Schlagwortarchiv für: Praxis

Lesedauer 15 Minuten

Von Swami Rama

Der Geist ist das größte aller Geheimnisse. Wenn dieses Geheimnis gelüftet wird, werden alle Geheimnisse gelüftet. Der Geist ist die Quelle allen Elends und allen Glücks. Er ist die Quelle von Knechtschaft und Befreiung. Je mehr wir über unseren Geist wissen, desto besser können wir die Welt um uns herum beherrschen.

Der Geist ist ein Energiefeld. Er ist die feinste Manifestation der Natur. Die Natur hat ihr gesamtes Vermögen – alle Potenziale, Fähigkeiten und Intelligenz – im Geist deponiert. Unser Geist ist mit aller Kreativität ausgestattet, mit allem Vorstellbaren und Unvorstellbaren. Er hat die Fähigkeit, alles zu erschaffen, was er will. Er hat einen riesigen Speicherplatz für seine unbegrenzten Erfahrungen und kann sie so lange aufbewahren, wie er will. Weiterlesen

Lesedauer 11 Minuten

Von Swami Rama

Wir wollen einen Zustand des Glücks erreichen, der frei von allen Schmerzen und Leiden ist. Dennoch leben wir ständig mit Ängsten, Sorgen, Belastungen und Kämpfen. Warum? Weil wir nicht im Hier und Jetzt leben, weil wir nicht voll präsent und bewusst sind. Unsere inneren und äußeren Konflikte hindern uns daran, mit den Situationen, die vor uns liegen, umzugehen und in Harmonie mit den Menschen zu leben, die uns nahestehen. Diese Konflikte halten uns davon ab, die Aufgaben zu erfüllen, die wir uns selbst gestellt haben. Weiterlesen

Lesedauer 5 Minuten

Antworten von Pandit Rajmani Tigunait

Frage Agni-Magazin: Wie kann ich am besten Stille üben? Wie lange sollte ich sie üben und wie sollte ich meine Zeit einteilen? Bedeutet „Schweigen“ immer, überhaupt nicht zu sprechen?

Pandit Rajmani Tigunait sagt dazu: Im Yoga wird die Praxis der Stille, der inneren Ruhe, Mauna genannt. Mauna kommt von dem Wort muni – ein Heiliger oder ein Weiser – und bedeutet, die Eigenschaft eines Weisen zu kultivieren oder das zu tun, was uns in eine heilige Person verwandelt. Wenn wir unseren Geist zum Schweigen bringen und unsere Sinne zum Schweigen bringen, führt das automatisch dazu, dass auch unsere lebenswichtigen Organe und unser Nervensystem zum Schweigen gebracht werden. Alles, was wir tun müssen, um unseren Geist und unsere Sinne zum Schweigen zu bringen, nennt man Stille üben. Das ist für jeden von uns anders, denn wir haben alle unsere ganz eigenen Dinge, mit denen wir umgehen und an denen wir arbeiten müssen.

Der erste Schritt ist, so wenig wie möglich zu sprechen. Wenn möglich, sprich überhaupt nicht. Wenn du aber Verpflichtungen hast, dann erledige sie weiterhin, nur eben auf eine zielgerichtete und friedliche Art und Weise, um während dieser Übung einen ruhigen Geist zu kultivieren. Vollständige Stille ist nur im Samadhi möglich. Davor ist es die Praxis der Stille, nicht der Zustand der Stille.

„Vollständige Stille ist nur in Samadhi möglich. Davor ist es die Praxis der Stille, nicht der Zustand der Stille.“

Beginne mit einer kurzen Schweigepraxis: 36 Stunden sind überschaubar, aber wenn du versuchst, zu viel zu tun, ohne vorbereitet zu sein – eine dreitägige, wochenlange oder zehntägige Praxis – und wenn du in dieser Zeit den ganzen Tag nur meditierst, meditierst, meditierst und keine Bücher lesen darfst, kann das zu großer Unruhe führen, und das ist es nicht wert.

Deshalb ist es wichtig, eine Struktur für die Zeit der Stille zu schaffen, die Zeit für Meditation, Kontemplation und Reflexion, für Hatha und Bewegung sowie für das Lesen spiritueller Bücher beinhaltet.

