen dabei, den Weg dorthin zu finden. Doch dieser wunscherfüllende Baum in diesem Garten ist ein eigenes Thema und führt heute zu weit … Nur so viel dazu, das Thema hat sehr viel mit Meditation zu tun, insbesondere damit, einen Zustand zu erreichen, in dem man klar und ruhig nach Innen sehen kann. Dies ist der Zustand von Vishoka.

Tritt auch Du bewusst dem „mentalen Gärtnerclub“ bei – es tut gut!

Was mir hier noch bleibt, ist Dich zum bewussten Gärtnern in Deinem Garten des Geistes einzuladen. Möglich ist es in jedem Moment und ganz ohne Unterstützung von außen. Aber manchmal ist es eben auch gut und nötig, Unterstützung von außen dabei zu bekommen und genau dafür sind die geführten Yogastunden da, die Du bei so vielen kompetenten Lehrern bekommen kannst – jeden Mittwoch auch bei mir online via Zoom. Fühl Dich also eingeladen in den „mentalen Gärtnerclub“ den all die Praktizierenden auf dieser Welt gemeinsam bilden  … Und wenn Dein mentaler Garten derzeit durch die Herausforderungen unserer Zeit besonders „ausgetrocknet“ ist, dann kannst Du Dich bei mir einmal im Monat an die „Wasserleitung“ von Yoga Nidra in der in dieser Hinsicht besonders wirksamen Variante aus der Himalaya-Tradition nach Swami Rama anschließen. Ich freu mich schon jetzt darauf, demnächst wieder den „Wasserhahn der tiefgründigen Wässerung des Geistes durch Entspannung“ für Dich zu öffnen! Auch zur hohen Kunst des mentalen Gärtnerns, biete ich Dir einmal im Monat am Freitag eine offene Stunde „Hatha Yoga und Meditation“ an, in der wir Techniken aus dem Repertoire der Vishoka-Meditation nutzen, um in Kontakt mit dem wunscherfüllenden Baum im Garten unseres Geistes zu kommen.

In diesem Sinne: nimm Dir regelmäßig die Zeit, den Deines Geistes zu hegen und zu pflegen und gut zu wässern. Es lohnt sich!

Herzlichst, Euer
Michael

 


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Von Wolfgang Bischoff

Liebe Menschen,

Am Dienstag, den 27. April 2021 erstrahlt der Frühlingsvollmond am sternenklaren Himmel. Lasst uns gemeinsam von 21 bis 22 Uhr still werden und unserer Freunde in Indien und hier in unserem Land gedenken, die schwer an Corona erkrankt sind, im Krankenhaus liegen und mit ihren Lebenskräften kämpfen. Dies betrifft vor allem unsere engsten spirituellen Schwestern und Brüder, die für den Ashram in Rishikesh wie für die Schulen in Odisha verantwortlich sind. In Indien werden zur Zeit 300.000 Menschen am Tag neu infiziert und viele sterben einen schrecklichen, einsamen Tod. Das Virus lebt von der menschlichen Begegnung und verwandelt sich entsprechend der Bedingungen.

Was können wir tun?

  • Praktiziere Körperübungen, die die Spannungen aus Deinem Körper entlassen.
  • Praktiziere Nadi Shodana, und andere Pranayama-Übungen, die Dich vitalisieren.
  • Übe jeden Tag am gleichen Ort in der gleichen Haltung Dich zu konzentrieren und innerlich zu sammeln.
  • Bete für die an Corona Erkrankten mit dem Maha Mrityunjaya Mantra (siehe dazu auch meinen letzten Vollmondtext), dem Sieg über den Tod für die Befreiung vom Leiden und Heilung.
  • Kontempliere einen erbauenden Sachverhalt, wie die Isopanishad (auch bekannt als Isha-Upanischad oder Ishavasya-Upanischad), einen anderen inspirierenden Text oder eines der folgenden Zitate:

 

Über den wichtigsten Frieden

Der erste Friede, der wichtigste, ist der, welcher in die Seelen der Menschen einzieht, wenn sie ihre Verwandtschaft, ihre Harmonie mit dem Universum einsehen und wissen, dass im Mittelpunkt der Welt das große Geheimnis wohnt und dass diese Mitte tatsächlich überall ist. Sie ist in jedem von uns – dies ist der wirkliche Friede, alle anderen sind lediglich Spiegelungen davon.

