Danja Lutz: Yoga, der uns als Menschen mutiger und liebevoller werden lässt
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Interview mit Danja Lutz
In welcher Form arbeitest Du mit Menschen?
Ich unterrichte als Yogalehrerin Ausbildungen, Retreats und Immersions online und offline. Außerdem begleite ich Menschen im Eins-zu-Eins-Setting in Form von Mentorship-Programmen.
Als was siehst Du Dich in dieser Funktion?
Das Wort „Yoga-Lehrerin“ hat für mich eigentlich noch nie so richtig zum Ausdruck gebracht, was ich tue. Ich sehe mich mehr als Begleiterin für einen gewissen Zeitraum. Ich lehre nicht, indem ich Wissen vermittle, sondern ich versuche Räume zu kreieren, in denen Menschen sich zurück lehnen und öffnen können, um sich selbst besser kennen zu lernen und sich an die ihnen innewohnende Weisheit zu erinnern. Dabei unterstützt mich vor allem die Methodik des Tantra Yoga.
Wenn Du an Deine Berufung oder Dein Dharma denkst, welcher Aspekt Deiner Arbeit deckt dies ab und in welcher Weise?
Meine Berufung ist es, Menschen an ihre Strahlkraft zu erinnern. Sie ihre eigene Schönheit erfahren zu lassen. Und wenn dies manchmal auch nur für einen kurzen Moment während einer Yoga-Session der Fall ist – damit wird etwas aktiviert, das uns an unsere tiefste Sehnsucht erinnert, uns selbst zu kennen. Der erste Schritt ist dann gegangen, der Funken hat sozusagen gezündet.
Für mich geht es um eine zutiefst verkörperte Version des Yoga, die uns als Menschen mutiger und liebevoller werden lässt. Etwas das keine Aspekte unseres Seins ausschließt. Auch die Schatten, unsere Angst und unsere Verzweiflung bekommen ihren Raum, dürfen gesehen, angenommen und damit transformiert werden.
Wenn Du an die Menschen denkst, die zu Dir kommen, was sind wohl die herausforderndsten Themen mit denen diese derzeit kämpfen?
Menschen die zu mir kommen, verspüren meist eine Form von Angst oder Unwohlsein. Durch die Pandemie ist es nun so, dass bei vielen Menschen oft nicht mehr nur ein Bereich des Lebens wackelt, sondern das gesamte Fundament erschüttert wird. Da tauchen plötzlich Selbstwert- und Beziehungsthemen und Existänzängste in vollem Umfang gleichzeitig auf. Die Krise hat alles verdichtet und zeigt uns, wo wir hinschauen dürfen und wo die Fäden zusammen führen.
In welcher Weise unterstützt Du die Menschen, die zu Dir kommen, bei diesen Herausforderungen?
Ich unterstütze Menschen, ins Vertrauen zurück zu finden. Ich sage dazu immer, Vertrauen ist die leiseste Art von Mut, die einen ruhigen und stabilen Geist braucht. Ich liefere die Werkzeuge, um immer wieder aus der Zerstreuung in die Einpünktigkeit und zu sich selbst zurück zu kommen. Ein Daheim inmitten der sich ständig verändernden Umstände im Inneren zu finden.
Verbunden mit dem, was ewig und unveränderbar ist – das ist das wahre zu Hause, das wir haben und das uns Zuversicht und Freude schenkt. In Zeiten, in denen es uns so schüttelt, ist es schwierig ruhig zu bleiben, wenn uns diese Verbindung fehlt.
Wie hat sich Deine Arbeit durch die Pandemie verändert?
Meine Arbeit hat sich durch die Pandemie dahingehend verändert, dass alles unplanbarer geworden ist. Früher war es normal, eine Ausbildung oder ein Retreat ein Jahr vor der Durchführung auszuschreiben. Das ist anders geworden. Alles wird unmittelbarer. Man muss flexibel und kreativ sein, um immer wieder nachzujustieren und sich den Umständen anzupassen. Das große Geschenk liegt darin, dass man dadurch neues Terrain kennen lernt. Früher hätte ich mir nie gedacht, dass Ausbildungen über das Medium Internet möglich sind. Heuer bin ich ins kalte Wasser gesprungen und merke, dass komplexe Inhalte, die Kraft eines Menschenkreises und das Heilige der Praxis auch online ankommen und wirken. So erreiche ich über diesen Weg Menschen, denen es sonst nie möglich gewesen wäre, mit mir zu arbeiten.