Mach die Meditation zu deinem Ankerpunkt während des Tages. Meditiere alle vier oder fünf Stunden – vor dem Schlafengehen, nach dem Aufwachen und dazwischen noch zwei oder drei Mal. Meditation ist die höchste Praxis der Stille. Während du meditierst, denkst du nur an ein einziges Objekt – deinen Prana-Puls, dein Mantra oder was auch immer du als Fokuspunkt wählst. Das bringt deinen Geist zur Ruhe.

Denke einmal morgens und einmal abends für 10 oder 20 Minuten darüber nach, wer du bist. Identifiziere dich mit dem Teil von dir, den du nicht respektierst, mit dem nutzlosen Aspekt von dir. Erkenne vorerst den guten, positiven und konstruktiven Aspekt von dir an (ohne dich damit zu identifizieren) – das, was in dir edel und wertvoll ist. Auf dieser Grundlage kannst du über das Leben und alles, was in dir und außerhalb von dir geschieht, nachdenken. Das wird dir helfen, deinen Geist zum Schweigen zu bringen.

Dann beobachte deine eigene innere Unruhe. Wie ruhelos bist du? Welche Dinge drängen sich auf und verlangen, dass du dich mit ihnen beschäftigst? Diese Gedanken und die Objekte, die mit diesen Gedanken zu tun haben, haben einen sehr wichtigen Platz in deinem Leben eingenommen. Du hast ihnen zu viel Wert beigemessen, und das Schlimmste ist nicht, dass du ihnen zu viel Wert beigemessen hast, sondern dass du ihnen die Macht gegeben hast, dich zu kapern, dich zu entführen. Warum ist das so?

Liegt es daran, dass du nicht viel Geduld hast? Liegt es daran, dass du ängstlich bist? Liegt es daran, dass andere mentale Gewürze hinzugekommen sind, wie Hass oder Rache oder eine sehr starke Abneigung? Was ist es, das deinen Geist so stark in Beschlag nimmt? Achte darauf.

Nimm dir neben deiner Meditation und deinem Nachdenken auch Zeit für deine Hatha-Praxis. Mach auch einen ruhigen Spaziergang, um den Frieden und die Stille der Natur zu genießen.

Dann nimm dein spirituelles Lieblingsbuch zur Hand, z.B. das Yoga Sutra, die Bhagavad Gita oder „Mein Leben mit den Meistern des Himalayas„. Wähle eine Passage aus, die dir wichtig ist, und nutze diese für weitere Kontemplation und Selbstreflexion.

Wenn du deine Stille beendest, versuche, allmählich aus ihr herauszukommen, anstatt direkt in dein normales Leben zu springen. Und achte darauf, was dich als Erstes herauszieht.

So kannst du dein Schweigen üben.

 

Dieser Artikel erschien im Original auf HI Online des Himalayan Institute, USA. Deutsche Übersetzung von Michael Nickel und Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Himalayan Institute.

 

Lesedauer 7 Minuten

Von Pandit Rajmani Tigunait

Mein spiritueller Meister, Swami Rama, gab mir einmal eine Übung. Auf den ersten Blick klang sie sehr einfach. Tatsächlich war sie so einfach, schlicht und simpel, dass mein Geist sie kaum registrierte. Der Kern der Übung bestand darin, sich auf ein Mantra zu besinnen und dabei meinen Geist auf die Mitte zwischen den Augenbrauen zu konzentrieren. Die Übung sollte in Savasana, der Totenhaltung, durchgeführt werden – auf dem Rücken liegend. Nachdem Swamiji erklärt hatte, wie man die Nebenübungen um die Hauptübung herum anordnet, sagte er: „Achte darauf, dass du dir während dieser Übung die Ohren verstopfst. Achte auch darauf, dass du diese Praxis nicht länger als dreißig Minuten durchführst. Wenn du mitten in der Übung einschläfst, fang nicht wieder an, sondern warte bis zum nächsten Tag.“ Weiterlesen