Der zweite Friede ist der, welcher zwischen Einzelnen geschlossen wird.

Und der dritte ist der zwischen Völkern.

Aber vor allem sollt ihr sehen, dass es nie Frieden zwischen Völkern geben kann, wenn nicht der erste Frieden vorhanden ist, der, wie ich schon sagte, innerhalb der Menschenseelen wohnt.

Hehaká Sapa (Black Elk)

 

 

Ideal des Paradieses

Ich glaube, dass über der Erde ein Ideal schwebt und sie durchdringt, ein Ideal des Paradieses, das nicht eine Ausgeburt der Phantasie ist, sondern die letzte Wirklichkeit, in der alle Dinge leben, weben und sind. Ich glaube, dass dieses Ideal des Paradieses im Sonnenlicht und im Grün der Erde sichtbar wird, in der Schönheit des Menschenangesichtes und in der Fülle des menschlichen Lebens, auch in den kleinen Dingen, die scheinbar unbedeutend und unscheinbar sind.
Überall auf dieser Erde ist der Geist dieses Paradieses wach, und seine Stimme ruft uns immerfort. Ohne dass wir es wissen, trifft sie unser inneres Ohr. Sie stimmt die Harfe des Lebens, die mit ihrer Musik unsere Sehnsucht über die Grenzen des Irdischen hinausträgt, nicht nur in Gebeten und Hoffnungen, sondern auch in Tempeln, die Stein gewordene Feuerflammen sind, in Bildern, die verewigte Träume wurden, im Tanz der ästhetischen Meditation im stillen Innen der Bewegung.

Rabindranath Tagore
in „Flüstern der Seele“

 

 

Ich wünsche euch allen eine erbauende, stille Stunde und eine Erfahrung der Verbundenheit mit allen Lebewesen.

In liebevoller Verbundenheit

Wolfgang

 

 

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Von Michael Nickel

Freust Du Dich auch so sehr über die Blüten, die uns die Natur im Frühjahr schenkt? – Das Frühjahr ist die Zeit des Aufblühens und des Neuanfangs, nachdem sich im Spätherbst und Winter der überwiegende Teil der Natur zurückgezogen hat und in die Ruhe gegangen ist. Bildlich gesprochen möchten wir Menschen wohl alle gerne das Gefühl des Aufblühens und des dauerhaften Blühens in unserem Leben haben. Doch nicht immer ist das der Fall. Nicht immer gelingt es uns, die Rahmenbedingungen dafür zu finden oder zu schaffen. Oft scheinen äußere Umstände dagegen zu stehen, die wir nicht beeinflussen können. Doch oft liegen jene Hindernisse, die unser Erblühen verhindern, in uns selbst, auch wenn dies nicht immer auf den ersten Blick sichtbar ist. Die Yoga-Philosophie spricht in diesem Zusammenhang von den Hindernissen oder Behinderungen auf unserem Yoga-Weg und Lebenspfad. Es ist als Konzept von Antaraya in Yoga Sutra 1.30 ausgeführt.

Antarayas nach Yoga Sutra
  • Krankheit
  • mentale Trägheit
  • Zweifel
  • Achtlosigkeit
  • Faulheit
  • Unfä­hig­keit, sich von Gelüsten der Sinne zurückzuziehen
  • Festhalten an falschem Verständnis
  • Unfähigkeit, Fortschritte zu erreichen
  • Unfähigkeit, den erreichten Fortschritt zu bewahren

Körperliche, mentale und emotionale Herausforderungen und Einschränkungen spielen in diesem Kontext wohl die herausragendste Rolle. Daher steht in Yoga Sutra 1.30 auch der Begriff der Krankheit oder des unausgewogenen Zustandes an erster Stelle. Dementsprechend ist das Beseitigen der Hindernisse, welche unserem Aufblühen im Wege stehen, oftmals – oder vielleicht sogar immer – ein Prozess der Heilung. Dies ist vielleicht nicht immer so offensichtlich, was vor allem daran liegt, wie wir im Deutschen heutzutage das Wort Heilung verwenden. Daher macht es unter Umständen mehr Sinn, in diesem Zusammenhang vom „heil werden“ anstatt vom „heilen“ zu sprechen, auch wenn es letztlich ein und dasselbe ist.

