Savasana integriert – Yoga Nidra transformiert
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Von Michael Nickel
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Savasana und Yoga Nidra? Heutzutage scheinen die Begriffe zu verschwimmen, werden doch längere Savasana-Sequenzen auch immer wieder als Yoga Nidra bezeichnet. Sind das nicht eh einfach zwei Varianten körperlicher Entspannungsverfahren aus dem Yoga-Repertoire?
Nicht ganz. Oder, um genau zu sein: absolut nicht! Zwar basieren beide auf der körperlichen Haltung, die Savasana genannt wird. Dieser Sanskrit-Begriff kommt von „Shava“ („das was tot ist“) und „Asana“ („Haltung“). Dieser Verweis auf den Tod impliziert, das etwas Neues entsteht – also Transformation stattfindet. Dies ist beiden Techniken gemeinsam. Ganz im Sinne dessen, was Rolf Sovik, ein angesehener amerikanischer Yoga-Nidra-Lehrer, zum Ausdruck bringt: „Shiva ist das, was Shava in etwas Neues umwandelt“. Das Prinzip der Transformation (also „Shiva“) wirkt auf das, was bisher war, aber gestorben ist und somit losgelassen werden kann (also „Shava“). Das gelingt besonders gut in der Körperhaltung, die wir Savasana nennen. Diese benutzen wir in beiden Prozessen!
Wenn das nun sowohl für den Prozess Savasana als auch für den Prozess Yoga Nidra gilt, worin unterscheiden sich die beiden Techniken dann? – Die Antwort darauf beginnt schon in der Intention der jeweiligen Technik:
Savasana ist der Prozess, welcher die energetisch-mentale Arbeit einer vorausgegangenen Asana-Praxis abschließt und integriert. In anderen Worten, die Transformation findet hauptsächlich auf der energetischen Ebene statt. Oder wieder anders ausgedrückt, die energetischen Prozesse integrieren die körperliche Ebene mit der psychisch-emotionalen Ebene entsprechend dem, was zuvor in der Asana-Praxis energetisch angeschoben wurde.
Auch im Yoga Nidra geschieht dieser energetische Prozess entsprechend der Vorarbeit auf diesen Ebenen, was sich je nach Variante Yoga von Nidra etwas unterscheiden kann. Doch dann geht Yoga Nidra tiefer und öffnet den Zugang zu Buddhi, unserer tiefsten Intuition. Die tiefsten Schichten von Buddhi wiederum öffnen uns die Tore zur Essenz unseres Seins: einem zutiefst fried- und freudvollen Empfinden. Dies bringt uns dem eigentlichen Kern unserer Seele so nahe wie nur möglich, ohne unsere dualistische Wahrnehmungswelt zu verlassen. In diesem Tiefgang kann Yoga Nidra Prozesse der Transformation auf allen Ebenen anstoßen.
Gute Varianten von Yoga-Nidra gehen diesen Weg nach ganz tief Innen vollkommen bewusst auf eine Weise, die Transformation gezielt ermöglicht – gute Savasana-Varianten arbeiten bewusst darauf hin, dass die energetische Wirkung, welche die vorausgegangene Asana-Praxis angestoßen hat, gezielt auf allen Ebenen integriert wird. Daher ist weder das eine besser als das andere! Beide Techniken sind mit ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden nötig und als eigenständige Methoden wichtig. Erst mit diesem Bewusstsein und in diesem Sinne eingesetzt, bieten beide Techniken den maximalen Nutzen für uns Übende.