Schlagwortarchiv für: Gott

Lesedauer 10 Minuten

Von Rolf Sovik

Die Dämmerungsstunden – morgens und abends – rufen uns dazu auf, die Reise zurück zu unserem inneren Selbst anzutreten. Deshalb singen die Veden: „O Paar göttlicher Mächte, Nacht und Morgengrauen, kommt heran … wie zwei Boote, bringt uns hinüber.“ In alten Zeiten standen eifrige Sucher früh auf, badeten, führten ihre Rituale durch, rezitierten Mantras und saßen in Meditation. Am Abend spülten sie die Müdigkeit des Tages mit einer weiteren Meditationsphase weg. Auch heute noch sind unter Yoga-Praktizierenden die morgendlichen und abendlichen Übergänge die traditionellen Meditationszeiten.

Die Meditation, die zu diesen Tages- und Nachtzeiten durchgeführt wird, wird Sandhya-Meditation genannt (im Sanskrit bedeutet das Wort Sandhya einen Übergang). Sandhya-Meditationen, die teilweise noch aus vedischen Zeiten stammen, werden auf der ganzen Welt praktiziert. Diese Meditationen durchdringen das tägliche Leben von Millionen von Menschen mit einem Gefühl der Hingabe und Selbstbeobachtung. Wie das frühe Morgenlicht, das die Dunkelheit vertreibt und die Landschaft erhellt, reinigt, erleuchtet und nährt die Sandhya-Meditation den Geist. Weiterlesen

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Von Wolfgang Bischoff

Liebe Menschen,

Am 16. April 2022 erstrahlt der Ostervollmond am Himmel. Lasst uns gemeinsam von 21 bis 22 Uhr still werden und über die Bedeutung des Todes und seiner Überwindung im Kontext des Osterfestes kontemplieren. Ein Fest des vorübergehenden Jubels zu Palmsonntag, der Segnung und der Verheißung des Abendmahls zu Gründonnerstag und des darauffolgenden Verrates („Nun hat die Finsternis das Wort“), der Kreuzigung mit der Erschütterung der Elemente zu Karfreitag, der ungewissen Ruhe der Grablegung zu Karsamstag und der dann folgenden Auferstehung zu Ostersonntag.

Dieser Prozess macht auf die Möglichkeit aufmerksam, einen Weg durch die Finsternis und den Tod aller Vorstellungsbilder, wie das Leben und man selber zu sein hat, zu gehen, um den Tod überwinden zu lernen und um zu einer Neugeburt, Wiederauferstehung, zu gelangen.

In unserer Tradition kennen wir das Maha Mrityunjaya Mantra, das übersetzt heißt: „Sieg über den Tod“. Dieses Mantra symbolisiert das Ostermysterium, das sich jedes Jahr zur Besinnung und Neubelebung der Menschheit wiederholt.

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Antworten von Pandit Rajmani Tigunait

 

Frage Agni-Magazin: Ich ertappe mich dabei, wie ich über vergangene Traumata, Verletzungen und Ungerechtigkeiten in meinem Leben nachdenke und wütend darüber werde, wie ungerecht das Leben ist. Was kann ich tun, um meinen Geist zu beruhigen?

Pandit Rajmani Tigunait : Die Philosophie des Yoga beginnt mit der festen Überzeugung, dass, egal wer wir sind, egal was wir geworden sind, egal was unsere Vergangenheit war, es immer eine Chance gibt, sich über die schmerzhaften Umstände unserer Vergangenheit zu erheben. Das mag schwer sein, aber es ist nicht unmöglich. Der beste Weg, dies zu tun, ist zu erkennen, dass das, was wir als Ungerechtigkeit empfinden, Teil des göttlichen Laufs der Welt ist. Es ist etwas, das passiert ist und nicht unter unserer Kontrolle stand, als es geschah. Aber es war in den Händen dessen, was den Lauf des Universums bestimmt. Weiterlesen

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Von Wolfgang Bischoff

Liebe Menschen,

am Mittwoch, den 16. Februar, erstrahlt der letzte Wintervollmond am bisher sehr trüben Himmel. Lasst uns alle von 21 bis 22 Uhr still werden und die folgenden Gedanken kontemplieren:

Der erste Friede, der wichtigste, ist der,
welcher in die Seelen der Menschen einzieht,
wenn sie ihre Verwandtschaft,
ihre Harmonie mit dem Universum einsehen und wissen,
dass im Mittelpunkt der Welt das große Geheimnis wohnt
und dass diese Mitte tatsächlich überall ist.
Sie ist in Jedem von uns – dies ist der wirkliche Friede,
alle anderen sind lediglich Spiegelungen davon.
Der zweite Friede ist der,
welcher zwischen Einzelnen geschlossen wird
und der dritte ist der zwischen Völkern.
Aber vor allem sollt ihr sehen,
dass es nie Frieden zwischen Völkern geben kann,
wenn nicht der erste Frieden vorhanden ist,
der, wie ich schon sagte,
innerhalb der Menschenseelen wohnt.

