Das Maha Mrityunjaya Mantra: Heile dich selbst und heile die Welt

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Lesedauer 14 Minuten

Von Rolf Sovik

Die Schriften des alten Indiens sind voll von Geschichten, Mythen und Legenden, in denen sich Philosophie mit Hingabe verbindet. Große Persönlichkeiten tauchen in diesen Erzählungen auf, darunter der Weise Markandeya, dessen Lehren in der Markandeya Purana zu finden sind. Sein Text ist vor allem wegen seiner Schilderung der Herrlichkeit der göttlichen Mutter in Erinnerung geblieben. Markandeya wird auch für seine Vision der kosmischen Sintflut gerühmt, und im Mahabharata ist er ein Ehrengast im Waldlager der heldenhaften Pandava-Brüder. Aber seine Geschichte beginnt schon vor seiner Geburt.

Der weise Mrikandu und seine Frau Marudvati, die kinderlos im Wald lebte, unternahmen eine lange Buße, in der Hoffnung, sich Verdienste und den Segen eines Kindes zu erwerben. Sie wurden mit einer Vision von Lord Shiva, ihrem Ishta Devata (der Gottheit ihres Herzens), belohnt. Nachdem Lord Shiva ihre Bitte erhört hatte, eröffnete er ihnen, dass sie entweder ein Kind aufziehen könnten, das ein strahlendes spirituelles Licht wäre, dessen Leben aber nur 16 Jahre dauern würde, oder ein langlebiges Kind, das geistlos und selbstsüchtig sein würde.

Sie entschieden sich für das Kind mit den spirituellen Tugenden, und Marudvati brachte einen Jungen zur Welt, den sie Markandeya nannten. Das Paar beschloss, ihm nicht zu sagen, dass er nur eine kurze Lebensspanne haben würde, aber als er sich seinem 16. Geburtstag näherte, verriet die wachsende Traurigkeit seiner Eltern sie. Und als er sie nach einer Erklärung für ihre niedergeschlagene Stimmung fragte, erzählten sie ihm, was Lord Shiva gesagt hatte. Markandeya, der bereits ein erfahrener Yogi war, widmete sich wieder seiner Praxis.

Der Schutz durch das universelle Bewusstsein

Am Tag seines 16. Geburtstags nahm Markandeya Zuflucht in einem Tempel und setzte sich neben einen Shiva Lingam (ein Symbol des universellen Bewusstseins), um seine Verehrung und Meditation auszuüben. Als die Boten von Yama, dem Herrn des Todes, ankamen, um ihn mitzunehmen, fanden sie ihn so sehr in seine Gebete vertieft, dass sie ihren Auftrag nicht erfüllen konnten.

Als sie zu Yama zurückkehrten, schilderten sie ihm ihr Dilemma. Also reiste Yama selbst zum Tempel, um die Aufgabe zu erfüllen. Er forderte Markandeya auf, den natürlichen Gesetzen von Leben und Tod zu folgen und freiwillig zu kommen, aber Markandeya schlang seine Arme um den Shiva Lingam und gab sich seinem Schutz hin. Yama warf seine Schlinge, um Markandeya zu fangen, aber die Schlinge umschloss auch den Lingam, und sofort spaltete Shiva, der in dem Bildnis wohnte, den Lingam auf und kam wütend heraus. Yama hatte seine Schlinge zu weit geworfen, denn er hatte keine Befugnis, Shiva selbst zu umschlingen.

Yama wurde mit einem Schlag von Shivas Fuß getötet, während die anderen Götter bestürzt zusahen. Da sie befürchteten, dass Yamas Tod die Ordnung des Universums durcheinander bringen würde, flehten sie Shiva an, ihn wieder zum Leben zu erwecken – und am Ende willigte Shiva ein. Aber er wies darauf hin, dass Markandeyas Hingabe ihn beschützt hatte und er deshalb gesegnet war, auf ewig ein 16-jähriger Weiser zu bleiben. Der alte Glaube besagt, dass die verwirklichte Seele von Markandeya immer noch im Universum unterwegs ist.