Lesedauer 7 Minuten

Von Michael Nickel

Die Kultur der Empörung, die uns Menschen polarisiert und unsere Gesellschaft spaltet, und die letzlich unserer Wut und unserem Zorn freien Lauf gewährt, scheint sich in den letzten Jahren wie ein Krebsgeschwür ausgebreitet zu haben. Ein Symptom dafür mögen die vielen sinnlosen Gewalt- und Zerstörungsorgien sein, die sich in Deutschland an Silvester 2022/23 abgespielt haben – ausgeübt von frustrierten, zornigen Menschen, die sich vom Lauf der Welt um das betrogen fühlen, was eigentlich jedem Menschen von Geburt an zustehen sollte: innerer und äußerer Frieden von extremen Lebensbedingungen, seien es Krieg, Vertreibung, Unterdrückung oder Angst davor, sich das Leben nicht mehr „leisten zu können“. Die resultierende Diskussionen fokussiert sich ganz auf die Extreme, auf Schubladen und auf „Bestrafung“ – und vergisst dabei, dass all das nur die Spitze eines Eisberges ist, der in unserer Gesellschaft und in uns einzelnen Menschen tief in dunklen Wassern liegt: Unsicherheit, Enttäuschung, Frustration, Angst und daraus resultierende Wut und Zorn scheinen als latente Aggression überall zu lauern – selbst da, wo man es nicht erwarten würde. Weiterlesen

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Antworten von Pandit Rajmani Tigunait

Frage Agni-Magazin: Wie hängt die Selbsttransformation mit der Yoga-Praxis zusammen? Wann kommt die Praxis des Yoga zu einem Ende?

Pandit Rajmani Tigunait sagt dazu: Selbsttransformation ist das Ziel von Yoga. Wenn unsere Praxis nicht zu einer qualitativen Veränderung in uns führt, ist es keine Yoga-Praxis. Die Selbstveränderung ist das Ziel, und die Yoga-Praxis ist das Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Yoga ist nicht einfach nur eine Reihe von Übungen, Atemtechniken oder verschiedenen Konzentrationsmethoden – Yoga ist eine Mischung aus Philosophie und Praktiken, die uns unsere tiefste Natur bewusst machen sollen. Um dieses Bewusstsein zu erlangen, müssen wir uns auf der Ebene von Körper, Atem und Geist verändern. Weiterlesen

Lesedauer 6 Minuten

Von Rod Stryker

Ich möchte gerne eine Praxis mit dir teilen, die den Geist nutzt, um Zugang zum feinstofflichen Körper zu erhalten. Sie beginnt mit der Idee, die Intention zu nutzen, anderen zu helfen. Wenn wir jemandem helfen oder ihn heilen wollen, sollten wir uns nicht auf uns selbst verlassen. Verlasse dich stattdessen auf die Kräfte der Natur. Die Natur hat unbegrenzte Ressourcen, während unsere eigenen individuellen Ressourcen begrenzt sind. Der erste Schritt dieser Praxis besteht also darin, dein eigenes Reservoir an Frieden zu stärken und zu füllen. Der zweite Schritt besteht darin, zu lernen, wie du dieses Gefühl an eine andere Person weitergeben kannst.

Worüber wir wirklich reden, ist die Liebe zu bewegen. Bedingungslose Liebe. Und das bedeutet, dass du vielleicht nicht genau weißt, wie und was mit der Person als Ergebnis dieser Infusion von Liebe geschehen soll. Du weißt es nicht und solltest es auch nicht erzwingen. Mit anderen Worten: Du könntest feststellen, dass du eine Vorahnung davon hast, was diese Person braucht oder werden sollte. Doch das ist nicht wirklich bedingungslose Liebe. Bei diesem Angebot erlauben wir der Weisheit der Liebe selbst, durch und zu der Person zu sprechen. Weiterlesen

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Antworten von Pandit Rajmani Tigunait

Frage Agni-Magazin: Was ist der Unterschied zwischen Meditation und dem Praktizieren von Japa mit einer Mala?