Was „Heilung“ und „Heil sein“ bedeutet

Das Wort Heilung steht stark im Spannungsfeld von „evidenzbasierter Medizin“ und „alternativen Heilmethoden“ und es existieren gar gesetzliche Vorgaben zum Umgang mit „Heilversprechen“. Kein Wunder, dass wir in diesem Kontext weitgehend vergessen haben, dass das Wort Heilung in seiner Abstammung vom germanischen haila nicht nur „gesund“, sondern auch „ganz“ im Sinne von „komplett“ oder „vollständig“ bedeutet. In anderen Worten, „heil sein“ ist ein Zustand, in dem nichts fehlt. Heilen oder heil werden bedeutet dementsprechend, einen Zustand zu erreichen, in dem wir uns auf allen Ebenen komplett fühlen. Weiterlesen

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Von Michael Nickel

In herausfordernden Zeiten wie diesen suchen wir immer wieder nach Halt in innerem und äußerem Frieden. Doch was ist es eigentlich genau, wonach wir da suchen? Was ist denn Frieden? – Was sich so einfach anhört, ist bei näherer Betrachtung ziemlich komplex. Denn Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg, Gewalt, sowie äußerer und innerer Unruhe und Sorgen. Wenn wir Frieden als etwas Persönliches, Familiäres, Gesellschaftliches, Ökologisches betrachten und das persönlich definieren, was kommt dabei heraus? – In Mitteleuropa leben wir seit 75 Jahren ohne Krieg. Doch heißt das, wir leben im Frieden? Wenn ich mir die weltweite gesellschaftliche Polarisation ansehe und den laufenden Verteilungskampf um Impfstoff, der offen – und sicher noch mehr hinter den Kulissen – ausgetragen wird, dann sehe ich eher „Unfrieden“ als Frieden. Was mich als Idealist traurig werden lässt…

Doch halt, wir wären ja hier nicht im Gedankenfutter, wenn wir beim Traurig sein stehen bleiben würden. Wir kratzen also mal wieder die Kurve zum  Yoga und fragen uns, was die weitere Yoga-Philosophie zum Thema Frieden zu sagen hat. Und wenn Dir jetzt ein freudvolles dreifaches „Om Shaaanti – shaaanti – shaaanti-hiiiii!“ einfällt, sind wir zumindest schon mal bei einem herrlichen, wenn auch zugegebenermaßen etwas klischeehaften Anfang, aber eben auch noch lange nicht am Ende. Denn es gibt Schriften, die ein weit umfassenderes Verständnis von Frieden vermitteln, als es die meisten modernen Weltanschauungen zusammen auf die Waage bringen.

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Von Michael Nickel

Am Anfang steht ein Geständnis: Ich bin Schokoholiker. Oder sollte ich heute besser sagen, ich war es? Oder, ich bin ein trockener Schokoholiker? Wer weiß. Was ich jedoch weiß: heute geht es hier im Gedankenfutter um das Loslassen von Gewohnheiten. Um einen spielerischen Selbstversuch, eine tiefsitzende Gewohnheit loszulassen. Mein persönliches Experiment in Nicht-Anhaftung oder in Fachyoginesisch: Prayoga („ein Experiment“) in Anubhava („eine direkte Erfahrung zu erlangen“) zu Vairagya („Nicht-Anhaftung“) durch Svatantra („Selbstständigkeit, eigenes System, Unabhängigkeit“).

Also ein Experiment, um eine direkte Erfahrung von Nicht-Anhaftung zu erreichen, indem ich selbstständig mein eigenes System und meine eigene Herangehensweise wähle. Das Experimentiersystem ist also meine persönliche Beziehung zur Schokolade und die Herangehensweise ist, für einen bestimmten Zeitraum auf Schokolade zu verzichten und zwar zu einem selbst gewählten Zeitpunkt und nicht im Rahmen von gesellschaftlichen oder spirituellen Konventionen. Also keine „Sieben Wochen ohne“, als äußerlich vorgegebene Fastenzeit. Ein solches selbst-verantwortliches Experiment braucht jede Menge Sankalpa Shakti – also die kombinierte Energie von gutem Vorsatz und Umsetzung. Darüber haben wir in den letzten Wochen im Gedankenfutter sinniert.

