Raja Yoga: Achtfacher Pfad zur Heilung und nährender Stärkung (Teil 3 von 3)
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Von Swami Rama
Konzentration und Meditation
Der sechste Schritt ist Dharana (Konzentration). Hier lernst du wirklich alle Kräfte und Fähigkeiten des Geistes zu sammeln und sie auf ein ausgewähltes Objekt zu fokussieren. Die wichtigste Komponente in der Praxis der Konzentration ist die Auswahl des Objekts der Konzentration. Du kannst deinen Geist auf ein äußeres oder ein inneres Objekt fokussieren. Das Objekt der Konzentration sollte von jemandem ausgewählt werden, der alle Qualitäten und Eigenschaften dieses Objekts kennt, denn im Laufe der Zeit, wenn du dich weiter auf ein Objekt konzentrierst, beginnt der Geist, alle Qualitäten und Eigenschaften des Objekts aufzunehmen. Das Objekt der Konzentration muss daher von erhebenden Energien begleitet sein. Nur dann wirst du sehen, dass sich eine qualitative Veränderung in dir vollzieht.
Der siebte Schritt ist Dhyana (Meditation). Meditation ist schlicht eine fortgeschrittene Stufe der Konzentration. Konzentration lässt den Geist einpünktig-fokussiert und stabil werden, während der Geist in der Meditation beginnt, sich auszudehnen und die Dimension der Realität zu berühren, die als das Feld der Intuition bekannt ist. Ein Meditierender erlangt eine Ebene der Klarheit des Geistes, die man normalerweise nicht erlebt. Selbst in diesem Zustand ist der Meditierende jedoch nicht vollständig in seiner essentiellen Natur verankert. Er mag flüchtige Einblicke in eine höhere Ebene der Realität bekommen, doch er ist sich immer noch der niedrigeren Ebene der Realität bewusst. Durch ständiges Üben verfeinert sich die meditative Erfahrung, und eines Tages entsteht ein reiner und vollkommener Zustand der spirituellen Absorption, der als Samadhi bekannt ist, die achte und letzte Stufe in der Praxis des Yoga.
Vollkommenen Frieden finden
Im höchsten Zustand der yogischen Vollendung bist du vollkommen im Frieden. Du bist vollkommen in höchstem Bewusstsein verankert. Die Erfahrung des Gleichmuts, die du auf dieser Stufe machst, kann mit nichts anderem verglichen werden. Sie ist unbeschreiblich. Die Erfahrung der Glückseligkeit ist nicht außerhalb von dir – sie ist in dir und du bist sie. In diesem Zustand gibt es kein Gefühl der Dualität. Du bist in der Welt und die Welt ist in dir. Du bist im Göttlichen und das Göttliche ist in dir. Du hast deinen Verstand und den Bereich des Bewusstseins transzendiert, der durch Zeit, Raum und Kausalität begrenzt ist. Es gibt keine Unterscheidung zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Die Welt, die durch die Sinne bekannt ist, und die Welt jenseits der Reichweite der Sinne sind in diesem spirituell erleuchteten Bewusstsein vollständig integriert.
Wenn du diesen Zustand erreicht hast, hast du nicht nur den Sinn des Lebens erkannt, sondern auch deinen ewigen Freund gefunden. All deine Wünsche und Sehnsüchte sind erfüllt, denn du hast deinen ewigen Freund, deine innere Seele, gefunden und bist somit nicht mehr einsam. Die Freiheit von der Einsamkeit ermöglicht das Herabsteigen eines so mächtigen Friedens und einer Freude, dass du dich nach nichts mehr sehnst. Dies nennt man das Erreichen der Vollkommenheit, das Erreichen der Unsterblichkeit. Du beginnst, die ganze Welt als von unbeschreiblicher Schönheit und Freude erfüllt zu sehen. Unabhängig davon, ob du jung oder alt, Mann oder Frau bist, erlebst du dich selbst als wunderschön. Diese Erfahrung ist so real und erfüllend, dass du keine anderen brauchst, um deine eigene Schönheit zu bewundern. Vielmehr findest du dich in einer solchen Freude, dass deine innere Schönheit jenseits aller Bewunderung liegt.