Pandit Rajmani Tigunait : Der Prozess der Meditation und das Praktizieren von Japa (Wiederholung eines Mantras) mit einer Mala sind ähnlich, aber nicht dasselbe. Wenn man Japa mit einer Mala übt, kann man sich eine solide Grundlage für die Meditation schaffen. Wenn man eine Mala während der Meditationspraxis benutzt, wird man sich der Anzahl der Mantra-Wiederholungen und – zumindest bis zu einem gewissen Grad – der Geschwindigkeit, mit der das Mantra fließt, bewusst. Doch möchte man wirklich tief in die Meditation eintauchen, ist man sich weder der Anzahl der Mantra-Wiederholungen noch des Tempos, in dem das Mantra fließt, bewusst. Wenn man wirklich meditiert, wiederholt man das Mantra nicht, sondern hört ihm einfach zu. Tief in unserem Inneren sind wir dann ganz still. Der Klang des Mantras ist bereits da und man hört ihm so aufmerksam und friedlich zu, dass man sich keines anderen Gedankens bewusst ist als des kontinuierlichen Flusses des Mantras. Weiterlesen

Lesedauer 8 Minuten

Von Rolf Sovik

Für unterschiedliche Menschen bedeutet Meditation etwas Unterschiedliches. Für die einen ist es eine Zeit der stillen Selbstbetrachtung. Für andere bedeutet es, auf den Atem zu achten oder über ihn zu reflektieren. In der Yoga-Tradition ist die Wiederholung eines Klangs oder eines Gebets – eines Mantras – ein Schlüsselelement der Meditation, das den Geist fokussiert und zu einer Quelle für inneres Gleichgewicht und Wohlbefinden wird.

Der Prozess der mentalen Wiederholung eines Mantras wird Japa genannt, was auf Sanskrit wörtlich „Gemurmel“ bedeutet. Mit etwas Übung wird Japa fest im Geist verankert, und der Klang des Mantras fließt kontinuierlich von Moment zu Moment. Er kann langsam oder in einem gemäßigten Tempo fließen. Nach längerer Übung kann das Mantra sehr schnell pulsieren und die Silben werden nicht mehr sorgfältig artikuliert. In diesem Fall fließt die Meditation mit dem Mantra ohne jede Anstrengung. Diese Phase der Praxis wird Ajapa Japa genannt, oder mühelose Wiederholung.

Fortgeschrittene Übende bezeichnen diese Phase der Meditation manchmal als „Hören auf das Mantra„. Das Mantra wird ohne geistige Anstrengung hörbar, und der innere Raum des Geistes wird von seinem Klang erfüllt. Die daraus resultierende Praxis ist mühelos und beglückend – aber sie tritt erst nach langer Erfahrung mit einem Mantra auf. Wie kannst du Ajapa Japa entwickeln? Und was passiert im Geist, wenn unser Mantra in ständiger Bewegung mitschwingt? Schauen wir uns das einmal an. Weiterlesen

Lesedauer 11 Minuten

Von Rolf Sovik

Wie ein Lichtstrahl, der die Schatten eines dunklen Raumes vertreibt, erhellt die Praxis der Mantra-Meditation den Raum des Geistes. Mantras verkörpern höhere Bewusstseinszustände. In der Meditation durchdringen Mantras das Bewusstsein mit ihrer Präsenz und beeinflussen den Geist ganz anders als die Sinne, das Gedächtnis oder die Vorstellung. Jede Wiederholung eines Mantras durchdringt den Geist mit der schützenden und erleuchtenden Kraft des Mantras. Mit der Praxis vereinen sich die Kräfte von Geist und Mantra. In den Shiva Sutras, einem tantrischen Text des kaschmirischen Shivaismus, heißt es „chittam mantrah„: Durch tiefe Identifikation mit dem Selbst, das in einem Mantra verankert ist, wird der Geist zur schützenden Präsenz des Mantras. In diesem Sinne wird der Geist in der Meditation nicht nur etwas transformiert, sondern richtiggehend umgeformt.

Das Erreichen solch subtiler Ebenen des Bewusstseins ist ein allmählicher Prozess und das langfristige Ziel einer Vielzahl von Yoga-Übungen. Eine der wirkungsvollsten Methoden, um Mantra und Bewusstsein nahtlos miteinander zu verbinden, ist die Durchführung eines Purashcharana. Bei dieser systematischen Praxis wiederholt man ein Mantra eine bestimmte Anzahl von Malen pro Tag über einen bestimmten Zeitraum. Dementsprechend kann ein einziges Purashcharana Monate oder sogar Jahre dauern. Indem man auf diese Weise seine Meditationspraxis vertieft, verstärkt ein Purashcharana die Energie des Mantras, beseitigt die Hindernisse, die den spirituellen Fortschritt behindern, und reinigt den Geist tiefgreifend. Weiterlesen