Shiva: Der Hort der Freundlichkeit

Die Geschichte von Markandeya öffnet die Türen zu einem riesigen spirituellen Erbe, in dessen Zentrum die geheimnisvolle Gestalt Shivas steht. Shiva hat eine Doppelnatur. Er wacht mit grimmiger Entschlossenheit über die universelle Ordnung, zerstört Anhaftungen und befreit seine Anhänger von Unwissenheit. Er ist der innere Kontrolleur und der Auflöser, der zwanghaftes Streben nach Leidenschaft und sogar das Leben selbst zu seinem natürlichen Ende bringt. Dieser Aspekt Shivas spiegelt sich in seinem alten Namen Rudra wider, „der Heulende“ (im Sinne des Heulen eines Wolfes oder eines Kampfgeheuls von Kriegern). Der bekanntere Name Shiva hingegen bedeutet „glückverheißend, gnädig oder gütig“. Hier ist Mitgefühl Shivas Natur. Er ist ein Hort der Güte und ein Spender von Wohltaten. Mit Zärtlichkeit und einer sicheren Hand führt er diejenigen, die nach Selbstverwirklichung streben, und er lindert das Leiden im Universum.

Shiva verkörpert reines Bewusstsein. Er manifestiert das Universum und existiert in ihm wie ein Netz, in das jedes Teilchen und jedes Wesen eingewebt ist. Dennoch bleibt er von den Reizen und Versuchungen der Welt unberührt, denn er hält alles, was sich bewegt, in einer unbewegten Gegenwart. Er ist der Herr der Yogis, der in der Meditation verankert ist.

Er hat viele Namen. Für Markandeya ist er Mrityunjaya, „der Bezwinger des Todes“. Und manche sagen, dass es dieser Aspekt von Shivas Wesen ist, den Markandeya an seinem 16. Geburtstag verehrte. Aber Shivas Sieg über Yama gibt uns kein vollständiges Bild von Mrityunjaya, denn selbst in seinem Aspekt als Herrscher über den Tod ist Shiva sowohl zutiefst nährend als auch furchterregend.

Das Herz der Veden

Das große Mantra, das Shiva als Mrityunjaya gewidmet ist, findet sich im Rig Veda (Mandala VII, Hymne 59), wo es dem Weisen Vasishtha zugeschrieben wird. Die Hymne, in der es zu finden ist, beginnt mit 11 Strophen zu Ehren der Naturkräfte (der Maruts), die als Kinder von Rudra, beziehungsweise Shiva, gelten. Die Maruts kontrollieren die Energien von Stürmen, Winden, Zyklonen und Wolken (und damit das nährende Licht des Himmels). Sie besitzen zerstörerische Energie, aber sie sind auch die Beschützer des Haushalts. Wenn sie in Harmonie handeln, schaffen sie ein Umfeld des Friedens und des Wohlstands.

Das Maha Mrityunjaya Mantra wird von den Weisen als das Herz der Veden gepriesen.

Vasishtha huldigt diesen Kräften und fährt dann mit der letzten Strophe fort, einem Mantra, das in allen Schriften verehrt wird. Es wird das Maha Mrityunjaya Mantra genannt, „das große, den Tod besiegende“ Mantra. Es ist ein Mantra, das viele Namen und Formen hat. Es wird Rudra Mantra genannt, was sich auf den wütenden Aspekt Shivas bezieht; das Tryambakam Mantra, das auf Shivas drei Augen anspielt; und manchmal ist es auch als Mrita Sanjivini Mantra bekannt, weil es ein Bestandteil der „lebenserhaltenden“ Praxis ist, die dem ursprünglichen Weisen Shukra gegeben wurde, nachdem er eine anstrengende Zeit der Enthaltsamkeit hinter sich gebracht hatte. Das Maha Mrityunjaya Mantra wird von den Weisen als das Herz der Veden gefeiert. Zusammen mit dem Gayatri Mantra, nimmt es den höchsten Platz unter den vielen Mantras ein, welche für Kontemplation und Meditation verwendet werden.