So hilft uns dieser achtstufige Yoga, die Kunst des freudvollen Lebens zu meistern und garantiert, dass wir Sinn und Zweck im Leben hier und jetzt finden. Indem wir diesem ganzheitlichen Weg folgen, lernen wir, uns auf jeder Ebene um uns selbst zu kümmern – Körper, Atem, Geist und Bewusstsein. Dieser Weg ist so tiefgründig und doch so einfach, dass jeder mit jedem Level an körperlicher Kapazität, emotionaler Reife, intellektuellem Verständnis und philosophischem und kulturellem Hintergrund ihm folgen kann. Deshalb wird dieses Yoga-System auch Raja Yoga, der königliche Weg, genannt.
Freiheit von Furcht
Patanjali, der Raja Yoga kodifiziert hat, ermahnt die modernen Menschen, dass sie sich bewusst werden müssen, wer sie sind. Die Grundlage der gesamten Wissenschaft des Raja Yoga wird in den ersten vier Aphorismen des Yoga Sutra erklärt, in denen Patanjali zum Ausdruck bringt, dass wir uns mit den Objekten der Welt identifizieren und dabei unsere wesentliche Natur vergessen. In dem Moment, in dem wir unsere essentielle Natur kennenlernen, werden wir furchtlos. Unter dem Druck der Angst fragen die Schüler: „Werde ich erleuchtet werden? Wie lange wird es dauern, bis ich erleuchtet bin? Wie lange wird es dauern, bis ich meditieren kann?“ Sie machen sich Sorgen, anstatt zu meditieren.
Das passiert bei jedem, auch bei mir war dies so. Doch mein Meister sagte mir eines: „Sei frei von allen Ängsten.“ Du gehst durch die Prozession des Lebens. Warum machst du dir Sorgen und bemühst dich um die Erleuchtung? Fang an, den Weg zu beschreiten, und die Erleuchtung kommt von selbst. Das erste, was du erreichen musst, ist die Freiheit von allen Ängsten, und es ist die Aufgabe eines Lehrers, dir diese Freiheit zu geben. Er sollte dich mit dem Wissen um die wahren Werte des Lebens erleuchten, aber es ist deine Pflicht, dich auf die Lehre vorzubereiten.
Ein wahrer Lehrer ist selbstlos
Im Raja Yoga werden Philosophie, Wissenschaft und Praxis kombiniert. Hier ist es die Aufgabe des Lehrers, die Prinzipien des Yoga und die Techniken zu deren Ausübung zu vermitteln, nicht durch das Studium von Yoga-Aphorismen und Handbüchern, sondern durch Selbstdisziplin und spezifische Praktiken, die dem Schüler helfen, das Ziel des Yoga zu erreichen. Mein Meister sagte immer: „Unterrichte keine Wissenschaft, ohne sie erfahren zu haben. Dann wirst du in der Lage sein, deine Schüler zu warnen. Du wirst in der Lage sein, sie richtig anzuleiten, denn du wirst ihnen nicht nur sagen, was sie tun sollen und wie sie es tun sollen, sondern auch, was nicht getan werden soll.“ Gemäß Yoga gibt es so etwas wie Sünde nicht, doch es gibt Hindernisse, denen man sich stellen muss. Raja Yoga lehrt dich, wie du diese Hindernisse überwinden kannst.
Die Beziehung zwischen dem Schüler und dem Lehrer oder Führer ist auf diesem Weg extrem wichtig. Wenn der Lehrer dich selbstlos zu deinem Nutzen anleitet, folge ihm. Doch wenn du findest, dass er nicht selbstlos ist, und wenn er die Ideale, die er predigt, nicht praktiziert, so folge ihm nicht. Ein selbstsüchtiger Lehrer kann nicht aufrichtig mit seinen Schülern kommunizieren.
Einen wahren Lehrer erkennt man an seinem selbstlosen, liebevollen Verhalten, denn Selbstlosigkeit ist der Ausdruck von wahrer Liebe. Wenn dies in einer spirituellen Beziehung fehlt, dann ist es keine wahre Spiritualität, und man sollte es anders nennen. Ein kompetenter Lehrer ist einer, der praktiziert und der weiß, was er lehrt. Schau, ob dein Lehrer selbstlos ist. Wenn er es ist, folge ihm. So einfach ist das.