Hehaka Sapa (Black Elk)

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Von Wolfgang Bischoff

Liebe Menschen,

am 18. Januar leuchtet der Januarvollmond am Winterhimmel. Die Coronazeiten halten uns mit verschiedenen Viren in Atem. Manch einer besteht auf seiner persönlichen Freiheit und wehrt sich gegen sinnvolle Maßnahmen, manch eine hat Angst, was wohl jeder verstehen kann und vielen bemühen sich, sich und die Gemeinschaft zu schützen. Immer mehr gewinnt die Definition der Freiheit – „Freiheit erlangt man durch Verzicht!“ – an Bedeutung.

Lasst uns gemeinsam von 21 bis 22 Uhr still werden und über die folgende Geschichte kontemplieren, deren Verfasserin unbekannt ist:

Eine Engelsgeschichte

Es war einmal ein kleiner Engel im Himmel, der die Menschen mit solcher Nähe und Zärtlichkeit begleitete, dass er den unwiderstehlichen Wunsch empfand, nicht nur mit seinem Flügeln über die Erde zu schweben und schützend die Menschen zu achten, sondern er wollte selbst auf ihren Strassen gehen, einer von ihnen werden.

Eines Tages sah er auf der Erde eine eben erblühte Mohnblume. Da schien dem kleinen Engel, als habe er im Himmel noch nie ein solches Rot empfunden und seine Sehnsucht, zur Erde zu gehören, wuchs.

So trat er vor Gottes Angesicht und bat: “Lass mich auf die Erde, lass mich ein Mensch unter Menschen werden.“ Da trat ein erhabener, weiser Engel dazu und sagte: „Weißt du auch, dass es auf der Erde nicht nur Sonne und Blumen gibt? Es gibt Stürme und Unwetter und allerlei Ungemütliches.“ „Ja“, erwiderte der kleine Engel, “das weiß ich. Doch sah ich auch einen Menschen, der hatte die Kraft, einen großen Schirm aufzuspannen, so dass zwei Menschen darunter Platz hatten. Es schien mir, den Beiden könnte kein Unwetter etwas anhaben.“ Weiterlesen

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Von Wolfgang Bischoff

Liebe Menschen,

Am 19. Dezember erstrahlt der Wintervollmond zur Weihnachtszeit. Um 21 Uhr werden weltweit viele Menschen für eine Stunde still werden und sich gemeinsam, obwohl voneinander entfernt, mit der inneren Bedeutung des Weihnachtsfestes auseinandersetzen. Angelus Selesius schrieb im Mittelalter:

Und wäre Christus 1000-mal geboren und nicht in Dir, Du wärest ewiglich verloren.
Das Kreuz von Golgatha kann Dich nicht von dem Bösen, wenn es nicht auch in Dir errichtet wird, erlösen.

Der erste Teil des Zitates bezieht sich auf das Weihnachtsfest und der 2. Teil auf die innere Bedeutung des Osterfestes. Beide jedoch
verweisen darauf, dass die Feste lediglich äußere Symbole und Erinnerungen für einen inneren Prozess im Menschen sind. Nur wenn der Mensch innerlich durch Schulung und Übung erlebt, dass sich ihm im Angesicht seiner dunkelsten Seiten, zur dunkelsten Stunde, am dunkelsten Tag im Jahresverlauf ein Licht offenbart, das das Eigentliche des Menschen, das Innerste seines Wesens ist, nur dann beginnt er, das Weihnachtsfest wirklich zu verstehen.

Die Naturwissenschaft trifft Feststellungen über Tatsachen, die in der Vergangenheit liegen, analysiert diese und projiziert ihre Ergebnisse auf die Zukunft. Das Leben jedoch findet in der Gegenwart statt.