Wie kommst Du mit Deinen persönlichen und familiären Herausforderungen durch die Pandemie zurecht? Wie hilft Dir dabei Deine persönliche Praxis?
Mich schmerzt persönlich vor allem die Polarisierung. Ich möchte mich nicht vor den Karren der Trennung spannen lassen, weil ich davon ausgehe, dass jeder sein Bestes gibt, um mit der herausfordernden Situation umzugehen.
Ich finde es traurig, wieviel Spaltung entsteht, wenn Menschen auf ihrer Meinung beharren und sie vermitteln, als wäre sie die absolute Wahrheit. Dabei gilt es auch zu erkennen, dass es nicht immer nur um uns selbst geht. Es gibt Menschen, die aus den verschiedensten Gründen Angst haben. Hier können wir Rücksicht, Mitgefühl und Respekt vor anderen Meinungen üben.
Viel interessanter als mich in energieraubenden Debatten über das Thema zu verstricken, finde ich, mir anzusehen, was da genau in mir getriggert wird und warum es mich so traurig und wütend macht. Das bedeutet nicht, dass ich alles gut finde, was im Außen läuft, aber durch die Integration meiner Gefühle, tangiert es mich nicht mehr so sehr und raubt mir vor allem nicht den inneren Frieden.
Meine persönliche Praxis hat in der Zeit von Corona noch mehr Aspekte bekommen, um den Geist klar zu halten und mich nicht im Wirrwarr der Gedanken zu verlieren.
Wo holst Du Dir Deine Inspirationen in dieser Zeit? Oder anders gefragt: Wer oder was ist für Dich da?
Inspiration in dieser Zeit ist mir mein Lehrer Rod Stryker. Gerade jetzt versuche ich mir soviel Zeit wie möglich frei zu machen, um mit ihm zu praktizieren.
Freunde, die mir den Raum bieten, meine Probleme und Sorgen auszusprechen. Die nicht eine Lösung parat haben, sondern das Ungewisse auch zulassen, das gibt mir viel Halt. Dass es möglich ist, im Unfertigen und Unperfekten seine Ruhe zu finden.
Die Natur – Sie nimmt mir alle Zweifel.
Und meine Familie. Im Moment ist das Dasein füreinander noch deutlicher spürbar.
Welche Übung aus Deinem persönlichen Repertoire empfiehlst Du Deinen Teilnehmern am häufigsten in dieser Zeit und warum?
Essentiell wichtig finde ich eine Praxis, die sich der Ruhe des Geistes widmet. Das fängt ganz bei der Basis an, den Atem bewusst wahrzunehmen, ihn geschmeidig werden zu lassen. Länger aus- als einzuatmen, um so den Geist zurück zu holen in den Moment.
Da ist die Wechselatmung eine effiziente Begleiterin. Zusätzlich empfehle ich Yoga Nidra um zu regenerieren und zu heilen und für ein stabiles Fundament, eine regelmäßige energetische Praxis um das Nabelzentrum.
Warum lohnt es sich immer, mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken?
Weil ich durch meine Resignation die Situation nicht ändern kann und mir dadurch selbst die Grube noch tiefer grabe. Ich glaube, das ist eine Gabe, die mir in die Wiege gelegt wurde: Immer das Positive zu sehen und an den Herausforderungen zu wachsen. Es kitzelt meine Kreativität wach und die Freude, neue Wege zu gehen.
Ich schicke dir liebe Leser*in einen Schwung von Mut und Zuversicht und freue mich, wenn wir uns einmal persönlich kennen lernen!
Herzlichen Dank Liebe Danja, für Deine Zeit und den klaren, positiven und authentischen Einblick in Deine gelebte Praxis des Erinnerns an die eigene angeborene Weisheit in all dessen Facetten!
Zur Person: Danja Lutz ist Yogalehrerin, Lebensbegleiterin und Mentorin. Sie lebt im Burgenland in Österreich. Informationen findest Du auf