Das Maha Mrityunjaya Mantra

Der Sanskrit-Text des Mantras lautet:

Eine mögliche Übersetzung lautet:

Ich meditiere über das göttliche Wesen, das die Macht des Willens, die Macht des Wissens und die Macht des Handelns verkörpert, und übergebe mich ihm.

Ich bete zu dem göttlichen Wesen, das sich in Form von Duft in der Blume des Lebens manifestiert und die Pflanze des Lebens ewig nährt.

Möge der Herr des Lebens mich wie ein geschickter Gärtner von den Fesseln meiner körperlichen, seelischen und geistigen Feinde befreien.

Möge der Herr der Unsterblichkeit, der in mir wohnt, mich von Tod, Verfall und Krankheit befreien und mich mit der Unsterblichkeit vereinen.

Das Mantra ist in vier Zeilen unterteilt, die jeweils acht Silben enthalten. Die Übersetzungen variieren stark. Wenn man allerdings ein wenig recherchiert, wird klar, dass keine einzige Übersetzung allen Bedeutungsebenen gerecht werden kann. Die vielschichtige Natur der Sanskrit-Wörter macht dies unmöglich.

Unterschiede in der Übersetzung spiegeln aber auch die Tatsache wider, dass die Klänge des Mantras für die Praktizierenden wichtiger sind als seine genaue Übersetzung. Wie Musik zieht die Resonanz dieser Klänge den Geist an und führt ihn zu einer inneren Erfahrung. Die wörtliche Bedeutung des Mantras ist zweitrangig.

Trotzdem ist es wichtig, das Mantra zu verstehen, um Vertrauen in es zu entwickeln. Die einzelnen Worte des Mantras vermitteln seine nährende Qualität, und selbst in andere Sprachen übersetzt sind sie lebenserhaltend. Sie erfüllen uns mit dem Gefühl, dass eine große Kraft des Guten in uns am Werk ist, die unser Wachstum unterstützt, uns in schwierigen Zeiten aufrichtet und uns hilft, uns selbst inmitten unseres geschäftigen Lebens an das höhere Ziel des Lebens zu erinnern.

Die Angst besiegen

Es gab eine Zeit, so heißt es, in der es keinen Tod gab. Doch die Welt wurde überfüllt, und ihre Ressourcen waren fast erschöpft. So wurde Yama die Aufgabe übertragen, den Tod zu den Wesen zu bringen, um das Gleichgewicht der Natur wiederherzustellen und das Leiden des Planeten zu lindern.

Der Tod brauchte Diener, um seine Aufgabe zu erfüllen. Krankheiten, Hungersnöte, Unfälle und das Alter spielten diese Rolle und fungierten als Boten des Todes. Aber da sie ihren Platz in der Ordnung des Universums nicht verstanden, fürchteten alle Wesen den Tod. Sie erlebten einen vorzeitigen Tod und waren besorgt, dass sie vor ihrer Zeit sterben könnten. Als diese Zeit dann gekommen war, führte die Angst vor dem Tod zu noch größerem Leid.

Dieses große Mantra kann zur Heilung, zur Erhaltung der Lebenskraft und als Zuflucht verwendet werden.

Um diese Angst zu überwinden, soll Lord Shiva selbst der Menschheit das Maha Mrityunjaya Mantra gegeben haben. Wann immer Antriebslosigkeit, Stress, Trauer oder Krankheit auftreten oder wenn die Angst vor dem Tod in das Bewusstsein eindringt, kann dieses großartige Mantra zur Heilung, zur Erhaltung der Lebenskraft und als Zuflucht verwendet werden.