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Von Michael Nickel

Wie kommt eigentlich Fülle in unser Leben? Diese Frage hört sich einfach an, ist aber bei genauerer Betrachtung gar nicht so einfach zu beantworten. Dafür gibt es viele Gründe. Es beginnt schon damit, dass wir vielleicht gar nicht so genau wissen, was wir eigentlich als Fülle in unserem Leben ansehen und was als Mangel. Es ist immer einfach, die momentane Situation zu betrachten. Spontan fällt den meisten dann so einiges ein, was im Leben fehlt. Geht es Dir auch so? – Doch was ist eigentlich mit dem, was bereits da ist? Sind wir uns der Fülle und dem erfüllenden Gefühl dessen bewusst, was gerade im Augenblick vorhanden ist? Ist es nicht so, dass wir in unserem Streben nach dem, was wir als fehlend empfinden, völlig vergessen, das zu sehen, was bereits da ist? Weiterlesen

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Von Wolfgang Bischoff

Liebe Menschen,

am 24. Juli erscheint der Sommervollmond am strahlenden Abendhimmel. Es ist der Verehrungstag der Guru-Kraft, einer Kraft der geistigen Welt, die uns von der Dunkelheit ans Licht von der Unwissenheit zur Weisheit und von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit führt wann immer und wie immer und durch wen immer sie es für richtig hält. Drei Seelen durch die sich diese Kraft besonders stark geäußert hat sind diese: Weiterlesen

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Von Swami Rama

 

Im vorigen Teil des Beitrags findest Du eine Einleitung zu Raja Yoga von Patanjali.

Der Achtfache Pfad zum freudvollen Leben

Der größte Fehler, den Menschen auf der Suche nach Frieden und Glück machen, ist das Ignorieren der goldenen Gesetze eines gesunden Lebens: richtig essen, richtig atmen, richtig schlafen, richtig denken, Sinnesfreuden richtig genießen, richtig mit anderen interagieren und auf den höheren Zweck des Lebens konzentriert bleiben. Wenn du dich nicht an diese goldenen Gesetze eines gesunden und glücklichen Lebens hältst, wirst du weiterhin mit deinem persönlichen, familiären, beruflichen und sozialen Leben zu kämpfen haben. Egal wie intelligent du bist, du wirst ein Opfer von Faulheit und Trägheit bleiben. Trotz deiner Absichten, ein produktives Leben zu führen, wirst du unter einem Mangel an Ausdauer leiden. Du wirst mit einem schwachen Körper und einem zerstreuten Geist enden. Du wirst so viel Zeit und Energie damit verschwenden, mit einer langen Kette von Hindernissen zu kämpfen, die aus dem ungesunden Körper und dem unruhigen Geist entstehen, dass nur sehr wenig für die Arbeit an deinem Hauptziel übrig bleibt, sei es weltlich oder spirituell. Die Beseitigung von Hindernissen ist ein wichtiger Teil der Arbeit an deinem Hauptziel, weshalb die Einhaltung dieser goldenen Gesetze dir hilft, die Grundlage für ein freudvolles Leben zu schaffen. Weiterlesen

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Von Rolf Sovik

Die Yoga-Tradition bietet einen Weg, unproduktive Gewohnheitsmuster durch eine Reihe von 10 kraftvollen Richtlinien für das tägliche Leben zu verändern: die Yamas (die Beschränkungen) und Niyamas (die Verhaltensweisen), die ersten beiden Sprossen der Leiter des Raja Yoga (königlicher Yoga, der achtgliedrige Pfad). Die Yamas und Niyamas zeigen uns, wie wir unsere Beziehungen mit uns selbst, mit anderen und mit der Welt um uns herum gestalten können. Durch sie können wir uns transformieren und unsere spirituellen Ziele in das tägliche Leben bringen.

Die fünf Yamas (die Beschränkungen) stoppen den Energieabfluss, der stattfindet, wenn wir uns in den vier primitiven Trieben verlieren – Ernährung, Schlaf, Sex und Selbsterhaltung. Sie warnen uns, wenn unsere gegenwärtigen Handlungen nicht mit unseren spirituellen Bestrebungen übereinstimmen, und sie veranlassen uns, unproduktive Verhaltensweisen zu zügeln und sie durch neue und produktivere zu ersetzen. Indem wir die Yamas praktizieren, lernen wir die psychologischen Prozesse hinter unseren Handlungen zu verstehen und werden dadurch geschickter im Umgang mit emotionalen Störungen. Weiterlesen