Vollmondtext Oktober 2022: Mit dem Feuer des Gewahrseins im Loslassen die spirituelle Krise überwinden
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Von Wolfgang Bischoff
Liebe Menschen,
Am 9. Oktober 2022 erstrahlt der Herbstvollmond am azurblauen Himmel. Lasst uns gemeinsam von 21 bis 22 Uhr still werden, jede an ihrem Platz und das Phänomen der spirituellen Schulung kontemplieren.
Wir sollten beim Üben der Konzentration, Kontemplation und Meditation immer daran denken, dass, wenn wir einen Fortschritt in diesen Übungen erlangen wollen, wir drei Fortschritte im Erüben der Yamas und Niyamas, der Verhaltensvorschläge im Umgang mit Anderen und mit mir selbst machen sollten.
Das Pflegen des Wohlgefühls durch all unsere Übungen sollte immer gleichzeitig eine soziale Ausrichtung zum Wohle der Menschheit beinhalten. Jedoch beginnt dann – sobald wir uns von der Gewalt im Inneren sowie auch im Äußeren, die alle Menschen bindet, befreien, indem wir sie überwinden lernen – eine vitale Auseinandersetzung mit unserem eigenen Ego und den Neigungen, Phänomene gut oder schlecht zu finden. Wir erkennen, dass wir uns bisher immer mit unseren Handlungen und deren Früchten identifiziert haben, uns als Objekte empfunden haben und das Subjekt des gesamten Prozesses aus den Augen verloren haben.
In allen unseren Übungen lehren wir: Beobachte, beobachte, beobachte. Entsprechend der Samkhya Philosophie sind wir reines Bewusstsein, der Sehende, die Beobachterin, das Reine, das Weise, das immer Freie, das allem das Leben schenkt. Wir entdecken also auf unserer Suche, dass wir weder die Handlungen noch die Früchte der Handlungen sind, dass wir weder der Körper, die Atmung, der Geist sind, noch das individualisierte empirische ich. Diese Erkenntnis führt uns zu der Wahrnehmung, dass wir uns als göttlicher Seelenfunken erkennen, als Quelle der Glückseligkeit und Fülle. Wir erleben uns als Zeugenbewußtsein des gesamten Werdens-Prozesses.
Raphael, ein Meister des Advaita Vedanta schreibt in seinem Buch: „Das Feuer des Gewahrseins“ über die Bedeutung von spiritueller Schulung und den dabei auftretenden Erfahrungsmöglichkeiten von Krisen und Willensschwäche:
„Wenn ein Schüler in seiner Schulung tiefer gehen will oder aufgrund seines Reifegrades dazu gezwungen wird, kann er einen Zusammenbruch seiner Energien feststellen, ein Gefühl des Unwohlseins, das in Rastlosigkeit, Indifferenz oder sogar in irrationaler Willensschwäche münden kann. Die Psyche verliert, in sich selbst zusammenfallend, sogar an Biss, sie hat kein Interesse mehr, sich etwas zuzuwenden und wird antriebslos. Das Ahamkara-Ich kasteit sich, lässt sich in negativem Sinn gehen und gerät in einen Zustand der Apathie. Die Energien, die den profanen Lebenszweck motivieren, ziehen sich zusammen und erzeugen eine Krise der Demotivation, der Depression und des Desinteresses. Der Schüler kann all sein Wirken in Frage stellen und begreifen, dass er während seines Lebens niemals erkannt, nie geliebt und nie wirklich gehandelt hat. Oft entstehen daraus Zweifel, ob der gewählte Weg der Verwirklichung wirklich sinnvoll war.
Das ist eine große spirituelle Krise, in der einem die Kraft, etwas zu tun, noch die rationale Fähigkeit oder das erhellende Licht fehlt. Was ist da zu tun?
Wenn einem Nichtschwimmer droht, von den Wellen des Meeres überwältigt zu werden, erschrickt der Erhaltungstrieb des Ahamkara, von Furcht und Angst gequält; dann ist es nutzlos, wild und irrational herum zu fuchteln.
Es gibt allerdings eine optimale Stellung, die ihn retten könnte: Er könnte auf aktive, bewusste Weise den “toten Mann“ machen, sich hingeben, „loslassen“, denn dann tragen ihn die Wellen, wiegen ihn sogar. In einer Situation, in der sich die Individualität an der äußeren Grenze ihres Überlebens befindet, ist es erforderlich, in ruhiger, stiller Haltung zu verharren, in der Stellung eines stillen Beobachters, im Bewusstseinszustand der Unbewegtheit, aber zutiefst gewahr für das, was geschieht.
Nur so und ganz allmählich – wobei die Zeit wenig zählt- taucht die Morgenröte auf und das Bewusstsein kann feststellen, dass ein erquickendes und erhellendes licht den gesamten psychischen Raum zu durchfluten beginnt. Diese authentische Philosophie wird laut Platon eine Todesübung genannt. Aber jeder Tod beinhaltet bekanntlich eine neue Geburt.“
in liebevoller Verbundenheit
Wolfgang
Online-Seminar
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