Das Maha Mrityunjaya Mantra stellt Gesundheit und Glück wieder her und bringt Gelassenheit im Angesicht des Todes. Wenn Mut oder Entschlossenheit blockiert sind, erhebt es sich, um Hindernisse zu überwinden. Es erweckt eine heilende Kraft, die tief in den Körper und den Geist hineinreicht.

So wie eine Pflanze geduldig Nährstoffe aus dem Boden aufnimmt, so gelangen heilende und nährende Kräfte durch Nahrungsmittel, Medikamente, unterstützende Gefühle und ermutigende Gedanken in den menschlichen Körper. Das Maha Mrityunjaya Mantra zieht diese Kräfte an und schafft eine innere Umgebung, die ihre Wirksamkeit verstärkt. Daher kann das Mantra bei jedem erholsamen Prozess eingesetzt werden.

Das Mantra kann auch bei der Einnahme von Medikamenten rezitiert werden, denn es bereitet Körper und Geist darauf vor, die Medikamente optimal zu nutzen. In Indien wird das Mantra rezitiert, wenn Asche (Bhasma) auf den Körper aufgetragen wird (entweder als medizinische oder als spirituelle Handlung). Und so taucht das Maha Mrityunjaya Mantra natürlich als Heilmittel und Trost auf, wenn es um Gesundheit, Vitalität, Pflege oder die Befreiung von der Angst vor dem Tod geht.

Es heißt auch, dass Menschen in Heilberufen davon profitieren, wenn sie das Maha Mrityunjaya Mantra regelmäßig rezitieren. Dadurch schöpfen sie aus einer unendlichen Energiereserve und beugen so einem Burnout vor, während sie einen Kanal der Heilung öffnen, aus dem das Leben genährt werden kann.

Die heilende Kraft erwecken

Es gibt viele Geschichten, die Shiva als Mrityunjaya verherrlichen und die Praxis des Maha Mrityunjaya Mantras anpreisen. Viele von ihnen sind allegorisch, d.h. sie geben den Figuren und der Handlung eine symbolische Bedeutung, andere sind in erster Linie inspirierend, wieder andere enthalten Details zu bestimmten Praktiken.

Die Kraft des Mantras wurde von Shiva selbst im Netra Tantra erklärt, einem niedergeschriebenen Zwiegespräch zwischen Shiva und seiner Frau Parvati. Zu Beginn des Textes fragt Parvati: „Deine Augen sind so schön; sie sind mit Tränen des Mitgefühls gefüllt. Wie ist es möglich, dass aus solchen Augen das schreckliche Feuer auflodert, das den Tod selbst zu Asche machen kann?“

Shiva sagte: „Verbinde dich mit dem Yoga, oh Parvati, denn nur dann wirst du verstehen können, dass das Feuer in meinen Augen das unsterbliche Elixier ist. Das Licht in meinen Augen ist allgegenwärtig. Es ist in alle Richtungen gerichtet und wohnt in allen Wach-, Traum- und Schlafzuständen. Es ist die Quelle des Lebens für alle Lebewesen. Es kann nur durch die Praxis des Yoga erkannt werden und kann von denen, denen es an Selbstbemühung mangelt, niemals erfahren werden.

„Das Licht in meinen Augen ist dasselbe wie unsere ureigene Strahlkraft.“

„Das Licht in meinen Augen ist dasselbe wie unsere ureigene Strahlkraft. Es ist selbsterklärend. Es ist die höchste Form der inneren Stärke. Es ist ewig und es ist Ojas (die strahlende Energie, die die Materie mit Leben erfüllt). Sie ist die Kraft des Willens – der unbezwingbare Wille der Seele. In ihr liegt der Keim der Allwissenheit, die Kraft zu wissen und die Kraft zu handeln. Durch diese Kraft, die mir innewohnt, zerstöre und erschaffe ich.

