Von Michael Nickel
Normalerweise beginne ich das Jahr damit, von Mitte Januar bis Mitte Februar für ein persönliches Meditationsretreat nach Indien zu reisen, mich an einem für mich persönlich ganz besonderen Ort zurückzuziehen, in mich zu gehen, mich zu sortieren und für das neu begonnene Jahr neu auszurichten. Dieser wortwörtliche Rückzug wird in diesem Jahr nicht möglich sein, aufgrund der weltweit angespannten Situation. Doch heißt das, ich muss auf mein Retreat verzichten?
Im Sinne des gewohnten Retreats ist es sicher ein Verzicht in diesem Jahr und damit geht es mir nicht anders als vielen anderen Menschen, die vielleicht nicht unbedingt auf ein Meditationsretreat reisen, aber auf jede Menge andere heiß ersehnte Arten des „Rückzugs aus dem Alltag“ verzichten müssen, sei es das Wellness-Wochenende unter Freundinnen, der Ski-Urlaub mit der Familie, das Familienwochenende bei den Großeltern oder auch nur die Stunde Klamotten-Shopping auf der Flaniermeile der Stadt. So trivial manches davon klingen mag, was immer wir nutzen, um von dem anspruchsvollen und vielleicht sogar belastenden Teil unseres Alltags Abstand zu nehmen, könnte man als Rückzug bezeichnen. In dieser Hinsicht sind unsere Möglichkeiten derzeit stark begrenzt, weil unsere Gewohnheiten ausgehebelt werden. Weiterlesen