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Von Michael Nickel

Was assoziierst Du mit Winter? – Wenn wir diese Frage stellen, bekommen wir oft ganz gegensätzliche Reaktionen. Bei den einen glitzern die Augen, angesichts der Vorstellung, sich die Skier unter die Füße zu schnallen und die Piste hinab zu wedeln. Bei den anderen verzieht sich das Gesicht zu einer säuerlichen Miene, angesichts langer, dunkler Nächte und feucht-kaltem Schmuddelwetter. Doch ganz egal, welche Beziehung Du zum Winter hast, es ist ziemlich wahrscheinlich, dass dieser Winter „anders als sonst“ sein wird und dass wir ihn alle als herausfordernd wahrnehmen werden, angesichts von Corona-Pandemie und persönlichen Einschränkungen durch Lockdown und Co, bis hin zum Verzicht des geliebten Ski-Urlaubs oder eines winterlichen Wellness-Retreats.

Doch nicht verzagen! Auch wenn Du Dir dessen vielleicht nicht so wirklich bewusst bist: Uns wurde etwas Großartiges geschenkt, bei unserer Geburt, das immerzu bei uns bleibt und allzeit das tut, was wir verlangen. Ein wunderbares Geschenk, das sich, solange wir leben, nicht aufbraucht und uns als treuster Freund begleitet. Ein Geschenk, das uns jederzeit aufmuntern kann und ein Freund, der uns in diesem Pandemie-Winter der Einschränkungen nie verlässt und auf seine Weise uneingeschränkt zur Seite steht: unser Atem!

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Interview mit Jörn Roes

In welcher Form arbeitest Du mit Menschen?

Ich vermittle Yoga. Früher habe ich Yoga unterrichtet in der Annahme, ich würde etwas Körperliches unterrichten. Da kommen Menschen mit irgendeinem körperlichen Bedürfnis und ich schaue, dass sie sich danach besser in ihrem Körper fühlen. Natürlich ist das noch da, aber das ist komplett in den Hintergrund gerückt. Wenn Menschen zu mir ins Yoga-Studio kommen, schaue ich sie mir ganz genau an. Ich schaue, wie sie kommen, was da mitschwingt, wie bewegt der Mensch sich, wie spricht er zu mir, was sagen Mimik und Gestik. Ich klopfe alle Ebenen ab. Ich spüre in die Gruppe hinein, was liegt für eine Energie im Raum. Und darauf aufbauend, gestalte ich die Idee, die ich mitbringe in die Stunde. Aber das ist dann nur noch intuitiv. Es gibt ein grobes Gerüst, das ich dann anpasse mit dem, was da in mir entsteht. Ich gebe Gruppen- und Einzelstunden als Yoga-Lehrer, und dabei fließen sehr viele therapeutische Ansätze ein, aber auch buddhistische Philosophie. Weiterlesen

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Interview mit Danja Lutz

In welcher Form arbeitest Du mit Menschen?

Ich unterrichte als Yogalehrerin Ausbildungen, Retreats und Immersions online und offline. Außerdem begleite ich Menschen im Eins-zu-Eins-Setting in Form von Mentorship-Programmen.


Als was siehst Du Dich in dieser Funktion?

Das Wort „Yoga-Lehrerin“ hat für mich eigentlich noch nie so richtig zum Ausdruck gebracht, was ich tue. Ich sehe mich mehr als Begleiterin für einen gewissen Zeitraum. Ich lehre nicht, indem ich Wissen vermittle, sondern ich versuche Räume zu kreieren, in denen Menschen sich zurück lehnen und öffnen können, um sich selbst besser kennen zu lernen und sich an die ihnen innewohnende Weisheit zu erinnern. Dabei unterstützt mich vor allem die Methodik des Tantra Yoga.

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Lesedauer 8 Minuten

Interview mit Annette Gall

In welcher Form arbeitest Du mit Menschen?

Ich unterstütze Menschen dabei, entspannter zu werden, etwas für ihren Körper und ihre mentale Gesundheit zu tun und sich insgesamt besser und wohler zu fühlen. Mein Angebot nenne ich „Mindful Practice“. Das ist Atem- und Körperarbeit. Diese gestalte ich aufmerksam, behutsam und zielgerichtet.


Als was siehst Du Dich in dieser Funktion?

Ich sehe mich als Coach, Beraterin, Dienstleisterin und Bodyworkerin. Ich erinnere die Menschen an die jedem innewohnenden Werkzeuge, mit denen sich der Mensch bewusst und selbständig ausbalancieren kann. Ich leite zur Selbstfürsorge an.

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