„Das ganze Universum wird von dieser Energie erfüllt und aufrechterhalten. In der Tat sind die Kräfte des Willens, des Wissens und des Handelns zusammen meine Augen. Sie sind die Quelle der Unsterblichkeit, die ultimative Kraft der Heilung und Ernährung. Sie sind die Verkörperung meiner strahlenden Vitalität. Die Kenner der Mantra-Wissenschaft nennen sie Mrityunjaya, „den Bezwinger des Todes“. Es ermöglicht es, Freiheit von allen Formen des Elends zu erlangen, denn es ist der Zerstörer aller Krankheiten. Die Meditation auf dieses strahlende Licht, das sich in Form des Mrityunjaya Mantras manifestiert, kühlt die sengende Hitze der weltlichen und spirituellen Armut ab. Es ist rein, friedlich und unfehlbar.

Mit diesem Mantra ist man in der Lage, alle Feinde (Wut, Hass, Eifersucht und Gier) zu besiegen. Es ist die Quelle für Langlebigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden. Die Kraft dieses Lichts, das Mrityunjaya Mantra, durchdringt in verschiedenen Formen und Gestalten das ganze Universum. Es ist die Quelle allen Schutzes, körperlich, geistig und spirituell. Es gibt kein höheres Mysterium als dieses, das Mysterium meiner Augen, das Feuer, das in ihnen wohnt, und wie sich dieses Feuer in der Form des Mrityunjaya Mantras manifestiert.“

Ein Auszug aus dem Netra Tantra, übersetzt von Pandit Rajmani Tigunait.

Wie man dieses heilende Mantra anwendet

Inspiriert von diesen Worten und angeleitet von Lehrern, die die Traditionen der Praxis bewahrt haben, haben viele Meditierende das Maha Mrityunjaya Mantra zu einem Teil ihrer täglichen Routine gemacht. Es gibt keine Einschränkungen, wer das Mantra lernen und üben darf, und es ist auch nicht nötig, sich die Mythologie um das Mantra zu eigen zu machen, um es zu benutzen. Es reicht, wenn man sich ihm mit Respekt nähert.

Der erste Schritt ist zu lernen, das Mantra richtig zu rezitieren. Auch wenn es lang erscheint, hat es nur 32 Silben und kann mit bescheidenem Aufwand gelernt werden. Langsame Wiederholungen in Kombination mit einer Überprüfung der Bedeutung der einzelnen Wörter helfen dabei, sie sich einzuprägen.

Wenn man das Mantra einmal gelernt hat, kann man es sich zu Beginn der täglichen Meditation als eine Art Anrufung in Erinnerung rufen. Nachdem man Körper und Atem beruhigt hat, rezitiert man 3, 11, 21 oder sogar 36 Mal und lässt seinen Geist in den Klängen und dem Rhythmus jeder Zeile aufgehen. Man lässt sich vom Mantra zum Herzzentrum oder zum Augenbrauenzentrum leiten, je nachdem, was sich für uns am natürlichsten anfühlt, und konzentriert sich auf dieses Zentrum. Wenn man dieses Mantra rezitiert, um bei einem gesundheitlichen Problem zu helfen, sollte man sein Bewusstsein auf das Nabelzentrum richten.

Irgendwann möchten wir vielleicht mehr Wiederholungen in einer bestimmten Zeitspanne machen – ein sogenanntes Purashcharana. Es gibt viele Gründe, warum man das tun möchte. Es kann sein, dass wir uns in einer Phase schlechter Gesundheit oder geringer Energie befinden, dass wir ein tieferes Gefühl der Sicherheit oder des Vertrauens suchen, dass wir uns gestresst oder von Ereignissen oder Bindungen in unserem Leben überwältigt fühlen, dass unser eigener Tod oder der Tod von jemandem, dem wir unsere Praxis widmen, näher rückt.

Das Mantra stärkt die Qualitäten der Persönlichkeit, die unserem Leben Sinn und Zweck geben.

Doch oft sind es weniger gesundheitliche Gründe, die einen zur Mantra-Praxis führen, als vielmehr das tiefe Bedürfnis, Teil der sich entfaltenden Harmonie des Lebens zu sein. Die nährende Qualität des Mantras wirkt auf den menschlichen Geist und das Herz, so wie die Kräfte des Lichts, des Wassers und der Erde auf das Leben einer Pflanze wirken. Das Mantra stärkt die Qualitäten der Persönlichkeit, die unserem Leben Sinn und Zweck verleihen.

Hier einige Hinweise, die inder Praxis helfen:

  • Verwende eine Mala (eine Kette aus 108 Perlen), um deine Praxis zu verfolgen. Betrachte eine komplette Mala als 100 Wiederholungen des Mantras. Eine erfüllende Praxis ist es, 8.000 Wiederholungen in 40 Tagen zu schaffen. Das kannst du erreichen, indem du eine Mala morgens und eine abends machst.
  • Denke jeden Tag, bevor du beginnst, an den Seher des Maha Mrityunjaya Mantras, den Weisen Vasishtha. Vergegenwärtige dir einfach seinen Geist und erweise ihm Respekt. Dann beginne deine Praxis. Mit der Zeit wirst du feststellen, dass die ein oder zwei Malas, die du jeden Tag machst, ein fester Bestandteil deines Lebens geworden sind.

(Mehr allgemeine Hinweise zur Mantra-Japa-Praxis finden sich im Beitrag zu Ajapa Japa)

Strahlende Vitalität

Die vielen Gründe, das Maha Mrityunjaya Mantra zu praktizieren, gehen letztlich ineinander über. Ob wir unser Leben verbessern oder den Übergang zum Tod erleichtern wollen, dieses Mantra ist letztlich ein Mittel zur Selbstverwirklichung. Das Bewusstsein, das es anregt, ist nichts anderes als das tiefe, unendliche Bewusstsein des innewohnenden Selbst.

In dieser Hinsicht ist Markandeyas Geschichte eine Allegorie, die uns daran erinnert, dass der Tempel des menschlichen Lebens der Körper ist, dass Gebete und gottesdienstliche Handlungen in der Meditation gipfeln und dass der innere Lingam, der uns mit Unsterblichkeit segnet, die Energie ist, die von der Basis der Wirbelsäule zum Scheitel des Kopfes fließt. Diese Energie zu erwecken, war Markandeyas Akt des Glaubens.

Die Worte eines anderen der alten Weisen, Suta, weisen uns in eine ähnliche Richtung und inspirieren uns, unsere eigene Praxis zu beginnen. Sie bilden einen guten Abschluss für diesen Artikel.

O ihr Weisen der guten und heiligen Riten, es gibt keinen anderen Herrn, der so barmherzig ist wie Tryambaka. Er lässt sich leicht besänftigen und erfreuen. Wahrlich, so ist es auch mit dem Maha Mrityunjaya Mantra. Wer sich mit ihm vereint, wird zweifellos von Anhaftung befreit und wird durch Meditation eins mit dem Unendlichen selbst.


Dieser Artikel erschien zuerst in der Wisdom Library des Himalayan Institute, USA.

Deutsche Übersetzung von Michael Nickel und Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Himalayan Institute.

 

Rolf Sovik
Rolf Sovik

Rolf Sovik, Präsident und Spiritueller Leiter des Himalayan Institute, Doktor der Psychologie, begann 1972 sein Studium von Yoga und Meditation. Er ist Schüler von Swami Rama und Pandit Rajmani Tigunait und hat unter ihrer Anleitung die Lehren der Himalaya-Tradition erforscht. Er hat Abschlüsse in Philosophie, Musik, Östliche Studien und Klinische Psychologie. Derzeit lebt er mit seiner Frau Mary Gail am Himalayan Institute.

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